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Hoher politischer Besuch für neues Modellprojekt WerteRaum an Eduard-Spranger-Schule

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Mit Spiel und Spaß zu den Werten: Hier bauen Kinder ein gemeinsames Haus.
Mit Spiel und Spaß zu den Werten: Hier bauen Kinder ein gemeinsames Haus. © WerteRaum

Hasenbergl: 850 000 Euro stehen bereit, um 1400 Schülern den deutschen Wertekatalog näher zu bringen.

Beim Thema Integration bleibt der Humor meistens auf der Strecke. Dass es auch anders geht, bewiesen Schüler der Eduard-Spranger-Schule im Hasenbergl bei einem der ersten Workshops des neuen Modellprojekts

„WerteRaum“. Plakate hingen an den Wänden, den Schüler sollte gezeigt werden, wie unterschiedlich man auf der ganzen Welt isst: Am Tisch mit Messer und Gabel wie bei uns, an einem sehr flachen Tisch mit Stäbchen oder eben auf einer Decke sitzend mit den Händen. „Wo isst man denn so?“, fragte die ebenfalls anwesende bayerische Integrationsministerin Emilia Müller, Schirmherrin von WerteRaum. Prompt kam die Antwort eines Schülers: „Am Lerchenauer See!“

So nah sind sich die Kulturen also manchmal. Weil das Zusammenleben aber auch immer wieder zu Reibungen führt, soll das 850 000 Euro teure Modellprojekt Grundschülern mit Migrationshintergrund in acht Workshops den deutschen Wertekatalog spielerisch nahebringen. „Wir erleben Umgangsformen“, heißt zum Beispiel der Workshop, in dem es ums Essen geht; und darum, wie man sich in verschiedenen Regionen der Welt begrüßt. In Deutschland geschieht das üblicherweise per Handschlag. Dass die Realität anders aussieht, weiß Ursula Rester zu berichten, die seit 23 Jahren an der Eduard-Spranger-Grundschule und seit 14 Jahren deren Rektorin ist.

„Ich habe kein Problem damit, dass mir einige muslimische Eltern nicht die Hand geben wollen, solange sie mich nach deren Art respektvoll behandeln“, sagt Rester und erzählt von ihren Erlebnissen mit einem türkischen Vater, der zufälligerweise auch als Imam der islamischen Gemeinde fungiert. Lange war es ein Problem, dass dessen Tochter am gemeinsamen Schwimmunterricht teilnimmt. Bis Rester ihm bei einem persönlichen Gespräch offen sagte: „Wenn Ihre Tochter im Sommer am Lerchenauer See untergeht, weil sie nicht schwimmen gelernt hat, ist das Ihre Verantwortung.“ Kurze Zeit später hatte die Tochter ihre Badesachen für den Unterricht dabei.

Die Workshops von WerteRaum sollen an acht bis zwölf Schulen in Bayern insgesamt 1400 Grundschüler erreichen und vor allem dort eingesetzt werden, wo der Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund besonders hoch ist. An der Eduard-Spranger-Schule liegt er übrigens zwischen 80 und 85 Prozent. Wie Integration bei einem solchen Verhältnis funktionieren soll, konnte auch Staatsministerin Emilia Müller nicht beantworten: „Ich glaube nicht, dass es ein perfekte Verhältnis gibt. Wir müssen die Schwierigkeiten lösen – und das geht nur mit gut ausgebildeten Lehrern.“
Marco Heinrich

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