110 Jahre – vom Kaiser bis zum Oberbürgermeister

Die festliche Einweihung der Paulskirche, die ersten Münchner Taxis und der Tod des letzten Pferds von König Ludwig II. sind einige der herausragenden Ereignisse des Jahres 1906. Und natürlich der Geburtstag von Auguste Ehard. Münchens älteste Bürgerin hat am Dienstag in Perlach ihren 110. Geburtstag gefeiert und bekam dabei auch Besuch von Oberbürgermeister Dieter Reiter.
Am 12. Januar 1906 erblickte Auguste Ehard in Trostberg das Licht der Welt. In einer Zeit, als Deutschland noch Monarchie war, Kaiser Wilhelm II. regierte. Ihn hat die Jubilarin sogar persönlich kennen gelernt – als ihr Geburtsort im Jahr 1913 im Beisein des deutschen Regenten zur Stadt erhoben wurde. Mit 19 Jahren kam Ehard dann nach München. „Der Arbeit und der Liebe wegen“, wie sich die Jubilarin erinnert.
Mit 70 noch auf der Skipiste
Dort lebte sie zusammen mit ihrem Mann Franz, den sie 1939 geheiratet hatte. Sportlich aktiv ist sie dennoch ihr Leben lang geblieben – ein Grund für ihr hohes Alter, ist sie sich sicher. „Bergsteigen, Wandern, Skifahren, Rudern, Tennis – eigentlich fast jeden Sport, den es gab“, erinnert sich die 110-Jährige. Mit 70 erst hat sie das alpine Skifahren aufgegeben – und stattdessen das Langlaufen erlernt, das sie noch rund 20 Jahre lang aktiv betrieb.
In einem so langen Leben gab es auch viele Glücksmomente, unter denen einige besonders herausragen: „Ich glaube die wundervollsten Momente in meinem Leben waren die Geburt meiner Tochter und als mein Mann 1947 aus der Kriegsgefangenschaft in Dänemark zurückkehrte. Er stand eines Tages plötzlich vor der Türe und das nach acht Jahren! Es war unbeschreiblich, als wir endlich wieder eine Familie wurden!“ Besonders glücklich ist die Jubilarin auch darüber, dass sie noch die Geburt ihrer zweiten Urenkelin und die ersten Gehversuche ihrer ersten Urenkelin miterleben durfte. Mit 99 Jahren ist Auguste Ehard dann noch einmal umgezogen. Das Caritas Altenheim St. Michael Perlach ist seither ihr Zuhause. Dort fühlt sie sich wohl und hält sich körperlich und geistig in Bewegung, indem sie an zahlreichen Gruppenaktivitäten, wie Malen, Handarbeiten oder Gedächtnistraining teilnimmt.
Glückwünsche vom OB
Und das ist sie auch heute noch, auch wenn in diesem „biblischen“ Alter Zipperlein nicht ausbleiben. Die Augen machen nicht mehr so mit und auch die Beine lassen etwas zu wünschen übrig. Auf das geliebte Lesen ihrer Zeitung und auf die Spaziergänge im Garten des Altenheims muss sie deshalb mittlerweile verzichten – sehr zu ihrem Leidwesen.Das hinderte sie aber nicht daran, ihren außergewöhnlichen Ehrentag angemessen zu begehen. Neben Angehörigen, Bewohnern, Heimleitung und Mitarbeitern des Hauses konnte sie dazu einen besonderen Ehrengast begrüßen. Oberbürgermeister Dieter Reiter ließ es sich nicht nehmen, Ehard zu besuchen und ihr persönlich zum 110. Geburtstag zu gratulieren und auch die Glückwünsche des Landeshauptstadt und des Bayerischen Ministerpräsidenten zu überbringen.
Ein außergewöhnliches Erlebnis auch für Münchens Stadtoberhaupt, das sich angeregt mit der Jubilarin unterhielt. „Äußerst bemerkenswert“ fand Reiter die geistige und körperliche Verfassung der 110-Jährigen und fügte als selbst 57-Jähriger hinzu: „Das gibt auch Menschen mit 60 noch eine Perspektive!“ Und versprach, nächstes Jahr zum 111. Geburtstag wiederzukommen, dann „zur Schnapszahl auf ein Schnapserl“.
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