Was ist damals in München geschehen? ‒ Kommission soll Olympia-Attentat von 1972 aufarbeiten

Gewissheit über das Geschehene zu erlangen, ist Ziel der Kommission, die den Olympia-Anschlag von 1972 aufarbeitet. Die Familien der Opfer spielen eine zentrale Rolle.
Tel Aviv / München ‒ Was ist vorher passiert, was geschah danach? Diese Fragen stehen im Zentrum einer neuen Initiative des Bundesinnenministeriums. Denn Deutschland wolle die Aufarbeitung des Attentats bei den Olympischen Sommerspielen 1972 vorantreiben, berichtet die dpa.
Juliane Seifert, Staatssekretärin im Bundes-Innenministerium, sagte der dpa zufolge am Dienstag in Tel Aviv nach einem Treffen mit Angehörigen der israelischen Opfer: Mit diesem Ziel solle im Frühjahr eine Historikerkommission eingerichtet werden. Dem unabhängigen Gremium sollten deutsche und israelische Historiker angehören.

Aufgearbeitet werden sollten nicht nur die Ereignisse am 5. September 1972 in München, „sondern auch das, was vorher und nachher passiert ist“, sagte Seifert. Der Bundestag habe die nötigen Gelder bewilligt. Die Familien der Opfer sollten bei der Aufarbeitung ganz eng mit einbezogen werden. Die Arbeit der Kommission sei auf drei Jahre angelegt.
Olympia-Attentat 1972 in München: Kommission soll die Geiselnahme aufarbeiten
Elf Mitglieder des israelischen Olympiateams und ein deutscher Polizist waren bei dem Attentat ums Leben gekommen. Palästinensische Terroristen wollten damit mehr als 200 inhaftierte Palästinenser in Israel und die RAF-Terroristen Andreas Baader und Ulrike Meinhof freipressen.
Die Attentäter waren am frühen Morgen des 5. September 1972 in die Unterkunft der Sportler im Olympischen Dorf in München eingedrungen, erschossen zwei Männer und nahmen neun Geiseln.

Rund 18 Stunden später endete ein Befreiungsversuch auf dem Flugplatz in Fürstenfeldbruck mit einem Blutbad. Alle neun Geiseln, der Polizist Anton Fliegerbauer und fünf Attentäter starben.
Entschädigung für Hinterbliebene der Opfer nach Olympia-Attentat 1972 in München
Im vergangenen Jahr hatten sich die Hinterbliebenen der israelischen Opfer nach jahrzehntelangem Kampf mit der Bundesregierung auf eine Entschädigung von 28 Millionen Euro geeinigt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte die Angehörigen im September bei einer Gedenkveranstaltung in Fürstenfeldbruck im Namen der Bundesrepublik Deutschland um Vergebung gebeten.
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