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Eingepfercht unter widrigsten Umständen

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In dieses Bürogebäude am Gustav-Heinemann-Ring sollen nach dem Wunsch eines Investors bald osteuropäische Arbeiter einziehen. Der BA ist strikt dagegen. © hv

Das Bürogebäude am Gustav-Heinemann-Ring 133-135 soll für zwei Jahre als Wohnheim für rund 500 EU-Arbeiter genutzt werden. Bezirksausschuss und Stadt lehnen das allerdings kategorisch ab.

„Wenn das so kommt, dann traue ich mich da, vor allem bei Dunkelheit, nicht mehr vorbei.“ Die Neuperlacherin formuliert ihre Ängste auf der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses (BA) Ramersdorf-Perlach ganz offen. Ihre Bedenken drehen sich um die beantragte Nutzungsänderung für das Bürogebäude am Gustav-Heinemann-Ring 133-135, nahe des U-Bahnhof Neuperlach-Süd. Der Bau steht derzeit größtenteils leer, auch Sparkasse und Bäcker haben bereits eine Kündigung erhalten. Bis klar ist, was letztendlich mit dem Gebäude geschehen soll, will ein Betreiber dort übergangsweise – für etwa zwei Jahre – ein EU-Arbeiterwohnheim einrichten.

Der eingereichte Antrag hat es in sich: Geplant sind mehr als 500 Übernachtungsplätze auf vier Etagen in verschiedenen Wohngruppen. Die Zimmerbelegung liegt zwischen vier und sechs Betten. „Auf 23 Quadratmeter drei Stockbetten, dazu sechs Schränke“, wiederholt Wolfgang Thalmeir (CSU), Sprecher des zuständigen BA-Planungsausschuss die Informationen, die man vom Architekten bei der Vorstellung des Projekts erhalten habe. Die Sanitäreinrichtungen würden pro Etage und zirka 100 Bewohnern aus gerade mal sechs Duschen und acht Toiletten bestehen. Wobei jeweils zwei Duschen und Toiletten bei Bedarf für Frauen reserviert würden. „In Anbetracht von Zuschnitt und Ausstattung des Gebäudes und der Räumlichkeiten ist davon auszugehen, dass in der geplanten Einrichtung typischerweise osteuropäische Bauarbeiter in großer Zahl untergebracht werden sollen, die unter widrigsten Umständen in engste Räume ohne Gemeinschaftsräumlichkeiten sowie Freizeitmöglichkeiten gepfercht werden“, sagt Thalmeir. Das sei weit unter dem Standard, den der Bezirksausschuss selbst bei Unterkunftsanlagen für Asylbewerber fordere.

Zudem seien Probleme mit der Nachbarschaft des angrenzenden reinen Wohngebiets vorprogrammiert. Außerdem gebe es eine völlig undurchsichtige Eigentumslage und die Legitimation des Bauantragstellers sei etwas zweifelhaft. Das Fazit: Das Stadtviertelparlament lehnt die Pläne ganz energisch ab. Offenbar ist die Lokalbaukommission zum gleichen Urteil gekommen.

Sprecher Ingo Trömer erklärt auf HALLO-Anfrage, der Antrag habe sich erledigt, weil die LBK ihn abgelehnt habe. Warum ging sowas überhaupt erst an den Bezirksausschuss? „Dem BA werden grundsätzlich alle Bauanträge vorgelegt, völlig unabhängig, ob genehmigungsfähig oder nicht.“ Sonst würde man den BA in seinem Recht beschneiden. Der Perlacher BA plädiert nun dafür, die Adresse dem angrenzenden Wohngebiet zuzuschlagen. Dann könnten potenzielle Investoren das Bürogebäude abreißen und den Neubau von Wohnungen veranlassen. „Unserer Meinung nach eignet sich das hier perfekt“, so Thalmeir. Carmen Ick-Dietl

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