Ein Spielplatz auf dem Dach

Wie vergrößert man die Pausenflächen einer Schule, wenn das Grundstück mitten in der Stadt liegt und es auf dem engen Grundstück keine freien Flächen mehr gibt? Man steigt der Schule aufs Dach! So geschehen beim Bau der neuen Turnhalle an der Führichstraße.
An der Grund- und Mittelschule Führichstraße wurde im April eine neue Dreifachsporthalle fertiggestellt (HALLO berichtete). Das Dach der Sporthalle wird als Außenfläche für den Hort der Grundschule genutzt. Bei einem Presserundgang haben Stadtschulrätin Beatrix Zurek und Salome Benz, Abteilungsleiterin Schulbau im Baureferat, den Neubau vorgestellt. „Der Hallenneubau ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie flächensparender Schulbau gelingen kann. Freie Grundstücke sind im dicht bebauten München Mangelware. Um die wachsende Bevölkerung mit Schulen zu versorgen, müssen wir auch kreative Lösungen realisieren“, erklärte Zurek dabei.
Der Neubau beherbergt nicht nur eine Dreifachsporthalle, es wurden in dem neuen Gebäude außerdem mehrere zusätzliche Räumlichkeiten geschaffen, die beiden Schulen und der Nachbarschaft zugutekommen. Dazu gehört eine Mensa, die von beiden Schulen genutzt wird, mit Zentralküche für zirka 300 Essensteilnehmer. Im Obergeschoss der Halle entstanden neue Räume für den Hort der Grundschule mit Platz für 100 Kinder (vier Gruppen). In das bisherige Hortgebäude zieht nach erfolgtem Umbau der Kindergarten ein. Eine eigene Freispielfläche für den Hort entstand auf dem Dach der Sporthalle.
Das Gelände des Schulcampus innerhalb bebauter Flächen verfügt über knapp bemessene Außenflächen – die Spielfläche auf dem Dach erweitert die Möglichkeiten für die Schulkinder draußen zu spielen und sich zu bewegen. Zudem entstanden Räume für eine bürgerschaftliche Nutzung, zum Beispiel als Treffpunkt für Vereine. Der zweigeschossige Neubau der Dreifachsporthalle dient auch dem Lärmschutz für die dahinter liegende Freispielfläche der Schulen. Der Baukörper der Sporthalle schließt über einen schlanken Verbindungsbau an das Bestandsgebäude an. In diesem Bereich befindet sich das neue Foyer mit einem zusätzlichen Eingang für die Grund- und Mittelschule. Die neue Dreifachsporthalle kann auch von Vereinen genutzt werden. Die Halle ist unabhängig von den Räumen der Schule von außen her zugänglich, auch barrierefrei.
Vor dem Neubau gab es an der Schule nur zwei kleine Gymnastiksäle. Einer wurde im Rahmen der Bauarbeiten zu einer Aula umgestaltet. Der andere steht weiterhin für die Nutzung durch Sportvereine zur Verfügung. Um den Flächenverbrauch für den Neubau so gering wie möglich zu halten und um den Baumbestand nicht mehr als nötig zu beeinträchtigen, wurden bei der Umsetzung des Raumprogramms soweit möglich auch vorhandene Flächen in den bestehenden Gebäuden umgenutzt und saniert. Im denkmalgeschützten viergeschossigen Schulgebäude aus dem Jahr 1915 wurde ein Aufzug eingebaut, um das Gebäude im Inneren barrierefrei zu erschließen. Im Zuge dieser Arbeiten wurden im betroffenen Gebäudeteil auch die Toiletten saniert, Brandschutzauflagen wurden erfüllt, Teile des Mauerwerks trockengelegt und die Decken teilweise statisch verstärkt.
Das bisher als Hort genutzte Gebäude Kirchseeoner Straße 7 wird für den vorhandenen Kindergarten umgebaut. Die Sanitäranlagen und die Küche werden erneuert. Die äußere Gebäudehülle wurde bereits 2011 energetisch saniert. Der städtische Kindergarten mit 140 Plätzen nutzt künftig drei Gebäude: zwei bestehende Pavillons und das ehemalige Hortgebäude. Entlang des Innsbrucker Rings und der Kirchseeoner Straße wurde eine Lärmschutzwand errichtet. Die Schule erhält im östlichen Grundstücksteil einen Sportbereich mit einem Rasenspielfeld, einer Laufbahn, einer Boulderwand und einem Allwetterplatz mit einer integrierten Weit- und Hochsprunganlage.
Der auf dem Hallendach befindliche Spielbereich für den Kinderhort erhielt einen hellen Plattenbelag im Wechsel mit Begrünung. Die Dachfläche des Brückengebäudes sowie Teilflächen des Hortes, die sich nicht für die Aufstellung einer Photovoltaikanlage eignen, wurden extensiv begrünt. Die nach Süden orientierte Dachfläche des Hortes erhielt eine Photovoltaikanlage.
Der Neubau erhält eine Kunstinstallation der Künstler „Inges Idee“ mit dem Titel „Auf Geht‘s“. Hierbei handelt es sich um eine zwölf Meter hohe Skulptur im neugeschaffenen Eingangsbereich. Ein Schüler beziehungsweise eine Schülerin mit riesenhaft langen Beinen und einer comic- beziehungsweise spielzeugähnlichen Gestalt tritt aus dem Schulgrundstück heraus. Die Schuhe sind so groß, dass sie auch als Sitzgelegenheit dienen können. Stellvertretend für die ganze Schülerschaft befindet sich die Figur auf dem Weg „in die Welt“, den sie voller Elan und Selbstvertrauen antritt. Die Künstler wünschten sich eine Positionierung über dem Schulzaun, den die Figur mit einem großen Schritt überwindet. Der Stadtrat hatte für die Umsetzung der Maßnahmen Projektkosten in Höhe von rund 23 Millionen Euro bereitgestellt. Im März 2014 erfolgte der Baubeginn. Inzwischen ist ein Großteil der Bauarbeiten fertiggestellt. Derzeit erfolgt die Sanierung von „Haus 7“ und die Umgestaltung der Freianlagen. Es ist geplant, bis Ende Oktober alle Maßnahmen abzuschließen.