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Pro Mann ein Schlegel

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In der Haarer Traglufthalle sind derzeit rund 300 Flüchtlinge untergebracht. Zuletzt gab es Beschwerden wegen der Größe der Portionen.
In der Haarer Traglufthalle sind derzeit rund 300 Flüchtlinge untergebracht. Zuletzt gab es Beschwerden wegen der Größe der Portionen. © MM

Eine Gruppe junger Flüchtlinge in der Traglufthalle an der Leibstraße ist nicht zufrieden mit der Verpflegung. Vergangene Woche machten die Männer ihrem Unmut Luft und wurden dabei sogar handgreiflich. Letztlich musste die Polizei gerufen werden.

Von einer „Demonstration“ spricht die Haarer Bürgermeisterin Gabriele Müller, von einem „Zwischenfall“ Karl Heinz Mair, der Niederlassungsleiter München der Klüh Catering GmbH. Die beliefert im Auftrag des Landkreises nicht nur die Bewohner der Traglufthalle an der Haarer Leibstraße dreimal pro Tag mit Essen, sondern auch die Flüchtlinge in sechs weiteren Traglufthallen im Landkreis, sowie in einer Turnhalle in Unterschleißheim. Auch in der Sporthalle des Ernst-Mach-Gymnasiums, wo viele der Traglufthallen-Bewohner zuvor untergebracht waren, kam die Verpflegung vom gleichen Catering-Unternehmen. „Am fraglichen Tag gab es Hähnchenkeulen mit Gemüsereis und Paprikasauce“, berichtete Mair auf HALLO-Nachfrage. „Es ging nicht drum, dass es nicht schmeckte. Es hieß, man werde nicht satt. Das ist sachlich aber nicht möglich, denn die Bewohner bekommen bei Sättigungsbeilagen so oft Nachschlag, wie gewünscht.“ Und den dürfe man laut Vereinbarung mit dem Landratsamt gesondert berechnen. „Welches Interesse sollten wir denn daran haben, nichts mehr auszugeben?“ Nur eine kleine Gruppe junger Männer sei am Vorfall beteiligt gewesen, erinnert sich Karl Heinz Mair. „Laut dem Einsatzbericht hat man an diesem Tag einen unserer Mitarbeiter attackiert. Man schlug ihm mit bloßer Hand ins Gesicht“.

Die Frage, ob Mitarbeiter der Security anwesend waren und warum sie nicht schlichtend eingriffen, konnte Mair nicht beantworten: „Man war genötigt, die Polizei zu rufen.“ Passiert sei das Ganze gegen 13 Uhr. „Das Mittagessen wird zwischen 12 und 14 Uhr ausgegeben. Wer um eins noch Hunger hatte, hätte weiter essen können, nämlich Beilagen so viel wie gewünscht, dazu Obst, Tee, Kaffee. Pro Person war aber nur ein Hähnchenschlegel vorgesehen.“ Täglich Bulgur und Kuskus könne man nicht servieren, das Landratsamt schreibe genau vor, was in welchen Mengen zu liefern sei.

Dreimal täglich geben die Mitarbeiter der Klüh Catering GmbH in der Haarer Traglufthalle Essen aus. „Wir haben Leute mit Migrationshintergrund in den Unterkünften eingesetzt, sodass sie meist mit den Flüchtlingen reden können. Auch die Security-Leute und Sozialarbeiter bekommen das gleiche Essen und wir hören stets, dass es sehr gut ist“, so Mair. Damit mögliche Spannungen nicht eskalierten, werde das Cateringpersonal rollierend eingesetzt. „Das hat sich bewährt!“ Rund 40.000 Mitarbeiter beschäftigt die Klüh Catering GmbH in Deutschland und kocht in München auch für einige städtische Betriebe.

Während Bürgermeisterin Müller im Gemeinderat Verständnis für die Flüchtlinge zeigte und erklärte, die hätten schnell gelernt, dass man in einer Demokratie für seine Rechte demonstrieren könne, sieht Karl Heinz Mair die traurigen Gesichter seiner Mitarbeiter vor sich, „die von eigenen Landsleuten geschlagen wurden. Ich dachte mir nur, hoffentlich steigen die jetzt nicht aus. Sie haben nämlich wirklich Angst“.

Gabriele Mühlthaler

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