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Abschied aus der realen Welt

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Blizzard Entertainment's "The Burning Crusade," the highly anticipated expansion of World of Warcraft game is being delayed until January. This image from "The Burning Crusade" was provided by its publisher, Blizzard. (AP Photo/Blizzard)
Das Computerspiel „World of warcraft“ hat Suchtpotential. Manche Jugendliche spielen bis zu 20 Stunden täglich. © AP

Das Internet ist aus unser aller Leben nicht mehr wegzudenken. Doch einige Menschen driften völlig in die virtuelle Welt ab – und finden nicht mehr zurück. Solche Online-Junkies können nun am Isar-Amper-Klinikum in Haar Hilfe finden.

Im Kinderzimmer stapeln sich Pizza-Kartons, die Vorhänge sind zugezogen und es riecht streng. Als die Eltern ihrem 18-jährigen Sohn, der sich seit Monaten hinter seinem PC verkriecht, androhen, den Strom abzuschalten, rastet der aus. Grün und blau geschlagen, wendet sich die Mutter schließlich an die Experten im Isar-Amper-Klinikum Haar. „Wir wissen nicht mehr, was wir noch machen sollen“, so die verzweifelte Frau. Und: „Wir schämen uns so!“ Dieser Fall ist beileibe kein Einzelfall, weiß Oberärztin Dr. Susanne Pechler vom Isar-Amper-Klinikum. Immer mehr Menschen, vor allem Jugendliche, verbringen bis zu 20 Stunden am Stück vor ihrem Computer. In Spielen wie „World of warcraft“ kämpfen sie ohne Pause gegen Monster, Schurken und Todesritter; in Chat-Foren wie Facebook oder Whatsapp plaudern sie stundenlang mit (virtuellen) Freunden. Das Leben außerhalb des PC nehmen sie immer weniger wahr. Und am Ende finden sie nicht mehr zurück in den Alltag.

PC- beziehungsweise Internetsucht nennen Experten wie Susanne Pechler das Phänomen, das derzeit „ein Riesen-Thema“ ist. Diese neue Form der Abhängigkeit hat demnach ein hohes Suchtpotenzial, die Betroffenen fühlen sich gefangen in den Weiten des Internets. Die Ärzte am Isar-Amper-Klinikum haben daher eine spezielle Therapie für Onlinesüchtige entwickelt, die erste in Stadt und Landkreis München, die auch voll von den Krankenkassen finanziert wird. Am Dienstag, 2. Februar, startet das offene Angebot, das sowohl Betroffene selbst als auch deren Angehörige nutzen können.

Neben der Beratung findet dabei auch eine Diagnostik statt, anhand derer die Klinik einen Behandlungsvorschlag ausarbeitet. Die Patienten durchlaufen dann eine ambulante, zirka sechs- bis achtwöchige Therapie.

Die Teilnehmer können dabei, in schweren Fällen, entweder täglich von Montag bis Freitag die Tagesklinik besuchen, oder sie kommen ein- bis zweimal pro Woche zur Behandlung in das Haarer Klinikum. Die Erfahrung, so Pechler, zeige, dass die Heilungschancen sehr gut seien.

Entscheidend dabei sei jedoch, dass die Patienten die Behandlung selbst wollten. Der erste Schritt, nämlich den Laptop für zwei Wochen komplett zuzuklappen, verlange bereits ein hohes Maß der Bereitschaft zur Mitarbeit. Anschließend würde eine „Ampel“ erarbeitet, die den Patienten erlaube, was sie mit ihrem Computer tun dürften und was nicht. Am Ende, als Abschluss, gelte es dann, den „Avatar“, also die virtuelle Spielfigur der Patienten, abzuschalten. Grundsätzlich, rät Dr. Pechler, die Erkrankung „nicht auszusitzen. Ohne Behandlung wird‘s nicht werden.“

Weitere Informationen zur offenen Sprechstunde PC- und Internetsucht gibt es im kbo_Isar-Amper-Klinikum München-Ost, Casinostraße 64a in Haar, Telefon 01522/2693488 oder per E-Mail an susanne.pechler@kbo.de.

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