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Einrichtung will für alle da sein und präsentiert neue Angebote für ihre blinden Besucher

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Von: Andreas Schwarzbauer

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Verena Bentele kann ein Flugzeugmodell und einen Oberschenkelknochen ertasten. Außerdem gibt es eine 3D-Darstellung von van Goghs Sonnenblumengemälde.
Verena Bentele kann ein Flugzeugmodell und einen Oberschenkelknochen ertasten. Außerdem gibt es eine 3D-Darstellung von van Goghs Sonnenblumengemälde. © Andreas Schwarzbauer

Das Deutsche Museum geht einen weiteren Schritt zur Barrierefreiheit und hat nun ein Angebot für Blinde vorgestellt. Wie Blinde die Exponate erleben können:

Isarvorstadt ‒ Vorsichtig fährt Verena Bentele im Deutschen Museum mit den Händen an dem kleinen Modell der Junkers F13 entlang. Sie ertastet die Flügel und den Propeller. Neben ihr steht Museumsführer Volker Füßmann und berichtet Wissenswerte über das Flugzeug. Hinter den beiden befindet sich die Maschine in Originalgröße. Doch diese kann Bentele nicht sehen, denn die 41-Jährige ist blind. Damit sie und andere Menschen mit Sehbehinderung dennoch einen Eindruck von den Exponaten bekommen, gibt es für sie im Deutschen Museum seit Kurzem verschiedene Angebote. Sandra Kittmann, die für die Barrierefreiheit der Einrichtung zuständig ist, zeigt sie Vdk-Präsidentin Bentele bei einem Rundgang.

Neben dem Flugzeug gibt es 35 weitere Tastmodelle. Die Besucher sind nicht auf Museumspersonal angewiesen. „Wenn sie ein Modell anfassen, startet ein Audiotext“, sagt Füßmann. Das Team habe sich viele Gedanken über das Material gemacht. „Kunststoff ist bei unserem Besucheraufkommen von 1,5 Millionen im Jahr nicht robust genug. Wir haben uns für Edelstahl entschieden, weil er abwaschbar, sowie gut zu reinigen ist und man damit detailgetreu arbeiten kann“, sagt Kittmann.

Deutsches Museum für Blinde: Auch Kunst für Blinde ertastbar

Die Ausstellung „Bild, Schrift, Code“ macht Blinden sogar ein Gemälde zugänglich. Dort steht ein Bronzerelief von van Goghs „Sonnenblumen“. „Es ist sehr fein gemacht. So habe ich das noch nie erlebt“, lobt Bentele. Im Bereich „Gesundheit“ kann sie Nachbildungen von Knochen und Gelenken anfassen. Zudem hat das Deutsche Museum ein Tastbuch für Kinder gestaltet. Am Eingang jedes Ausstellungsraumes gibt es einen Orientierungsplan, der sichtbar sowie tastbar ist und auch eine Audiofunktion hat. Sämtliche Objekte richteten sich nicht nur an Blinde. „Wir haben alle das Bedürfnis nach haptischen Erfahrungen“, meint Füßmann.

Bentele lobt, wie vielschichtig die Angebote für Menschen mit Sehbehinderung seien. „Für Blinde ist es im Museum sehr herausfordernd, weil man viele Sachen nachvollziehbarerweise nicht anfassen darf. Deshalb ist toll, dass hier so viele Ausstellungsstücke mit Haptik oder Beschreibungen in Blindenschrift zugänglich sind.“ Für Kittmann ist das selbstverständlich: „Barrierefreiheit ist ein Menschenrecht. Deshalb sollte es nicht infrage stehen, dass sich das Deutsche Museum darum bemüht. Wir möchten für wirklich alle da sein.“ Sie verweist zudem auf Videos in Gebärdensprache, eine Induktionsanlage und spezielle Führungen.

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