Die anschließenden Fragen behandelten hauptsächlich den Tunnel. Lisa Poettinger von der Kampagne fragte zu den Zahlen für Gradls Prognose: „Basieren sie auf dem ‚Status quo‘ oder auf der Mobilitätswende?“ Mitstreiter Michael Jäger sprach den Koalitionsvertrag an: „Darin wurde der Tunnel gestoppt. Warum wird der Koalitionsbruch hier wegdiskutiert?“ Auch verstehe er nicht, warum man so viel Geld für einen BMW-Tunnel ausgebe, statt es zusätzlich in den öffentlichen Nahverkehr zu investieren.
Gradl und Fraktionskollege Andreas Schuster gaben zu, dass die Zahlen noch auf dem „Status quo“ beruhten. „Die Verkehrswende wird aber künftig einberechnet“, sagte Schuster. Diese hätten sie gerne so weit, dass „in sechs bis acht Jahren der Tunnel gar nicht nötig wäre“, ergänzte Gradl.
Dennoch möchte man sich die Option durch das Planfeststellungsverfahren offenhalten. Auch durch die Gewerbesteuer von BMW könne man in die Verkehrswende investieren. Zudem sei der Tunnel kein alleiniger Wunsch des Autobauers. „Auch andere Unternehmen befürworten ihn.“ Jäger erwiderte: „Und was ist mit den Menschen?“ Sein Zwischenruf blieb unbeantwortet. Ein Koalitionsbruch liege nicht vor. „Wir haben mit den Grünen gesprochen und uns geeinigt, in dieser Sache uneinig zu sein“, sagte Gradl.
Damit sahen sich die Gegner bestätigt: „Nicht nur die SPD bricht den Koalitionsvertrag, die Grünen helfen auch mit“, sagte Poettinger im Anschluss. „Die Prognosezahlen zeigen, dass die Klimakrise noch nicht im Stadtrat angekommen ist.“ Mitstreiter Philipp Duschinger ergänzte: „Es wäre sinnvoller, dieses Geld in den schnellen Ausbau der Tram zu stecken.“ Auch Jäger war unzufrieden: „Dass überlastete Straßen durch mehr Straßen entzerrt werden, ist veraltet und falsch. Auch das Planfeststellungsverfahren kostet einiges an Geld, das man anders investieren könnte.“
Für die Kampagne ist klar: Bis zur Entscheidung im Stadtrat am Mittwoch, 29. Juni, wird weiter protestiert.
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