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Eine der ältesten Wirtschaften in Moosach muss schließen

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Mit einem Schild vor dem Gasthaus Spiegl bedankt sich Wirt Kurt Mutzhas zum Abschied bei seinen treuen Gästen.
Mit einem Schild vor dem Gasthaus Spiegl bedankt sich Wirt Kurt Mutzhas zum Abschied bei seinen treuen Gästen. © cla

Moosach: Das Ende einer Traditionsgaststätte...

Dort, wo früher die Gäste gekartelt, musiziert und bayerische Schmankerl genossen haben, ist jetzt ein kleiner Flohmarkt: Gläser, Heizlüfter, Dekoration und vieles mehr steht in der Stube des Gasthauses Spiegl, alles muss weg. Das Traditionswirtshaus muss schließen, der Pachtvertrag wurde nicht mehr verlängert. „Wir sind schon sehr traurig. Es ist eine große Wehmut dabei“, sagt Wirt Kurt Mutzhas (68) und lässt den Blick noch einmal durch sein ehemaliges Lokal schweifen.

31 Jahre lang hat er es mit seiner Frau Gudrun mit viel Liebe geführt. Er war am Ausschank und im Service, sie in der Küche. Auf der Karte standen bayerische Speisen: Braten, Surhaxe oder Saure Lunge zum Beispiel, aber auch Wild-, Fisch- oder Pilzgerichte. „Im Winter gab es ein bisschen deftigere Kost, im Sommer etwas leichtere“, erzählt Mutzhas. „Jeden Tag hat meine Frau frischen Kartoffelsalat gemacht, der war überall bekannt.“ Gemütlich und bayerisch ging es im Lokal Spiegl zu, jeden zweiten Donnerstagabend fanden dort Musikantentreffen statt. Mit all dem ist es jetzt vorbei: Zwei Monate hat Mutzhas Zeit, um das Inventar zu verkaufen. Was übrig bleibt, landet im Müllcontainer.

Es ist das Ende einer Ära: Das Gasthaus Spiegl ist eines der ersten Restaurants, die in Moosach eine Schankerlaubnis bekommen haben. Das Gebäude wurde 1849 als kleiner Hof erbaut, seit 1876 gibt es dort eine Gastwirtschaft.

Heute gehört das Haus einer Erbengemeinschaft, wie es künftig damit weiter geht, ist unklar. „Wir wissen es auch nicht genau“, sagt Kurt Mutzhas.Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude ist sanierungsbedürftig. „Für eine Renovierung wäre es höchste Zeit“, so Mutzhas.

Auch im Moosacher Bezirksausschuss weiß man seit längerem von dem Zustand. Das Aus der Wirtschaft war trotzdem eine Überraschung: „Für uns kam alles sehr schnell, sagt BA-Mitglied Wolfgang Kuhn. „Das Gasthaus wird Moosach fehlen, es mangelt bei uns sowieso schon hinten und vorne an Gastronomie.“ Auch die regelmäßig stattfindenden Musikveranstaltungen seien ein großer Verlust für das kulturelle Angebot in Moosach. „Wir würden uns auf jeden Fall wünschen, dass in das Gebäude wieder ein Wirtshaus hinein kommt“, sagt Kuhn.

Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege würde es ebenfalls begrüßen, wenn das Baudenkmal weiterhin als Gasthaus genutzt werden könnte. „Konkrete Pläne liegen uns bislang nicht vor“, sagt Sprecherin Alexandra Beck.

Kurt Mutzhas und seine Frau werden sich aus der Gastronomie zurück ziehen. „Ich gehe in Rente“, sagt er. Zuvor wird er aber noch viel telefonieren: „Jeden Tag rufen ehemalige Gäste an, die auch traurig sind.“
Claudia Schuri

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