Investor will Geothermie-Projekt wiederbeleben

Das vor gut zehn Jahren gestartete Geothermie-Projekt Grasbrunn Vaterstetten Zorneding (GVZ) soll reanimiert werden. Das Investorenkonsortium „Daldrup und Söhne“ scheint einen Versicherer gefunden zu haben, der das Risiko einer Fehlbohrung übernimmt. In den Gemeinden reagiert man jedoch zurückhaltend.
Im Jahr 2006 hatte die Gemeinde Grasbrunn für die Geothermie eine Wiege aufgestellt. Doch auch als zunächst Vaterstetten und später Zorneding als Partner hinzugezogen wurden, um die kommunalen Finanzlast zu teilen, konnte im folgenden Jahrzehnt das Geothermie-Projekt nicht aus der Taufe gehoben werden.
Die Gemeinden Grasbrunn und Vaterstetten hatten sich das Bohrrecht beim Bergamt des Bayerischen Wirtschaftsministeriums gesichert. Anschließend hatten Experten im „Erlaubnisfeld Grasbrunn/Vaterstetten“ die notwendigen Brüche in verschiedenen Erdschichten überprüft, um dadurch das in etwa 2500 Meter Tiefe fließende Thermalwasser anzapfen zu können. Ergebnis der Untersuchung: In den betreffenden Claims sei mit einer Wassertemperatur bis etwa 100 Grad Celsius zu rechnen, was zwar die Versorgung mit Fernwärme sinnvoll macht, aber für eine wirtschaftliche Stromgewinnung zu kalt ist.
Nach Ablauf der Erlaubnis dauerten die Kostenplanungen noch an, weshalb man sich eine Verlängerung der Bohrrechte sicherte. Rund 500.000 Euro insgesamt verschlangen die Planungen und Kalkulationen, ohne die erhoffte Erdwärme als Energie im Alltag verwenden zu können. Auf bis zu 80 Millionen Euro schätzte man das Investitionsvolumen. Und so manchem Bürger erschienen dabei das kommunale Mitspracherecht und der gemeindliche Einfluss auf „bezahlbare Energie“ nicht ausreichend gesichert zu sein. Zu dieser Zeit fand sich keine Versicherung, die das Risiko der Bohrung abgedeckt hätte. Für die Kommunen sind die Rechte am Claim inzwischen abgelaufen.
Umso überraschter ist man nun in den Rathäusern, dass das Projekt scheinbar wiederbelebt werden soll. Laut Josef Daldrup, dem Vorstandsvorsitzenden des Konsortiums Daldrup und Söhne, soll es einen Versicherer geben, der das Ausfallrisiko für eine Fehlbohrung übernehmen würde. Sofern die Gemeinden interessiert seien, könne man das Geothermie-Projekt nun also endlich an den Start bringen. Grasbrunns Bürgermeister Klaus Korneder reagiert jedoch zurückhaltend: „Bisher ist niemand an mich herangetreten.“ Für ihn lässt sich ein solches Geothermie-Projekt aber nur in Begleitung der Kommune realisieren. Denn die Bohrung alleine fördert die Energie noch nicht zum Verbraucher; es brauche Bauleitpläne und gerade die in den letzten beiden Jahren sanierten Straßen müssten erneut aufgegraben werden.
Bürgermeister Georg Reitsberger aus Vaterstetten wie auch sein Zornedinger Amtskollege Piet Mayr erfuhren erst über Dritte von den neuen Entwicklungen. Dass die Wiederaufnahme des Geothermie-Projekts, wie Gerüchte besagen, eine Investition über weitere 10.000 Euro erforderlich machen würde, hätte ihnen der Investor bislang nicht bestätigt. Sowohl Korneder als auch Reitsberger machen jedoch darauf aufmerksam, dass die notwendigen Finanzmittel für das Geothermie-Projekt ohnehin nicht im Haushalt bereitstünden; vielmehr gebe es anstehende kommunale Projekte – etwa Wohnungsbau – mit hohem Investitionsvolumen.
ar