Die Musik gibt‘s nur gegen Auflagen

Straßenmusik von allen für alle – das internationale Kulturprojekt „Play me, I’m Yours“ soll es möglich machen. Im Bezirksausschuss Ramersdorf-Perlach gab es jetzt kontroverse Diskussionen um Kosten und Aufstellungsort.
„Bitte betaste mich!“ Dazu rufen bunt bemalte Klaviere auf, die an 15 verschiedenen Standorten in München stehen. 18 Tage lang wollen sie jedermann animieren, einfach mal kostenlos und unverbindlich in die Tasten zu hauen. Das Kunstprojekt geht seit 2008 um die Welt und wurde bereits in 50 verschiedenen Städten – von Paris bis Lima – umgesetzt. Weltweit haben so mehr als acht Millionen Menschen daran teilgenommen. In München standen bereits im vergangenen Jahr scheinbar herrenlose Klaviere zum Spiel bereit.
Auch in diesem Jahr soll es das Kulturprojekt wieder geben. Es wird betreut vom Verein Isarlust, der dazu in mehreren Stadtbezirken Anträge auf Zuschuss aus dem jeweiligen Bezirks- ausschuss-Budget eingereicht hat. In Perlach, wo das Klavier wieder vor dem Kulturhaus am Hanns-Seidel-Platz stehen soll, geht es nun um 2500 Euro. Der Förderbetrag ergibt sich aus den Gesamtkosten abzüglich des Eigenanteils und aufgeteilt auf alle Stadtbezirke, in denen das Projekt durchgeführt wird.
Aus dem BA-Kulturausschuss, der den Antrag vorberaten hatte, kamen diverse Bedingungen. Der Verein möge auch vor Ort eine Auftakt-Veranstaltung planen und ein Programm skizzieren, wie unter anderem Schulen, Vereine und Chöre aus dem 16. Stadtbezirk einbezogen werden könnten. Die Gestaltung des Klaviers soll von einer Kinder- oder Jugend-Einrichtung aus dem 16. Stadtbezirk übernommen werden. Und: Das Klavier soll anschließend im Stadtbezirk bleiben und kostenlos an eine Einrichtung gehen.
Grünen-Sprecher Christian Smolka schlug auf der jüngsten Sitzung alternativ den Pfanzeltplatz als Standort vor. Dort könnten Grundschule, Kindergärten, Kirche und das Orchester St. Michael in die Aktion einbezogen werden. BA-Chef Thomas Kauer (CSU) wies jedoch auf den Termin in den Sommerferien – vom 1. bis 19. September – hin, zudem gebe es vom Pfanzeltplatz immer wieder Vandalismus-Meldungen und dort keine Unterstellmöglichkeit fürs Klavier. Nur am Kulturhaus Neuperlach sei der gewünschte Klavier-Spezl, der aufpasst, dass keiner das Klavier beschädigt, oder eine Plane drüberzieht, wenn es regnet, vorhanden.
BA-Kultursprecher Erwin Bohlig (CSU) erklärte: „Von mir ganz persönlich gäb’s überhaupt kein Geld, dieses Projekt könnte man auch selber organisieren.“ Auch CSU-Sprecher Simon Soukup sah es kritisch. Es handle sich schließlich nur um alte, gespendete Klaviere, die nochmal 14 Tage durchhalten müssten. „Das ist quasi eine Abwrack-Prämie.“ Dazu noch der ungünstige Termin. „Wir tragen hier die Kosten für die München-weite Veranstaltung am Gasteig und an der Isar mit“, so Soukup kopfschüttelnd.
Einspruch von der SPD. „Es ist unerträglich, wie hier mit Kultur umgegangen wird.“ Es gehe um ein Projekt mit weltweiten Auswirkungen. Am Ende gab es dann doch die volle Summe – samt der Auflagen. Ganz im Gegensatz zu Bogenhausen übrigens. Dort wurde der Zuschussantrag komplett abgelehnt.
Carmen Ick-Dietl