Städtebauliche Missstände beseitigen

In einem Teilbereich von Neuperlach beginnen vorbereitende Untersuchungen der Stadtsanierung: Das hat der Stadtrat jetzt beschlossen.
Damit schafft die Landeshauptstadt München die Voraussetzungen dafür, dass der Bereich über mehrere Jahre hinweg Fördermittel im Programm „Soziale Stadt“ erhalten kann, um sozialen Herausforderungen zu begegnen und städtebauliche Missstände zu beseitigen. Das 497 Hektar große Untersuchungsgebiet mit seinen etwa 40.000 Einwohnern ist Teil des größten westdeutschen Siedlungsprojektes der 1960er und 1970er Jahre. ´
Im Westen wird es durch die Bezirksteilgrenze von Neuperlach zu Perlach und Ramersdorf, im Norden durch die Bezirksgrenze von Ramersdorf-Perlach zu Berg am Laim und Trudering, im Osten durch den Weg von Waldperlach nach Trudering und den Hugo-Lang-Bogen sowie im Süden durch die Putzbrunner Straße begrenzt. Im Zentrum liegt der Hanns-Seidel-Platz, der städtebaulich entwickelt werden soll. Die homogene Siedlungsstruktur in Neuperlach mit ihrer einheitlichen Gestaltung und teils massiven Bebauung birgt nach Ansicht der städtischen Planer Chancen, aber auch Herausforderungen. Der Umgang mit dieser Form von Großwohnsiedlung und eine zeitgemäße Antwort auf in die Jahre gekommene Strukturen ist Ziel der Stadtteilentwicklung der Landeshauptstadt München. Neuperlach sei im Sinne einer autogerechten Stadt gebaut worden, die sich durch übergroße Straßenräume und die Trennung der Verkehrsarten auszeichne.
Die Großsiedlung sei gut an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen, für Fußgänger und Radfahrer gebe es aber viele Barrieren. Teilweise fehlten Grün- und Freiflächen sowie Merk- und Orientierungspunkte. In dem Gebiet lägen das Stadtteilzentrum Perlach, fünf Nahbereichszentren und einzelne Läden, die es zu erhalten gelte. In Neuperlach gebe es im Vergleich zur Gesamtstadt überdurchschnittliche soziodemografische Herausforderungen. Hervorzuheben seien die hohe Arbeitslosigkeit, insbesondere bei den Jugendlichen, und der hohe Anteil an Personen mit Migrationshintergrund. Die Übertrittsquote aufs Gymnasium sei hier geringer als in anderen Teilen der Stadt, auch gingen weniger Kinder in den Kindergarten. Bis 2020 würden etwa 2400 Sozialwohnungen aus der Bindung fallen. Schwerpunktthemen der Städtebauförderung werden die Entwicklung einer Perspektive für die in die Jahre gekommenen Großwohnsiedlungen, ihre energetische Sanierung, die Verbesserung der Wohnsituation, die Aktivierung der Freiflächen und die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum sein.
Bei den vorbereitenden Untersuchungen soll eine Antwort auf die teils überdimensionierten Straßenräume gefunden und der Ostpark aufgewertet werden. Zukunftsthemen könnten neue Mobilitätskonzepte sein. Entscheidend für den Erfolg der Stadterneuerung sei die Mitwirkung Akteure vor Ort. Parallel zu den Planungen der vorbereitenden Untersuchungen soll ein intensiver Informations- und Beteiligungsprozess, unter Einsatz unterschiedlicher Medien, Veranstaltungen und Workshops, stattfinden. Mit einem interkulturellen Ansatz sollen auch unterrepräsentierte Gruppen erreicht werden. Erfahrungen in München zeigen, dass der Einsatz der Stadtsanierung ein erfolgreiches Instrument der Stadtteilentwicklung ist.
Investitionen der Städtebauförderung von Bund, Ländern und Kommunen in den Gebäudebestand, das Wohnumfeld und die Infrastrukturausstattung sorgen für mehr Generationengerechtigkeit, Familienfreundlichkeit und Integration im Quartier.
Im Jahr 2014 wurden die Bundesmittel der Städtebauförderung erhöht. Insbesondere für das Programm „Soziale Stadt“ wurden die Mittel von 40 Millionen auf 150 Millionen Euro aufgestockt. Im Programmjahr 2016 stellt der Bund rund 140 Millionen Euro für die „Soziale Stadt“ bereit. Neuperlach ist einer von zehn Handlungsräumen, also ein Schwerpunktgebiet der Stadt- entwicklung, für das im Rahmen der „Perspektive München“ ein integriertes Handlungsraumkonzept erstellt werden soll.