Abriss der Häuser im Eggarten gestartet - Bürger entsetzt, Stadträte zeigen Stadt München an

Der Abriss der Häuser im Eggarten hat begonnen. Bürger reagieren entsetzt. Der BA fordert die Vorlage eines Fledermaus-Gutachtens. Stadträte stellen Anzeige.
Lerchenau - Der erste Anruf von Martin Schreck war kurz. „Im Eggarten stehen Baumaschinen. Erste Häuser werden entkernt“, berichtete er hektisch. Schreck erklärte: „Die haben keine Baugenehmigung. Es darf also noch nichts abgerissen werden.“ Zudem stehe ein Fledermaus-Gutachten aus. Es muss also geklärt werden, ob in den alten Gebäuden Fledermäuse leben.
Abriss der Eggarten-Häuser in München: Bürger entsetzt, BA fordert Fledermaus-Gutachten, Stadträte stellen Anzeige
Im Eggarten möchte die Eggarten Projektentwicklung GmbH, bestehend aus CA Immo und Büschl Unternehmensgruppe, ein sozial und ökologisch nachhaltiges Modellquartier für München entwickeln. Fast 2000 neue Wohnungen sollen entstehen. Die Pläne stoßen aber auf starken Widerstand.
Der örtliche BA reagierte direkt auf die Meldung der Abrissarbeiten. Per Dringlichkeitsantrag forderte das Gremium von der Stadt, das besagte Fledermaus-Gutachten offenzulegen und erst mit dem Abriss zu beginnen, wenn klar ist, dass dieser unbedenklich für die Tiere sei. „Im Eggarten sind nachweislich mehrere Fledermausarten beheimatet. Durch den Abriss wird ihr Lebensraum bedroht“, sagte Martin Obersojer (CSU).

Zudem könnten die Tiere in den Dachstühlen ihr Winterquartier eingerichtet haben. „Wenn wir das zerstören, werden sie nicht mehr rechtzeitig ein neues finden. Wenn wir heute nicht handeln, dürfen wir uns nicht über das Artensterben beschweren“, mahnte Obersojer. Einstimmig nahm der BA den Antrag an.
Auch eine Instanz höher wehrt man sich gegen die Abrisspläne. Die Stadträte Tobias Ruff (ÖDP) und Dirk Höpner (München-Liste) haben nämlich Strafanzeige gegen die Stadt München gestellt. Ein Abbruch der Gebäude wäre laut ihnen einen Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz. Ruff kündigte an, sich mit allen erdenklichen Mitteln gegen das Vorhaben zu wehren.
Abriss der Eggarten-Häuser in München: Fledermaus-Gutachten liegt vor - bis zu 14 Gebäude betroffen
Philipp Heimerl, Sprecher der Projektentwicklung GmbH, betont auf Hallo-Anfrage, dass die Abbrüche unvermeidbar seien: „Viele der Häuser sind stark belastet und einsturzgefährdet. Gerade in den vergangenen Monaten wurden sie auch wiederholt aufgebrochen. Dabei wurden auch Feuerstellen eingerichtet, die im Falle der Feldbahnstraße 17 auch zu einem Brand geführt haben.“ Betroffen vom Abriss, der bis März 2022 erfolgen soll, seien laut Heimerl „maximal 14 Häuser“.

Das Fledermaus-Gutachten vom Bio-Büro Schreiber sei bei der Stadt München eingegangen. Darin ergeben sich für keines der 14 Häuser Bedenken bezüglich der Fledermäuse. „Es wurde festgestellt, dass die einzelnen Häuser aufgrund verschiedener Voraussetzungen wie Schimmelbefall nicht von Fledermäusen als dauerhaftes Quartier genutzt werden“, erklärt Heimerl. Vereinzelt würden Tiere für einen Tag vorbeischauen, aber nicht länger. Vor dem Abriss werden die einzelnen Häuser jedoch vom Gutachter erneut begangen und auf geschützte Arten überprüft. Somit könnte die Zahl der vom Abriss betroffenen Gebäude noch sinken.
Den Gegnern reicht das nicht. „Die tun, was sie wollen, verstoßen gegen Umweltschutzgesetze“, wütet Martin Schreck. „Der Eggarten ist auch Teil des Kulturgeschichtspfads unseres Stadtbezirks. Heute laufen die Leute hier gerne durch. Für Bauruinen wird sich niemand interessieren.“