Die drei großen Ziele der sogenannten „Parkmeile“ seien laut Susanne Brittinger, Stadtplanerin im Münchner Rathaus, Freiraumsicherung, Freiraumerschließung und Freiraumentwicklung. „Grundsätzlich geht es um die Schaffung von kraftvollen grünen Verbindungsachsen, also einen verbindenden Charakter herzustellen, zwischen Stadtgebiet und Umland. Es sollen große durchgängige Puffer entstehen“, so Brittinger weiter. Der Fokus liege aber ebenso auf der Multifunktionalität dieser Freiräume. Brittinger fügte hinzu, dass alle Gedanken die bis hierhin gesammelt würden nicht rechtsbindend seien „und der Ideenfindung dienen und für alle Planenden als Basis nützen“.
Sophia Hartwig, Landschaftsarchitektin des Stuttgarter Büros Lohrberg, erläuterte das Herzstück Truderinger Wald näher, also das Areal zwischen Putzbrunner Straße, Gerstäckerstraße und dem östlichen Stadtrand. „Der Truderinger Wald – in den Planungen Neuer Park genannt – hat als Kaltluftentstehungsgebiet eine große Auswirkung auf das Stadtklima von Neuperlach. Das Hachinger Tal bildet ebenfalls eine wichtige Kaltluftlinie für München. Insofern haben Planungen der Parkmeile eventuell Auswirkungen auf die Kaltluftbahnen“, sagte Hartwig.
Die Architektin stellte drei mögliche Szenarien für den Bereich Truderinger Wald vor. Die erste Variante haben die Planer als „Aktivierung des Bestandes“ bezeichnet. Demnach wäre ein Großteil der Flächen keiner bestimmten Nutzung fest zugeordnet. „Der undefinierte Charakter der Brachflächen wird positiv bewertet und soll erhalten bleiben“, heißt es weiter. Temporäre Nutzungen würden gemeinschaftlich organisiert und Flächen für zukünftige Freiraumentwicklungen reserviert. Hartwig nannte für diese Möglichkeit Stichwörter wie „Brache“, „Wildnis“, „Abenteuerspielplatz“ oder „geheime Lieblingsplätze“.
Die zweite Variante wurde im Vortrag „Intensive Parknutzung“ genannt. In diesem Fall würde Raum für alle Freiraumnutzungen geboten, die in den Freiflächen der angrenzenden Quartiere keinen Raum fänden. „Bewegung, Sport und Erholung in einer großen Freifläche“, so Hartwig. Die Flächen wären einer oder mehreren Nutzungen zugeordnet, wobei die angrenzenden Waldflächen geschützt würden. Laut Architektin „werden Naturschutzflächen in Form von Inseln und Korridoren integriert.“ In diesem Zusammenhang fielen Wörter wie „Gärtnern“, „Biotopinsel“, „Beach Volleyball“ oder „Kaffeepause“.
Die dritte Variante wurde als „Naturschutzpark“ ausgewiesen. Es solle Raum für den Schutz und die Entwicklung von Natur und Landschaft geboten werden. „Der Großteil der Fläche ist für den Menschen nicht mehr direkt nutzbar, sondern für den Naturschutz reserviert“, erläuterte Sophia Hartwig. Parkinseln würden eine Pufferfunktion erfüllen und geschützte Bereiche entlasten. Dazu gibt es Anhaltspunkte wie „Kulturslandschaft extensiv“, „Grillen zirpen“, „Pionierbewuchs“ oder „Vögel beobachten“.
„Im Endeffekt wollen wir uns nicht strikt auf ein Szenario festlegen, sondern eine Kombination aus diesen drei Ansätzen kreieren. Es geht mehr darum, herauszufinden, welche Gewichtung am sinnvollsten erscheint“, betonte Hartwig. Möglich wäre auch, so die Landschaftsarchitektin, dass sich auch eine vierte Variante entwickelt, an die man bisher noch gar nicht gedacht habe.
Den Abschluss des Abends bildete eine Fragerunde beziehungsweise wurden weitere Anregungen und Ideen gesammelt. In welche Richtung sich das Projekt entwickelt, lässt sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen, doch ist es wahrlich ein angenehmer Gedanke, in Zukunft über die grüne „Parkmeile“ im Münchner Stadtgebiet zu flanieren.
Roman Wintz
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