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Der TSV macht sich fit für die Zukunft

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Kindern — gleich welcher Nationalität – schwimmen beizubringen, ist ein wesentliches Ziel des TSV Trudering. Der Verein hat in seinem Trainerteam mittlerweile auch schon einen jungen Syrer, Ghiath (rechts). © kn

Der TSV Trudering ist 92 Jahre alt. Seinem Ziel, der breiten Bevölkerung ein möglichst umfassendes Sportangebot zu liefern, ist der Verein in all den Jahren treu geblieben. Um auch in Zukunft bestehen zu können, hat sich der TSV zuletzt aber eine neue Struktur zugelegt – und sogar den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) damit überzeugt.

Andreas Marklstorfer ist seit 1970 Mitglied des TSV Trudering. Erst kickte er in der Fußballabteilung, später wechselte er in den Vorstand. Seit zwölf Jahren ist er nun Vorsitzender seines Heimatvereins. Dass er einmal drei Fachkräfte beschäftigen muss, um Buchhaltung, Mitgliederverwaltung und Vertragsangelegenheiten rechtssicher regeln zu können, und dazu noch einen hauptamtlichen Sport- und Gymnastiklehrer würde anstellen müssen, hätte er sich vor 40 Jahren jedoch in seinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können.

„Die Bürokratie“, seufzt Marklstorfer. Für Zuschüsse müssten die Sportprogramme exakt dokumentiert werden; die Belegung der Hallen und Freiflächen exakt mit der Stadt abgestimmt werden. „Ein Verein nur mit Ehrenamtlichen hätte da keine Chance“, ist sich der 57-Jährige sicher.

Hinzu kommt aber noch ein weiterer Aspekt: Der 1840 Mitglieder starke Verein will wachsen und gegen die Konkurrenz durch andere Vereine oder Fitnessstudios bestehen. Wobei „wollen“ das falsche Wort ist. Marklstorfer zufolge hätten langfristig nur Vereine ab 2500 Mitgliedern eine Chance, dauerhaft existieren zu können. „Wir müssen also wachsen.“ Weshalb er und seine Vorstandskollegen vor Jahren ein neues Konzept anstießen, dessen wichtigstes Ziel lautet: „Wir passen unser Angebot unseren Mitgliedern an.“

In sportlicher Hinsicht bedeutet dies, das Trendsportarten wie Basketball innerhalb des Vereins gestärkt werden sollen. Auch die Zielgruppe „50 plus“ soll Angebote bekommen. Und der TSV will sich in Kampfsport versuchen – gerade junge Männer mit Migrationshintergrund würden sich dafür interessieren.

In Sachen Nachwuchsrekrutierung geht der Verein ohnehin schon lange in die Offensive. Mit Peter Kisters arbeitet seit einem Jahr ein Sportlehrer in Vollzeit für den TSV. Gemeinsam mit drei Jugendlichen, die ein Freiwilliges Soziales Jahr im Verein absolvieren, sowie einem jungen Mann aus dem Bundesfreiwilligendienst kümmert er sich um Sportangebote für die Ganztagesbetreuung am Kindergarten St. Peter und Paul, an der Grundschule am Lehrer-Götz-Weg, an der Mittelschule an der Feldbergstraße sowie am Gymnasium Trudering. Viele dieser Kinder, so Kisters, könne er über diesen Schulsport für den TSV gewinnen. Zudem sorgt er mit seiner Kindersportschule „Kids-Club“ für die sportliche Grundlagenausbildung der Kinder. Viele der „Kids-Club“-Teilnehmer lotst er, den Talenten der Kinder entsprechend, in die passenden Abteilungen. „Wir sind ein Breitensportverein, wir leben Gemeinschaft“, sagt Kisters. Klar, Spitzentalente in seinen Reihen zu haben, sei schön und für ihn als Trainer angenehm. „Doch bei uns haben alle einen Platz, auch die, die eher am Rande stehen.“

Aus diesem Grund hat sich der TSV Trudering unter der Ägide von Peter Kisters auch die Integration von Flüchtlingen auf die Fahnen geschrieben. Ganz wichtig ist dem 47-Jährigen dabei: „Auch hier geht es um die Gemeinschaft. Wir tun nicht nur für die Flüchtlinge etwas, sondern wir erwarten auch Gegenleistung.“ Konkret bedeutet dies, dass es für die Bewohner der Flüchtlingsunterkunft an der Stolzhofstraße keine Extrawürste gibt. Wer mitmachen will, muss zu den Trainingszeiten vor Ort sein. Die Verständigung sei im Sport ohnehin kein Problem: „Bei Fußball zum Beispiel brauche ich keine Sprache!“ Mittlerweile hat der Verein sogar schon einen syrischen Übungsleiter in seinen Reihen: Ghiath, der sich um die Schwimmkurse kümmert. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) war von der Arbeit des TSV Trudering beeindruckt und ernannte ihn deshalb zum „anerkannten Stützpunktverein“ für sein Programms „Integration durch Sport“ (IdS). Für den Verein bedeutet dies finanzielle, aber auch fachliche Förderung. „Wir wollen nicht nur Leistung entwickeln, sondern auch Menschen“, formuliert Trainer Peter Kisters die Idee hinter der vorbildlichen Integrationsarbeit seines Vereins.

Dass Andreas Marklstorfer sich im kommenden Jahr – entgegen dem Willen seiner Gattin – doch noch einmal zur Wiederwahl stellen wird, ist angesichts der positiven Grundstimmung im TSV durchaus möglich. „Zur Zeit macht‘s richtig Spaß“, sagt der 57-Jährige, „der Laden läuft“.

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