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Streit um Schutzgebiet im Landkreis München eskaliert: Bürgerinitiative will sich gegen Bauvorhaben stellen

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Von: Daria Gontscharowa

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Eine Wiese mit angrenzendem Wald in Baierbrunn.
Eine Bürgerinitiative will die Bebauung eines Landschaftsschutzgebietes in Baierbrunn stoppen. © privat

In Baierbrunn im Landkreis München eskaliert der Streit um die Bebauung eines Schutzgebietes. Eine Bürgerinitiative will das Bauvorhaben des Gemeinderates stoppen. 

Baierbrunn ‒ Den Streit darum, ob auf dem 15.000 Quadratmeter umfassenden Landschafts­schutzgebiet direkt am Isarhochufer gebaut werden darf, gibt es in Baierbrunn seit 2016. Nun eskaliert er: Der Gemeinderat hat vor Kurzem beschlossen, für das Areal einen Bebauungsplan aufzustellen – in einem beschleunigten Verfahren.

Eine Herausnahme der Fläche aus dem Landschaftsschutzgebiet ist dafür erforderlich. Als Reaktion darauf hat sich nun die Bürgerinitiative „Perspektive Baierbrunn“ gebildet. Mit der Unterstützung vom örtlichen Bund Naturschutz sowie der Ornithologische Gesellschaft Bayern will sie sich gegen das Bauvorhaben stemmen.

Streit um Bebauung eines Schutzgebietes in Baierbrunn im Landkreis München: Fläche für Mittagsbetreuung soll gesichert werden

Der Grund für die mögliche Umwidmung ist die sogenannte Schulwiese, ein Teil des Schutzgebietes. Seit einiger Zeit steht auf der Fläche gegenüber der Grundschule ein Container für die Mittagsbetreuung. Die Kinder dürfen auch auf der Wiese spielen.

Der Container für die Mittagsbetreuung gegenüber der Grundschule in Baierbrunn.
Die Schulwiese ist ein Teil des Schutzgebietes in Baierbrunn. © Carina Nietzel

„Das Landschaftsschutzgebiet befindet sich im privaten Besitz“, erklärt ein Vertreter des örtlichen Bundes Naturschutz im Gespräch mit Hallo. Er spricht von einem Deal: „Die Eigentümer sind bereit, diese Schulwiese an die Gemeinde zu verkaufen, um im Gegenzug den Status des Baulandes für die Restfläche zu erhalten.“

Laut dem Bund Naturschutz haben sich mehrere Anwohner nach dem Beschluss über die Aufstellung des Bebauungsplans an die Organisation gewandt mit der Bitte, gegen die Entscheidung vorzugehen. „Möglicherweise werden wir ein Bürgerbegehren starten“, sagt der Vertreter des Bundes.

Bebauungsplan für Schutzgebiet in Baierbrunn: Gegner befürchten Gefährdung geschützter Arten

Zu den Gegnern der Bebauung gehört auch Anna Liebig (Name geändert), Mutter von zwei Kindern, die die Grundschule besuchen: „Es ist wichtig, die Fläche für die Mittagsbetreuung zu sichern und den Kindern weiterhin zu erlauben, dort zu spielen. Wir dürfen dafür aber nicht in Kauf nehmen, dass die beliebteste Gegend Baierbrunns bebaut wird und Flora und Fauna gefährdet werden. Finger weg vom Schutzgebiet!“

Davor, dass sich der Eingriff ins Gebiet erheblich auf Arten und Schutzgüter auswirken wird, warnt auch Manfred Siering, Vorsitzender der Ornithologischen Gesellschaft Bayern: „Die Fläche oberhalb der Isarhangkante ist ein unverzichtbarer Puffer in der Landschaft. Sie grenzt an das Naturwaldreservat Geuderleite und schließt das Flora-Fauna-Habitat-Gebiet im Bereich des Isarhangs ab. Durch eine Bebauung des Gebietes werden die besonders geschützten Arten in ihrem Lebensraum eingeschränkt und gefährdet. Der Uhu und andere Vogelarten haben ihren Brutplatz in naher Umgebung im Isarhangwald.“

Bürgerinitiative „Perspektive Baierbrunn“ stemmt sich gegen die Bebauung des Schutzgebietes

Das beschleunigte Verfahren, durch das man sich beim Festsetzen des Baugebiets nicht zu naturschutzrechtlichen Vorgaben wie beispielsweise Ausgleichsflächen verpflichtet ist, sei ein „Aushebeln des Naturschutzrechtes.“

Jan Biener, Mitgründer der vor ein paar Wochen ins Leben gerufenen Initiative „Perspektive Baierbrunn“, bezeichnet die mögliche Bebauung als eine der umstrittensten Fragen der Baierbrunner Lokalpolitik: „Am bedeutendsten Spazierweg der Gemeinde Bauland zu schaffen? Das darf nicht sein!“

Gründer der Bürgerinitiative fordert eine Beteiligung der Bürger im Planungsrecht

Er fordert eine Bürgerbeteiligung im Planungsrecht. „Wir setzen uns für eine behutsame und nachhaltige Ortsplanung ein“, betont der Mitgründer. Zeitnah werde die Initiative thematische Flyer an die Anwohner verteilen und Infostände aufstellen.

Von der Gemeinde Baierbrunn war bis zum Redaktionsschluss keine Stellungnahme zu bekommen.

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