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Bis Bayern Laubbaum-frei ist?

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Mit sogenannten Pheromonfallen in Bäumen, wie hier in der Haarer Dianastraße, sollen ALB-Weibchen angelockt werden.
Mit sogenannten Pheromonfallen in Bäumen, wie hier in der Haarer Dianastraße, sollen ALB-Weibchen angelockt werden. © eid

Was der Bund Naturschutz (BN) nach eigener Aussage befürchtet hat, bestätigt sich nun mit den jüngsten Funden. Der Asiatische Laubholzbockkäfer (ALB) ist viel weiter verbreitet als bisher angenommen. In einem aktuellen Beschluss seines Landesvorstands spricht sich der BN deshalb gegen das derzeit übliche Verfahren einer Ausrottung im 100 Meter Radius aus. Stattdessen fordert er ein umfassenderes Vorgehen, das auch das Beschaffungswesen der Kommunen einschließt.

„Immer wieder werden Käfer an neuen Orten entdeckt, auch im Münchner Stadtgebiet. Die derzeit verfolgte Ausrottungsstrategie der Behörden kann nicht erfolgreich sein, solange ein Neueinschleppen des Käfers nicht zuverlässig unterbunden wird“, findet Christian Hierneis, Vorsitzender des BN in München. Seiner Ansicht nach ist auch überhaupt nicht klar, ob der Käfer nicht längst in weiten Teilen Bayerns vorkommt: „Gibt es zehn Käfer in Bayern oder schon Hunderte? Wir wissen es schlicht und einfach nicht.“ Mit den großflächigen Fällungen würde einzig und allein eine Baumvernichtung geschaffen, die der Käfer selbst niemals schaffen würde. Der BN fragt sich daher: „Wie lange soll das so weitergehen? Bis halb Bayern Laubbaum-frei ist?“ Niemand könne sicher sagen, welchen Schaden der Käfer tatsächlich anrichtet. Wenn das so weitergehe, „verlieren wir überall unsere grünen Lungen und müssen trotzdem befürchten, immer wieder neue Käfer zu bekommen.“

Das große Problem in den Augen der Umweltschützer ist nämlich der vermeintlich billige Import von Granit aus China in die Städte. Anstatt wie früher üblich Granit aus der Region zu verwenden, kauften die Kommunen günstigeren in Fernost – der auf Holzpaletten angeliefert wird, in denen dann der Schädlich gleichsam als blinder Passagier mitfliegt. Wie berichtet, hatten Baumkletterer im März mehrere Bäume mit ALB-Befall im Bereich des Riemer Wäldchens gefunden. Dort waren schon 2015 Spuren des Käfers entdeckt und Bäume gefällt worden. Vor drei Wochen tauchte der Käfer dann auch im angrenzenden Gewerbegebiet auf. Noch im Juni sollen im Umkreis von 100 Metern um die befallenen Bäume alle Bäume der 16 gefährdeten Baumgattungen der Kettensäge zum Opfer fallen. Grund hierfür ist eine EU-weite Ausrottungsstrategie gegen den Schädling aus China.

„Aus wie vielen Paletten der ALB bereits gekrabbelt ist und wo er überall in unseren heimischen Bäumen lebt, weiß niemand. Momentan ziehen die Fällungen immer weitere Kreise. Ein Ende ist nicht in Sicht. Überall im Stadtgebiet lagern Paletten mit Granit-Bordsteinen aus China, egal ob in der Maxvorstadt, am Luise-Kiesselbach-Platz oder in Obersendling“ erläutert Hierneis.

Der BN fordert daher, schnellstmöglich die Einfuhr von Verpackungsholz aus China zu unterbinden. Außerdem sollten ausschließlich befallene Bäume gefällt werden. „Nur wenn eine Neueinschleppung komplett ausgeschlossen werden kann und die zuständigen Behörden umgehend Klarheit über die tatsächliche Verbreitung des ALB in Bayern schaffen, ist eine lokale Ausrottungsstrategie sinnvoll. Deshalb lehnt der BN diese weiträumigen präventiven Fällungen ab. Das derzeitige Vorgehen unterstützt der BN nach seinem aktuellen Beschluss nun nicht mehr“, macht Hierneis die Position des BN deutlich.

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