1. hallo-muenchen-de
  2. München
  3. München Nord
  4. Feldmoching-Hasenbergl

BA lehnt Eggarten-Pläne rigoros ab

Erstellt:

Kommentare

null
Zahlreiche Anwohner und BA-Mitglieder demonstrierten mit Bannern und Hallo-Exemplaren vor der Sitzung gegen die Eggarten-Pläne. © Daschner

2000 neue Wohnungen, ein Flexi-Heim mit 100 Betten für Wohnungslose und eine fünfzügige Grundschule sind geplant. BA lehnt Pläne mit einstimmigen Veto jetzt ab.

Lerchenau – Idyllische Gärten, alte Häuser und nicht geteerte Wege: Die Eggarten-Kolonie in der Lerchenau hat ein einzigartiges Flair. Doch bald soll dort ein neues Quartier entstehen – sehr zum Unmut vieler Bürger. 

Update 6. Juni:

Der Kampf um die Eggartensiedlung läuft. Eine Bürgerinitiative will das Areal mit seinem naturnahen Flair erhalten. Jetzt lehnte auch der BA Feldmoching-Hasenbergl die geplante Bebauung mit bis zu 2000 Wohnungen ab.

„Die Aussage, dass die Bebauung moderat ist und sich einpasst, trifft einfach nicht zu“, sagte Martin Schreck bei einer Sondersitzung des BA zum Strukturkonzept für die Eggartensiedlung. Er und weitere Anwohner haben sich zusammengetan und vor der Sitzung Unterschriften gegen die Bebauungspläne der Stadt gesammelt. Geht es nach den Lerchenauern, soll an der Siedlung mit ihren Gärten und Grünflächen nicht viel verändert werden. Einen Biergarten und eine Imkerei könnten sich Schreck und seine Mitstreiter vorstellen. Die Stadt brauche nicht nur Wohnungen, sondern auch Lebensraum. Unterstützung fanden die Bürger nun im BA. Die einhellige Meinung im Gremium: Die Bebauung ist zu dicht und es bleiben zu viele Fragen zu Erschließung und Infrastruktur offen.

Rainer Großmann (CSU) bezeichnete die verkehrliche Erschließung als völlig unzureichend. „S- und U-Bahn sind nur mit Bussen, die eh schon überlastet sind, oder mit dem Fahrrad zu erreichen“, sagte der Vizechef des BA. Er forderte ein Gesamtverkehrskonzept für den 24. Stadtbezirk, in das alle derzeitigen Baumaßnahmen einbezogen werden müssten. Auch sieht er den geplanten, gut 200 Meter breiten Korridor im Viertel, der für die Frischluftzufuhr in der Stadt freigehalten werden soll, als nicht ausreichend an.

Großmanns Fraktionskollege Martin Obersojer sieht offene Fragen bei der Trinkwasserversorgung, Abwasserentsorgung und Energieversorgung des großen Viertels. Robert Fellner (CSU) verwies auf die derzeit ohnehin schon bestehenden Probleme bei der Oberflächen­entwässerung im Viertel. „Wir sollten erst einmal die in den Griff bekommen, bevor wir was Neues anfangen.“ Mitarbeiter der Stadtverwaltung erklärten zwar, dass diese Sorgen unbegründet seien. Dem wollte Obersojer aber keinen Glauben schenken: „Auf die Aussagen der Referate gebe ich nichts.“

Ins gleiche Horn wie die CSU stießen auch die Grünen. Fraktionssprecherin Christine Lissner schloss sich deren Bedenken an und forderte zudem, dass das Straßennetz so angelegt werden müsse, dass kein Schleichverkehr durch das Viertel möglich ist. Auch müsse eine Trasse für die langfristige Verlängerung der U 1 freigehalten werden.

Die BA-Mitglieder verweigerte dem Strukturkonzept letztlich ihre Zustimmung und schlossen sich einstimmig den Stellungnahmen von CSU und Grünen an. Andreas Daschner

Moosach stimmt dafür

Im benachbarten Moosach stehen die Viertelpolitiker den Eggarten-Plänen offener gegenüber. Der dortige BA stimmte dem Strukturkonzept bei vier Gegenstimmen der ÖDP-Fraktion zu – allerdings unter der Maßgabe, dass Umwelt vor Baurecht geht: Werden Umweltbelange berührt, müsse die Zahl der Wohnungen reduziert werden. 

Erstmeldung 22. Mai:

Jetzt gibt es den Entwurf eines Strukturkonzeptes, das die Grundstückseigentümer, die CA Immo und die Büschl Unternehmensgruppe, gemeinsam mit dem Referat für Stadtplanung und Bauordnung erstellt haben.

Demnach soll es im Eggarten 1750 bis 2000 neue, bezahlbare Wohnungen geben. Vorgesehen sind außerdem ein Flexi-Heim mit 100 Betten für Wohnungslose sowie Platz für zwei betreute Wohngemeinschaften. Im Südwesten der Siedlung könnte eine fünfzügige Grundschule mit Hort, einem Rasengroßspielfeld und einer Dreifachsporthalle errichtet werden, die auch von Sportvereinen genutzt werden könnte. Außerdem soll kleinteilige soziale Infrastruktur geschaffen werden, darunter sieben Kindertagesstätten und Treffpunkte. 

Angeregt wird in dem Strukturkonzept, „prägende und möglicherweise identitätsstiftende Bestandselemente“ zu erhalten, beispielsweise in dem ein altes Haus als Bürgertreff genutzt wird. Die Nahversorgung könnte an der Kreuzung Lassallestraße/Wilhelmine-Reichard-Straße angesiedelt werden.

Umfangreiches Verkehrskonzept vorgesehen

Der Knotenpunkt an dieser Kreuzung soll außerdem für den motorisierten Verkehr ausgebaut werden. Generell ist es so, dass das Quartier Anreize zum Verzicht auf ein eigenes Auto bieten soll, zum Beispiel durch die Bereitstellung von Sharing-Angeboten und Mobilitätsstationen sowie durch attraktive Fuß- und Radwege. Zudem werden in dem Strukturkonzept die Verbesserung der Busanbindung und die Errichtung mindestens einer neuen Bushaltestelle angeregt. Langfristig sei ein S-Bahnhaltepunkt vorstellbar, heißt es. Gewünscht werden auch ausreichend große Freiflächen und öffentliche Grünflächen mit einer Größe von bis zu 4,8 Hektar.

Nicht die reale Visualisierung, sondern eine Befürchtung von Martin Schreck und den Altstadtfreunden, die diese Grafik entwickelt haben. Auch hier wurde mit 2000 neuen Wohnungen kalkuliert.
Nicht die reale Visualisierung, sondern eine Befürchtung von Martin Schreck und den Altstadtfreunden, die diese Grafik entwickelt haben. Auch hier wurde mit 2000 neuen Wohnungen kalkuliert. © Visualisierung: privat

Da der Eggarten eine wichtige Funktion für das Stadtklima spielt, soll ein Korridor von 235 Metern Breite als Kaltluftleitbahn freigehalten werden. Dadurch wird jedoch die Baufläche limitiert. Um die Zahl der Wohnungen realisieren zu können, muss deshalb wohl auch in die Höhe gebaut werden, so das Ergebnis von ersten Pauschalisierungsstudien.

„Man würde dann durch Häuserschluchten gehen“, befürchtet Martin Schreck vom Verein der Altstadtfreunde. „Die Bebauung wäre katastrophal und nicht mehr verträglich“, findet er. Er hat Angst vor einem Verkehrskollaps, sorgt sich um die Natur und würde den historischen Charakter des Areals gerne erhalten. Sein Wunsch: „Man muss den Eggarten von Bebauung freihalten, das Grün erhalten und den musealen Charakter wertschätzen.“ Für ihn und seine Mitstreiter steht fest: „Wir geben den Kampf um den Eggarten noch nicht auf.“

Claudia Schuri

BA berät in Sondersitzung

Der BA Feldmoching-Hasenbergl hat bisher noch nicht über das Strukturkonzept beraten. Man erachtet das Thema als zu wichtig und hat es in eine Sondersitzung verschoben, die in den kommenden Wochen stattfinden soll. Sollte sich der Stadtrat letztlich für das Konzept aussprechen wird es zunächst einen städtebaulichen und landschaftsplanerischen Wettbewerb geben.

Die Eggarten-Kolonie: So entwickelte sich die Situation

Auch interessant

Kommentare