„Wohnen für alle“ — es wird enger

Sieben neue Wohngebäude sollen auf dem Areal der Siedlung zwischen Balan-, Görzer- und Puechberger Straße in Ramersdorf entstehen. Damit soll Wohnraum für anerkannte Flüchtlinge und Wohnungssuchende geschaffen werden. Die Optik der jetzigen Siedlung wird sich damit entscheidend verändern.
Die Planung gehört zum Programm „Wohnen für alle“, das der Stadtrat im März beschlossen hat. Es geht um die schnelle Schaffung von zusätzlichem, dauerhaftem Wohnraum für wohnberechtigte Haushalte einschließlich anerkannter Flüchtlinge. Im Sofortprogramm sollen durch die städtischen Wohnungsbaugesellschaften etwa 1500 Wohneinheiten geschaffen werden. Rund 105 davon sollen in insgesamt sieben neuen Gebäuden auf dem Gelände der bestehenden GWG-Siedlung an der Balanstraße gebaut werden. Laut den Plänen, die nun dem Bezirksausschuss Ramersdorf-Perlach vorgelegt wurden, handelt es sich ausschließlich um kleinste Einzimmer-Appartements, die nur von alleinstehenden Personen genutzt werden können.
„Familienfreundlicher Wohnraum wird nicht geschaffen“, bemängeln die Stadtteilpolitiker. Nachdem die Belegung ganz offensichtlich in der Mehrzahl mit anerkannten Asylbewerbern geplant sei, würden vermutlich vorwiegend alleinstehende Männer dort wohnen. In Anbetracht der bereits vorhandenen, teilweise durchaus problematischen sozialen Strukturen des Gebiets, beurteilt man die Integration von ausschließlich alleinstehenden anerkannten Asylbewerbern als schwierig. Der Bezirksausschuss spielt hier vor allem auf die große Sozialwohnungssiedlung direkt daneben an, die vor einigen Jahren offiziell noch den Status einer Unterkunftsanlage hatte. Im Stadtteilparlament würde man sich daher eher eine ausgewogene Mischung von Appartements und Mehrzimmerwohnungen wünschen, in die Familien und Alleinstehende einziehen könnten. Bei einem Gespräch mit der GWG kam jedoch heraus, dass die Wohnungen jeweils zur Hälfte an anerkannte Flüchtling und andere Wohnungslose gehen sollen.
Verzicht auf Standards
Da es mit dem Wohnungsbau schnell gehen muss, verzichtet man auf gewisse Standards im Vergleich zum regulär geförderten Wohnungsbau. So ist in Ramersdorf keine Unterkellerung geplant. Es müssen auf dem Gelände also noch zusätzlich Ersatzräume für Keller, Fahrradabstellplätze, Wasch- und Trockenräume untergebracht werden. Damit dies auf dem Gelände nicht noch zu weiteren Bauten und Verdichtung führt, würde der Bezirksausschuss notfalls ein Stockwerk mehr akzeptieren, wenn diese Räume innerhalb des Gebäudes – im Erdgeschoss oder Speicher – Platz finden. Eigentlich wollte man Bauten mit mehr als vier Geschossen in der durchgängig dreigeschossigen Bebauung ablehnen.
Eine weitere Kröte, die zu schlucken ist: Wegen der Nachverdichtung müssen insgesamt 260 Bäume gefällt werden. „Der Eingriff in die Natur ist beträchtlich“, heißt es aus dem BA. Man würde sich zwar zumindest für einen Teil davon Ersatzpflanzungen wünschen – „wenn man dafür noch Platz findet“, so die Baumschutzbeauftragte Andrea del Bondio (SPD) resigniert.
Carmen Ick-Dietl