München ist sicherste Großstadt, obwohl manche Straftaten stark zunehmen ‒ Details zur Kriminalstatistik 2022

Die Gesamtzahl der Straftaten in München geht zwar zurück, doch nicht in allen Bereichen. Gerade der Callcenter-Betrug steigt enorm an. Die Kriminalstatistik im Überblick
München ‒ „München ist zum 47. Mal in Folge die sicherste Großstadt Deutschlands.“ So fasst die Polizei München die aktuelle Kriminalstatistik aus dem Jahr 2022 am Freitag zusammen. Dennoch steigen die Zahlen gerade im Bereich der Verbreitung (kinder-) pornografischer Inhalte und beim sogenannten Callcenter-Betrug.
Zwei seien die Gesamtstraftaten im Vergleich zum Vorjahr mit 91.532 um 5,1 Prozent gestiegen, mit Blick auf 2019 bedeute dies allerdings einen Rückgang um 6,2 Prozent. Die Aufklärungsquote liege mit 61,6 Prozent (56.380 Fälle) weiterhin auf einem hohem Niveau, teilt die Polizei mit. Gerade Mehrfach- und Intensivtäter seien für 18,8 Prozent aller geklärter Straftaten verantwortlich.
Zur besseren Einordnung der Kriminalitätsentwicklung ist der Vergleich zum Berichtsjahr 2019 vor der Pandemie herangezogen worden. „Es war abzusehen, dass die Deliktszahlen nach der Coronapandemie und nach dem Wegfall der damit einhergehenden Infektionsschutzmaßnahmen wieder steigen werden.“
Kriminalstatistik in München aus dem Jahr 2022 im Überblick
Versammlungen und Veranstaltungen
Im Jahr 2022 wurden über 2200 Versammlungen und 4700 Veranstaltungen betreut, was einer Gesamtzunahme um 20,1 Prozent entsprach. Die Bandbreite reicht hierbei von Fußballspielen und Sportveranstaltungen wie die European Championships über den Schutz von Veranstaltungen im Zusammenhang mit der Münchner Sicherheitskonferenz und dem Treffen der G7-Staaten bis hin zu Versammlungslagen im Kontext mit Corona oder dem Angriffskrieg gegen die Ukraine und Aktionen von Klimaaktivisten.
Gewaltkriminalität
Zur Gewaltkriminalität zählen Delikte wie gefährliche und schwere Körperverletzung, Raub und räuberische Erpressung, Vergewaltigung, sexueller Übergriff, sexuelle Nötigung im besonders schweren Fall, aber auch Mord und Totschlag.
Dieser Deliktsbereich gegenüber 2021 um 29,0 Prozent (2019: + 16,6 Prozent) deutlich zu. Im Zehn-Jahres-Vergleich zu 2013 stiegen die Delikte im Bereich der Gewaltkriminalität um + 1,9 Prozent.
Zahl jugendlicher Täter nimmt zu
Raubdelikte belegen hierbei den Spitzenplatz. Eine besondere Entwicklung soll sich in der Altersstruktur vollzogen haben. Denn die Zahl der Jugendlichen, die an Raubdelikten beteiligt waren, steigt von 95 auf 164 fast um das Doppelte. Auch im Bereich der gefährlichen und schweren Körperverletzung steigt der Wert um 26,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In der Rückschau liege er allerdings mit ‒4,9 Prozent unter dem Wert von 2013.
Tötungsdelikte
Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 26 versuchte und 11 vollendete vorsätzliche Tötungsdelikte in München neu aufgenommen, 9 Fälle weniger als noch 2021. Bis auf ein versuchtes Tötungsdelikt konnten zu allen Fällen die Tatverdächtigen ermittelt werden.
Internet-Kriminalität
Der Trend zur Verlagerung von Straftaten ins Internet war auch 2022 und die Bekämpfung von Cybercrime ungebrochen. Die Zahl der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung sei um 14,2 Prozent gestiegen, „was insbesondere auf die starke Zunahme von Verfahren wegen der Verbreitung (kinder-) pornografischer Inhalte (+ 131,4 Prozent zu 2019) im Internet zurückzuführen ist“.
Die Verbreitung, Erwerb und der Besitz kinderpornografischer Inhalte stiegen 2022 auf 348 Fälle (+ 14,9 Prozent). Viele Ermittlungsverfahren würden aufgrund von Mitteilungen durch nationale oder internationale Behörden angestoßen.
Die Aufklärungsquote beträgt in diesem Bereich 92,8 Prozent. „In Zusammenarbeit mit dem BLKA konnten wir 1.386 Tatverdächtige von Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung erfolgreich identifizieren“, präzisiert Polizeipräsident Thomas Hampel.
Sexualdelikte
Bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung war vor allem eine starke Zunahme bei der Vergewaltigung, sexueller Nötigung und sexuellem Übergriff in besonders schwerem Fall mit 308 Fällen festzustellen (+ 33,9 Prozent).
Im längerfristigen Vergleich bewege sich diese Zahl zwar im statistischen Mittel, Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung traumatisierten die Opfer jedoch oft sehr stark. Es wird darauf hingewiesen, dass es den Ermittlern im letzten Jahr gelang, den Großteil der Tatverdächtigen zur Rechenschaft zu ziehen (Aufklärungsquote von 80,8 Prozent).
Häusliche Gewalt
Im Bereich der häuslichen Gewalt waren im Jahr 2021 die bekannt gewordenen Delikte leicht zurückgegangen. Der Großteil der Opfer war weiblich (77,5 Prozent).
Drogendelikte
Verstöße im Rauschgift-Bereich erleben insgesamt einen Rückgang, wobei die Zahl der Drogentoten im Vergleich zu 2019 von 44 auf 66 hochgegangen ist.
Politisch motivierte Kriminalität (PMK)
Auch bei der Hasskriminalität gab es einen moderaten Anstieg von knapp 15 Prozent, wobei 81,9 Prozent der „Vorurteilskriminalität“ im rechten Milieu zu finden sind.
Trickbetrug und Callcenter-Betrug
Der Trick- bzw. Callcenter-Betrug ist mit einem Gesamtschaden von acht Millionen Euro sehr hoch (Anstieg um 60,7 Prozent), wobei der Schockanruf inzwischen den sogenannten „Falschen Polizeibeamten“ überholt hat.
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