Ob Hyperloop oder Ottobahn — das Thema ist Mobilität. Warum?
Es geht um die Zukunftsfragen der Menschheit. Wie bewegen wir uns morgen fort? Wie arbeiten wir morgen? Wie können wir länger selbstbestimmt im Alter leben? Wir werden erleben, dass eine bayerische Rakete in den Weltraum fliegt — vielleicht sogar schon im nächsten Jahr. Wir werden bayerische Flugtaxis in der Luft sehen, die auf kurzen Distanzen Menschen transportieren. Das alles entsteht mit bayerischem Erfindergeist! Vielleicht liegt es auch in der bayerischen DNA. Wir waren schon immer ein Mobilitätsland. Die weltweit erfolgreichsten Autobauer haben ihre Heimat in Bayern. Diese besondere Kombination von Ingenieurskunst mit Lebensqualität führt immer wieder zu Innovationen „Made in Bayern“.
Ihr Ministerium umfasst Wissenschaft und Kunst. Eine Bandbreite an Themen, die Sie abdecken.
Dieses Ministerium steht ein bisschen für Bayern insgesamt. Hier läuft alles zusammen, was Bayern ausmacht. Es ist vielleicht das bayerischste Ministerium überhaupt. Es verbindet Heimat und Hightech. Beides gehört zusammen, beides macht Bayern aus. Wenn ich an die Brauchtumspflege denke: Was wäre der Münchner Osten ohne das Maibaumaufstellen, die Sonnwendfeuer oder das Zusammenkommen in den Vereinen? Das macht den Reiz aus, hier zu leben. Und das macht auch den Reiz aus, für Kunst und Wissenschaft verantwortlicher Minister zu sein.
Kommen wir auf die Kunst zu sprechen: Mit dem Bayernfonds sagen Sie Kultureinrichtungen Ihre Unterstützung zu. Aber reicht die finanzielle Hilfe? Der Kartenvorverkauf läuft seit der Pandemie oft noch schleppend, vor allem bei Kinder-Vorstellungen.
Es liegt nicht nur am Geld. Die Welt nach Corona ist eine andere geworden. Wir leben in einer neuen Zeit! Man muss sich neu ums Publikum bemühen. Das gilt übrigens für alle Akteure, egal ob aus Kultur, Kirche oder Parteien. Ganz entscheidend ist auch die Jugend, die kulturelle Bildung und die Vermittlung von Kultur: Wir dürfen nicht zulassen, dass es einen Generationenabriss gibt und die Jungen nur noch in der Blase der sozialen Netzwerke ihre Erfüllung finden. Dazu ist Kultur zu reichhaltig, zu wertvoll. Das zu bewahren, ist ein Schwerpunkt, den ich im nächsten Jahr setzen möchte.
Wie erreicht man Jüngere? Sollen die Schulen mehr ins Theater?
Oder anders rum: Die Theater können in die Schulen gehen. Es gibt tolle Projekte wie Theatertage an den Schulen. Kinder und Jugendliche sollen einen Zugang zu etwas finden, mit dem sie vielleicht nie zuvor in Berührung waren und plötzlich dafür Begeisterung entdecken. Ich kann nur schätzen, was ich kenne.
Mit Theater, das berührt?
Der Köder muss dem Fisch schmecken. Diese alte Weisheit gilt auch hier. Man muss sich fragen, wie man heute die junge Generation erreicht.
Oder halten finanzielle Beweggründe vom Kultur-Genuss ab?
Natürlich liegt im Moment etwas Unsicherheit über dem Land. Der Ukrainekrieg tobt weiter, die Energieversorgungsfragen sind nach der Abschaltung der Kernkraftwerke noch dramatischer geworden und die Preisexplosion ist nicht im Griff. Deswegen schauen viele momentan auf den Geldbeutel und prüfen jede Ausgabe. Ich kann das sehr gut nachvollziehen.
Seit einem Jahr sind Sie Minister. Wenden sich die Menschen aus dem Münchner Osten dennoch an Sie?
Der wichtigste Seismograf für mich ist der Kontakt zu den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort. Es ist ein Privileg, mit vielen Menschen reden zu können. So kann ich mir ein vollständiges Bild machen, so kann ich die richtigen Abwägungen und Entscheidungen treffen. Deswegen werden Sie mich im Münchner Osten auch weiter überall antreffen, ob beim Truderinger Ventil, beim Starkbieranstich in der Perlacher Forschungsbrauerei oder auf der Truderinger Festwoche. Ich erlebe im Moment an ganz vielen Stellen ein herzliches Wiedersehen. Nach den Jahren der Corona-Pause. Das ist schön. Und das macht das Gefühl der Heimat aus. Der Münchner Osten war immer meine Heimat und bleibt das auch.
Ein offenes Ohr für den Münchner Osten auch als Minister.
Selbstverständlich, und da bin ich immer bereit, auch das gesamte politische Gewicht in die Waagschale zu werfen. Sie sprachen vorher die Mobilität an. Was die Menschen hier umtreibt, ist der Brennerzulauf. Die Bahn hat sich in den letzten Jahren immer um klare Aussagen herumgedrückt, was das für den Münchner Osten bedeutet. Ich sage ganz deutlich: Was für’s Inntal recht ist, muss auch im höchst verdichteten Münchner Raum möglich sein, nämlich dass alles untertunnelt wird. Es kann nicht sein, dass jeder Zug zum Brenner in Zukunft in Trudering praktisch durch den Vorgarten fährt. Es geht um maximal möglichen Anwohnerschutz. Deshalb kämpfe ich für die Bürgervariante bei der Truderinger Kurve und eine weitgehende Untertunnelung der Zulaufstrecke im Stadtgebiet.
So erscheinen bei Ihrem Neujahrsempfang parteiübergreifend sämtliche Akteure aus dem Münchner Osten. Von den Pfarrern bis zur Feuerwehrlern.
Der Münchner Osten ist Bayern in der Stadt. Das liegt daran, dass Stadtteile wie Trudering oder Perlach die längste Zeit ihres Bestehens selbstständig waren und erst spät nach München eingemeindet wurden. Oder sich Gemeinden wie Neubiberg, Ottobrunn oder Haar ihre Selbstständigkeit bis heute erhalten haben. Wir können stolz sein auf unsere Vielfalt im Vereinsleben und an Brauchtumsaktivitäten! Bei uns gibt es dieses besondere„Mia san mia“-Gefühl. Das macht es innerhalb einer Metropolregion wie München nochmal besonders lebenswert.