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BA Feldmoching fordert Grabungen auf ehemaligen KZ-Flächen vor Bau-Beginn in Ludwigsfeld

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Von: Benedikt Strobach

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Auf einer Fläche südlich der KZ-Gedenkstätte in Ludwigsfeld fordert der BA Feldmoching-Hasenbergl archäologische Grabungen.
Auf einer Fläche südlich der KZ-Gedenkstätte in Ludwigsfeld fordert der BA Feldmoching-Hasenbergl archäologische Grabungen. © Andreas Schwarzbauer

An der ehemaligen KZ-Gedenkstätte in Ludwigsfeld sollen Grabungen stattfinden, bevor die Siedlung wie geplant erweitert wird. Was man sich davon verspricht:

Ludwigsfeld ‒ Dass die Siedlung Ludwigsfeld um knapp 2000 Wohnungen erweitert werden soll, steht nahezu fest. Zwar ist noch unklar, wann mit den Arbeiten begonnen werden kann. Der BA Feldmoching-­Hasenbergl fordert aber, dass es bereits vor Beginn der Maßnahmen archäologische Grabungen gibt. Ein entsprechender Antrag der SPD-Fraktion wurde in der jüngsten Sitzung einstimmig beschlossen.

„Bei den zu bebauenden Flächen handelt es sich um amtlich festgestellte Bodendenkmäler des ehemaligen KZ-Außenlagers Dachau-Allach“, begründet Antragsteller Klaus Mai (SPD) die Initiative. Dieses hätte eine „geschichtliche, wissenschaftliche und volkskundliche Bedeutung“. Durch die Grabungen sollen mögliche Relikte aus der NS-Zeit geborgen werden. „Auf den zu bebauenden Gebieten befanden sich unter anderem Unterkunftsbaracken, Gräber, Gräben und Bunker“, erklärt Mai.

Grabungen auf ehemaligen KZ-Flächen: Drei Standorte

Konkret gehe es um drei Flächen, auf denen Maßnahmen erfolgen sollen: im Grünbereich nördlich der bestehenden Siedlung zwischen Kristall-, Achat- und Karlsfelder Straße, in einem Teil südlich der Gedenkstätte sowie westlich des Sportplatzes an der Granatstraße. Dort befand sich etwa „ein Betonbunker, der nach Augenzeugenberichten Ende April 1945 von der SS mit eingesperrten KZ-Insassen gesprengt wurde“, berichtet der Stadtteil-Historiker.

An der Kristallstraße soll auf der Grünfläche gegraben werden.
An der Kristallstraße soll auf der Grünfläche gegraben werden. © Andreas Schwarzbauer

Der Antrag ziele auch darauf ab, Bagger- und Bulldozerfahrer für die Bedeutung des Geländes zu sensibilisieren, ergänzte er in der BA-Sitzung. Die Grabungsarbeiten seien schnell gemacht: „Am Lerchenauer Feld waren die Arbeiten nach zwei Tagen erledigt“, betonte Mai.

Auch westlich des Sportplatzes an der Granatstraße sollen Grabungen stattfinden.
Auch westlich des Sportplatzes an der Granatstraße sollen Grabungen stattfinden. © Andreas Schwarzbauer

Das Planungsreferat erklärt auf Hallo-Anfrage, dass der sogenannte „Scoping“-Termin für das Vorhaben in der Siedlung Ludwigsfeld „aus verschiedenen Gründen“ noch nicht stattgefunden habe. Bei diesem werde der Bedarf für mögliche Untersuchungen im Rahmen eines Bebauungsplanverfahrens geklärt, sagt Sprecherin Karolina Gampenrieder. Auf den von Mai genannten Flächen wurden „bislang noch keine archäologischen Grabungen durchgeführt“. Östlich der ehemaligen Sanitätsbaracke konnte zwischen 2016 und 2017 ein Gräberfeld gefunden werden.

Grabungen auf ehemaligen KZ-Flächen: Enorme Bedeutung

Die dort erfolgten Arbeiten nennt Mai „die wissenschaftlich bedeutsamste und größte Grabung nach dem Zweiten Weltkrieg in Bayern“. Das bestätigt das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) auf Hallo-Anfrage. „Die derzeit laufende wissenschaftliche Auswertung der vollständigen Grabungsergebnisse im Rahmen einer Dissertation ist eines der ersten Projekte dieser Art in Süddeutschland“, erklärt Sprecherin Juliane Grimm-von Wedemeyer.

Aus Sicht des BLfD seien auch weitere Arbeiten notwendig. „Nach unserem Kenntnisstand ist für die Realisierung des derzeit favorisierten Planentwurfs eine Restfläche von etwa 3000 Quadratmetern des Lagers noch archäologisch qualifiziert auszugraben“, ergänzt die Sprecherin.

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