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München-Hasenbergl: Mieter bekommen doch Ersatz-Wohnungen von WSB

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Von: Benedikt Strobach

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Das Wohngebäude Paulckestraße 1-9 soll in zwei Abschnitten saniert werden. Während der Arbeiten sind die Wohnungen für die Mieter nicht bewohnbar.
Das Wohngebäude Paulckestraße 1-9 soll in zwei Abschnitten saniert werden. Während der Arbeiten sind die Wohnungen für die Mieter nicht bewohnbar. © best

Während der Sanierung ist die Paulckestraße 1-9 nicht bewohnbar. Die Mieter fürchteten, auf der Straße zu landen. Nun gewährt die WSB doch Ersatz-Wohnungen.

Update, 4. Februar 2021:

München: Sanierung der Paulckestraße im Hasenbergl - WSB gewährt den Mietern nun doch Ersatz-Wohnungen

Groß war der Aufschrei, als bekannt wurde, dass die Mieter der Paulckestraße 1-9 im Hasenbergl während Sanierungsarbeiten ihre Wohnungen verlassen müssten. Vor allem, weil ihr Vermieter, die Wohnungs- und Siedlungsbau Bayern (WSB), keine Ersatzwohnungen bereitstellen wollte.

Nun konnte Anwohner Sven Karadi eine frohe Botschaft übermitteln: „In einem nicht-öffentlichen Treffen unserer Mietergemeinschaft, dem Mieterbeirat der Stadt München, des BA und der WSB hat Herr Doblinger angekündigt, dass er uns doch Ersatzwohnungen anbieten kann.“ Zudem trage Doblinger die Um- und Rückzugskosten, der Wiedereinzug sei versprochen. Auch soll die Sanierung erst im Oktober stattfinden, um zu garantieren, dass alle Umzüge geregelt sind.

Ausschlaggebend für die Einigung war laut Karadi, der sehr erleichtert über die Lösung der „prekären Wohnsituation“ reagierte, der öffentliche Aufschrei – unter anderem durch die Hallo-Berichterstattung.

München: Sanierung der Paulckestraße im Hasenbergl - Initiative „#ausspekuliert“ will offenen Brief an WSB übergeben

Die Bürgerinitiative „#ausspekuliert“, die die Mieter ebenfalls unterstützte, begrüße das Einlenken der WSB zwar, wie Mitglied Christian Schwarzenberger erklärt. „Es ändert aber nichts daran, dass die Vorgehensweise des größten, privatwirtschaftlichen Wohnungseigentümers Münchens scharf zu kritisieren ist.“ Die Initiative will deswegen am morgigen Freitag, 5. Februar, einen offenen Brief mit weiteren Forderungen – keine Mieterhöhung nach der Sanierung und klare, mehrsprachige Kommunikation mit den Mietern – an die WSB übergeben.

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Erstmeldung, 14. Januar 2021:

Hasenbergl – Seit September leben die Anwohner der rund 70 Appartement-Wohnungen in der Paulckestraße 3 und 7 in Angst. Der Grund: In einem Schreiben hat ihnen ihr Vermieter, die Wohnungs- und Siedlungsbau Bayern (WSB), mitgeteilt, dass das Gebäude in die Jahre gekommen sei und eine Sanierung dringend erforderlich wäre. Während der Arbeiten, die rund zehn Monate dauern sollen, seien die Wohnungen nicht bewohnbar.

München: Sanierung der Paulckestraße im Hasenbergl - Mieter müssen Wohnung verlassen und sich neue suchen

Heißt: Die Mieter müssen raus. Laut Schreiben zum 31. März. Wohin steht in dem Schreiben nicht – genauso wenig in dem an die Mieter der Paulckestraße 1, 5 und 9, das im Dezember einen ähnlichen Wortlaut enthielt und erklärte, dass die Mietwohnungen dieser Häuser in einem zweiten Sanierungsabschnitt ebenfalls überarbeitet werden müssen.

Sven Karadi ist einer der nun über 100 Betroffenen. Der 32-Jährige wohnt seit über zehn Jahren in der Anlage, sucht seit September nach einer neuen Wohnung – ohne Erfolg: „Der Wohnungsmarkt in München ist extrem angespannt, eine bezahlbare Wohnung zu finden, ist nahezu unmöglich.“ Wirkliche Hilfe vom Vermieter bekommt Karadi nicht. „Wir haben jeder 8000 Euro angeboten bekommen, wenn wir uns selbst eine neue Wohnung suchen. Das wäre die Unterstützung, die wir für Umzug, Transport unserer Sachen, Rückzug und Miete bekämen“, erklärt der Anwohner. Eine Lösung ist das für ihn nicht.

Anwohner Sven Karadi.
Anwohner Sven Karadi. © privat

„Ein Teil der Mieter hier ist pflegebedürftig, ein anderer Teil spricht nur gebrochenes Deutsch. Wie sollen sich diese Menschen einen Umzug organisieren? Wo sollen wir hin?“ Diese Fragen beschäftigen Karadi zurzeit jeden Tag. Seine Angst: „Die Mieter könnten auf der Straße landen.“

München: Sanierung der Paulckestraße im Hasenbergl - Doblinger kommt in BA, beantwortet aber keine Fragen

Die WSB gehört zur Doblinger-Unternehmensgruppe, wie auch die Dibag Industriebau AG. Letztere verfügt über rund 14 000 Mietwohnungen in München. „Da muss es doch möglich sein, Mietern, die immer pünktlich ihre Miete zahlen und teils seit Jahrzehnten im Haus wohnen, eine Ersatzwohnung bieten zu können“, ärgert sich Karadi.

Mit dem Problem wendete sich der Anwohner an den Münchner Mieterbeirat. Dessen Vorsitzende, Gabriele Meissner (SPD), auch Mitglied im BA Feldmoching-Hasenbergl, lud daraufhin den Geschäftsführer der Doblinger-Gruppe, Alfons Doblinger, in den BA ein, um dazu Stellung zu beziehen.

Dort war auch Karadi anwesend, erhoffte sich Antworten auf seine Fragen – diese blieben jedoch aus. Doblinger erklärte mit einer Vertreterin der Dibag erneut, dass die Arbeiten am Haus notwendig seien. Er betonte zudem, wie er 1999 insgesamt 500 000 DM für Projekte im Hasenbergl gespendet habe. Wer so viel spendet, könne kein Gegner des Hasenbergls sein, so Doblinger. Auf Fragen ging er jedoch nicht ein, verließ die Sitzung nach dem Vortrag. Karadi und Meissner reagierten enttäuscht, beide hatten auf einen Austausch gehofft.

München: Sanierung der Paulckestraße im Hasenbergl - WSB-Sprecher spricht von Mieterhöhung nach Abschluss der Arbeiten

Auf Hallo-Anfrage erklärte ein WSB-Sprecher, dass noch kein Datum für den Auszug feststehe, ein zeitnaher Beginn aber vorteilhaft wäre. „Eine temporäre Ersatzunterbringung können wir nicht anbieten, da wir nicht über die entsprechende Anzahl an freien Wohnungen verfügen.“ Nach Abschluss der Sanierung müssten die Anwohner mit Mieterhöhungen rechnen. Eine Sanierung der Paulckestraße 1, 5 und 9 sei in den nächsten Jahren aber nicht geplant. Es erfolgen lediglich Modernisierungsarbeiten außerhalb der Wohnungen.

Für Meissner nicht genug: „Die Mieter verdienen Gerechtigkeit. Wenn ein Eigentümer in diesem Maße saniert, muss er ihnen Wohnungen zur Verfügung stellen.“ Nun dürfen die Mieter zusammen mit Meissner ihre Fragen und Anliegen in einem Gespräch zwischen Doblinger, Meissner, BA-Vorsitz Rainer Großmann (CSU) und Karadi als Vertreter der Mietergemeinschaft vortragen. Ein Zeitpunkt dafür steht noch nicht fest. Ein Fragebogen dazu werde derzeit erstellt, so Meissner. Viel Zeit bleibt aber nicht: „Wir brauchen das Gespräch dringend“, mahnt Karadi. „Sonst landen viele Mieter womöglich bald auf der Straße.“

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