Ob künstlich hochgetrieben oder nicht: Die Preissteigerungen sind Fakt. Laut des Bayerischen Landesamts für Statistik sind die Verbraucherpreise im Freistaat im Mai im Vergleich zum Vorjahresmonat um 8,1 Prozent gestiegen. Damit übertrifft die Inflationsrate den bisherigen Jahreshöchstwert vom März noch einmal und klettert auf den höchsten Stand seit Dezember 1973.
Mit einem Plus von 91,1 Prozent hat sich Heizöl am extremsten verteuert. Doch auch die Nahrungsmittelpreise ziehen mit durchschnittlich 9,7 Prozent spürbar an.
Hallo hat verglichen: Die Breze kostete vor sieben Jahren in einer Münchner Bäckerei 60 Cent, heute 30 Cent mehr. Für ein Kilo Brot zahlt man aktuell sechs Euro, vor 15 Jahren nur zwei Euro. Kostete 2010 die Wiesnmaß im Zelt um die neun Euro, werden heuer 12,80 bis 13,70 Euro fällig.
Auch die früher magische Marke beim Schweinsbraten – 9,90 Euro pro Portion – wurde geknackt: Den Preis gibt es nur noch beim Mittagstisch, üblich sind zwölf Euro aufwärts. Dass auch Pommes teurer sind, liegt auf der Hand: Sonnenblumenöl gab’s 2010 für 1,09 Euro im Discounter, heute sind es rund fünf Euro für den Liter
Von den von Weyand angeschriebenen Discountern gab es zumindest von einem eine Antwort. Ein Mitarbeiter aus dem Kundenservice von Aldi-Süd antwortete schriftlich: „Bereits seit Monaten ist die Marktlage geprägt von anhaltenden Herausforderungen der internationalen Seefracht, der Omikron-Welle, dem grundsätzlichen, internationalen Mangel Lkw-Fahrender und den gestiegenen Kosten für Energie und Rohstoffe.
Die Situation in der Ukraine führt zu zusätzlichen Herausforderungen in den Lieferketten und bei der Rohstoffbeschaffung. Dort, wo sich die Kosten im Einkauf durch die derzeitige Marktsituation verändern, müssen auch wir die Verkaufspreise erhöhen.“
Auch Wirtschaftsexperte Wollmershäuser hat Verständnis für die Preis-Spirale: „Die vergangenen 20 Jahre haben wir in einer günstigen Welt gelebt.“ Aktuell seien die Weltmarktpreise für Rohstoffe und die gesamte Produktionskette von der Teuerung betroffen – die geben Hersteller, wie Einzel- oder Großhändler an die Käufer weiter.
Der Ökonom: „Ob das Beschaffungs- und Transportkosten sind, oder die Kosten für Vorprodukte. Von der Miete für Überseecontainer, Treibstoff für Transport, bis zum Düngemittel für Felder oder Microchips für den Autobau – alles ist auf breiter Front teurer geworden.“
Um Verbraucher vor der Inflation zu schützen, hat Italien die Verbrauchssteuer gesenkt. „Warum macht das bei uns niemand“, fragt sich Petra Weyand. „Denn wenn sich die Preis-Spirale weiter dreht, können sich viele Münchner gute Lebensmittel nicht mehr leisten.“
Ifo-Experte Wollmershäuser appelliert an die Politik: „Schaut, wer Unterstützung benötigt, passt Sozialsätze unbürokratisch an, wie die einkommensschwacher Haushalte. Nicht jeder kann noch mehr sparen.“ Entwarnung gibt der Konjunkturforscher jedenfalls nicht: „Dass wir die Teuerungssteigerungen überwinden, sehe ich frühestens 2023.“ Bis dahin greift Petra Weyand zu Sonderangeboten.
In einem 15-Punkte-Papier hat die CSU um Ministerpräsident Markus Söder die Bundesregierung jetzt aufgefordert, die Bürger vor dem Hintergrund der hohen Inflation stärker zu entlasten. Dabei geht es auch um die Lebensmittelpreise. Die CSU fordert die – vorübergehende – Streichung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel wie Brot, Fleisch und Gemüse. Ganz neu ist die Forderung nicht. Die Verbraucherschutzminister der Länder hatten am Freitag, 17. Juni, unter anderem darüber beraten, wie Lebensmittel günstiger werden können. Sie unterstützen eine Hamburger Initiative. Die dortige Verbraucherschutzsenatorin Anna Gallina forderte, die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel zu senken oder abzuschaffen.
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Quelle: www.hallo-muenchen.de