Struktur für ein ganzes Quartier

Das Areal rund um die Neumarkter Straße braucht Struktur. Eine neue bauliche Ausgestaltung des alten Industriegebietes „Temmler-Areal“ zwischen Berg-am-Laim- und Weihenstephaner Straße könnte womöglich eine Schubwirkung entfachen. Hindernis: Die Planungen der Investoren von Art Invest Real Estate und Accumulata Immobilien trafen im BA Berg am Laim zuletzt auf Widerstand.
Nach den Plänen der Investoren soll auf dem Gebiet der heutigen Industriebrache ein Radikalschnitt erfolgen. Neubauten mit Büros, Geschäften, einem Hotel und Gastronomie sollen das heute noch vor sich hin dümpelnde Areal erwecken und rund um die Uhr für Betriebsamkeit sorgen. Plätze mit Aufenthaltscharakter sollen die Bauten auflockern, Wegebeziehungen, Durchlässigkeit und Transparenz sichern.
„Gute Ansätze“ hat darin zunächst auch der Berg am Laimer Bezirksausschuss erkannt. Doch Berg am Laims BA-Vorsitzender Robert Kulzer (SPD) traf den Meinungsnagel seines Gremiums mit der Feststellung auf den Kopf, ein solches Konzept könne hier nicht funktionieren. Hauptgrund für die ablehnende Haltung des Stadtteilgremiums ist die besonders entlang der Hauptader Berg-am-Laim-Straße grassierende Verkehrsproblematik. Die würde durch ein derartiges Projekt noch mehr verschärft, ein verkehrliches Disaster sei programmiert, so die Meinungslage im BA. Weiterer Kritikpunkt: „Sollte ein solches Projekt Schule machen, dann würde wohl auch in den Bereichen hinter der Berg-am-Laim-Straße und in Richtung Neumarkter Straße entscheidend nachverdichtet“, so Kulzer. Auch brauche niemand weitere überzählige Hotelbetten in dieser Region. Eine Präzedenzfall zum Leid der Anwohner vor Ort wäre geschaffen.
Bei der Stadtgestaltungskommission hat sich dagegen noch kein Meinungsbild verfestigt. „Zu vage“ seien die Pläne und bei einem Vorhaben dieser Größe zudem auch ein Architekturwettbewerb erforderlich. Die Stadt wolle weiter den Dialog mit allen Beteiligten betreiben, zitierte Kulzer aus seinen Erörterungen mit Stadtbaurätin Elisabeth Merk.
Seitens des Berg am Laimer Bezirksausschusses propagiert man ohnehin eine andere Lösung. Vor allem den in München dringend notwendigen Wohnungsbau sähe der BA nach wie vor zwischen Neumarkter- und Berg-am-Laim-Straße im Rahmen eines Strukturwandels bestens beheimatet. Dorn im Auge sind den Stadtteilpolitikern dagegen die vielen Discounter und Supermärkte, welche die Geschäftsleute im nahen Berg am Laimer Zentrum rund um die Baumkirchner Straße aufgrund schwindender Umsatzzahlen vermehrt ächzen ließen. Auch die Rotlichtbetriebe im Umgriff stellen aus BA-Sicht erwartungsgemäß „nicht die gewünschte Art“ der Quartiersentwicklung dar. Obgleich die aktuellen Temmler-Pläne und die Bauvoranfrage der Investoren vergangene Woche im BA durchfielen: Vielleicht ist gerade dieser Vorstoß ein erster Schritt zur insgesamt notwendigen Umgestaltung vor Ort. Harald Hettich