Vandalismus bei oBike: Mehr als ein Imageschaden

München - Wo früher grüne Wiesen das Münchner Stadtbild verschönern, sind darauf immer öfter mutwillig zerstörte Fahrräder von oBike zu finden. Das Problem von beiden Seiten:

„Wir haben in München ein großes Vandalismus-Problem im Zusammenhang mit den Rädern von oBike!“ Was Florian Paul (kl. Foto), der Radverkehrsbeauftragte der Landeshauptstadt, unumwunden zugibt, können die Münchner in so ziemlich jedem Viertel der Stadt beobachten. Seit einiger Zeit gehören nicht mehr nur die gelben Leihräder des asiatischen Anbieters zum Stadtbild, unter ihnen finden sich auch mehr und mehr mutwillig zerstörte Exemplare, die trotzdem wochenlang an Ort und Stelle bleiben. „Die Tendenz, dass Bürger offensichtlich Selbstjustiz üben, und störende Räder in großer Stückzahl einfach kaputt machen, finden wir als Stadt gelinde gesagt problematisch“, sagt Paul. Einen solch massiven Vandalismus gegen ein öffentliches Sharing System habe er noch nie erlebt. Kaputt getretene Felgen, aufgeschlitzte Reifen, entwendete Sättel, sogar durchgeschnittene Bremskabel sind an der Tagesordnung. Geht es aber darum, herauszufinden, wie viele der 6800 oBikes in München bereits beschädigt wurden, wird es schwierig.
Maria Bause, eine Sprecherin der PR-Agentur des Unternehmens, erklärt: „Häufig kann man nur bedingt zwischen Gebrauchsschäden und Vandalismus unterscheiden.“ Deshalb könne man über genaue Zahlen keine Auskunft geben. Christoph Reichenbach, Sprecher der Münchner Polizei, bestätigt zwar, dass Sachbeschädigungen in Zusammenhang mit oBike gefühlt zugenommen haben, da diese Fälle aber unter die allgemeine Sachbeschädigung fielen, könne man keine statistischen Zahlen herausfiltern.

Während Paul auf der einen Seite die Zerstörungswut Unbekannter verurteilt, nimmt er in einem anderen Punkt das Unternehmen in die Pflicht: Es könne nicht sein, dass zerstörte Räder wochenlang an Ort und Stelle verbleiben und nicht durch oBike repariert oder zumindest abgeholt werden. Dies habe man beim Unternehmen bereits mehrfach angemahnt. Bisher jedoch offensichtlich ohne durchschlagenden Erfolg. „Ich glaube, bei oBike hat man das Vandalismusproblem schlicht unterschätzt“, urteilt Paul. PR-Frau Bause erklärt auf Hallo-Nachfrage sogar, die Zusammenarbeit mit den für die Reparatur zuständigen Mobilitätspartnern vor Ort verlaufe „sehr gut“ – räumt aber immerhin ein: „Kleinere Verzögerungen in der Abholung mögen hie und da vorkommen.“ Diese „kleineren Verzögerungen“ können jedoch gut und gerne auch mal über einen Monat dauern, wie unsere Beispiele (siehe oben) zeigen. Der Radverkehrsbeauftragte Florian Paul verspricht jedenfalls: „Wir werden oBike auch in Zukunft immer wieder auf ihre Pflicht hinweisen, defekte Räder aus dem Stadtbild zu entfernen.“
Marco Litzlbauer