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Her mit erneuerbaren Energien: Haar setzt auf Wind und Sonne

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Von: Raffael Scherer

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Windpark bei Lichtenau
Haar will mehr auf nachhaltige Energien wie Solar und Windkraft setzen. (Symbolbild) © IMAGO/Jochen Tack

Komplett nachhaltig und CO2-neutral: Dieses Ziel verfolgt die Gemeinde Haar mit ihren neuen Plänen, die nun Thema im Gemeinderat waren.

Haar – Die Gemeinde Haar soll eine „Circular City“ werden. Dieses Ziel gab Bürgermeister Andreas Bukowski (CSU) bei der jüngsten Gemeinderatssitzung bekannt. In einer „Circular City“, also einem Ort mit Kreislaufwirtschaft, sollen die Produkte nach ihrer Nutzung nicht entsorgt, sondern wieder vollständig in den Kreislauf zurückgeführt werden. Die Gemeinde soll dabei laut Bukowski nicht nur klimaneutral, sondern sogar klimapositiv werden. Dazu benötige es die vier Hebel „erneuerbare Energie, zirkuläre Beschaffung, zirkuläres Bauen und zirkuläres Wissen“.

Nachhaltigkeit und Ökologie sollten dabei nicht nur Schlagworte bleiben, sagte der Bürgermeister, sondern auch aktiv betrieben werden. Als praktische Beispiele für die reale Umsetzung von zirkulärem Bauen nannte er den Neubau des Jugendzentrums Dino sowie die Pläne für den neuen Bahnhofskiosk.

Erste Markterkundung bereits abgeschlossen

Nun macht sich Haar an das Thema Energieversorgung. Dazu stellte Bukowski bereits erste Pläne vor: So sei die Gemeinde bereits fertig mit dem ersten Schritt, der Suche nach geeigneten Flächen sowohl für Photovoltaik- als auch Windkraftanlagen. Gleichzeitig sei die Markterkundung ebenfalls abgeschlossen, es hätten bereits Gespräche mit mehreren Projektentwicklungsfirmen stattgefunden und man habe sich dabei für zwei entschieden. Nicht ganz einfach, da auf dem Markt derzeit „Goldgräberstimmung“ herrsche, wo sich zwar viele Unternehmen günstig anbieten, die Projekte dann aber nicht klug zu Ende denken, kommentierte Bukowski.

Für Photovoltaik-Anlagen sei die Gemeinde in der praktischen Situation, dass ihr selbst geeignete Flächen gehören, nämlich nördlich des Bahngleises: Rund 18 Hektar stünden hier im Ortsteil Eglfing, welche bebaut eine Leistung von 22 MWh erbringen könnten. Mit dieser Menge ließe sich knapp die Hälfte aller Haarer Haushalte mit Strom versorgen. Fremde Flächen zu pachten und auszuhandeln, wäre da deutlich langwieriger und komplizierter.

Fläche für Windkraft gefunden

Und auch für Windkraftanlagen hat die Gemeinde bereits zwei Flächen auserkoren: Beide liegen im Nordosten des Gemeindegebiets nahe der Autobahn A99. Eine Fläche gehört der Gemeinde, eine zweite hat bisher gleich mehrere Grundstückseigentümer. Dort könnten die Verhandlungen also komplizierter werden. Je eine Anlage pro Standort sei laut Projektentwicklungsfirma möglich, pro Anlage ließen sich sieben MW Leistung erzielen, also könnte eine Anlage rund 3000 Haushalte mit Strom versorgen.

Auch die technische Anbindung sowohl der Photovoltaik- wie auch der Windkraftanlagen wäre per Netzanschluss an das Umspannwerk Aschheim möglich. Noch habe dieses Kapazitäten. Das sei jedoch wirklich nur der derzeitige Stand und könne sich theoretisch schon morgen ändern, da solche Anschlüsse nicht reserviert werden können, betonte die Firma. Das Werk Vaterstetten etwa habe bereits keine Kapazitäten mehr. Also heißt es schnell sein und auf rund sechs Kilometern Leitungen verlegen, sagt die Bayernwerk Netz GmbH zu den Plänen der Gemeinde.

Fernwärme als drittes Standbein

Neben Sonne und Wind möchte die Gemeinde aber noch ein drittes Standbein: Fernwärme. Eine Leitung vom Blockheizkraftwerk des Bayernwerks in Eglfing ins Haarer Ortszentrum von rund 1,6 Kilometern wäre bereits zum jetzigen Stand rentabel, so die bisherigen Berechnungen. Käme in etwa vier bis fünf Jahren noch Vaterstettens Geothermie hinzu, wäre zudem bereits die Leitung gegeben und sie müsste nur noch ans Netz angeschlossen werden. Das Verlegen der Leitung unter dem Bahnhof und der B304 und die damit verbundenen Baustellen wären jedoch mit hohem Aufwand und Einschränkungen verbunden, gab Rainer Mendel, Geschäftsführer der Gemeindewerke Haar, zu bedenken: „Eine kritische, aber mögliche Trassenquerung.“

Mit „Endlich!“ und „Weiter so!“ zeigte sich der Gemeinderat über die Pläne zur Versorgung mit erneuerbaren Energien einvernehmlich hocherfreut. Wichtig sei es dabei, betonte das Gremium, dass sich die Bürger bei den Projekten möglichst viel beteiligen könnten. Der nächste Schritt sei laut Bürgermeister Bukowski, die zum Bau der Anlagen erforderlichen Flächen in den nächsten Sitzungen richtig auszuweisen. Diesen honorierte der Gemeinderat mit einvernehmlichem Klopfen. Das müsse auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung.

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