„Ich dachte, wir zahlen den hohen Preis, weil wir so viele Möglichkeiten haben“, sagt sie. Begegnungsräume gäbe es keine, die Innenhöfe blieben ungenutzt, eine Aufwertung der Außenflächen habe nicht stattgefunden. Und der angepriesene Gastronomiebetrieb sei – rund vier Monate nach Projektstart – auch noch zu. Nachdenklich macht sie jetzt vor allem Eines: „Die ersten Mieter ziehen bereits wieder aus“. Kein Wunder, denn auch Müller findet: Wirklich erwünscht scheint man nicht zu sein.
Ein Besuch vor Ort zeigt: Die Ausstellung des Kunstlabors 2 findet in den ersten beiden Stockwerken statt, darüber sind die Ateliers. Ausstellungs-Gäste haben keinen Zugang. Stattdessen ziert ein Stopp-Symbol die Wand, die Türen sind verschlossen.
Eine Übersicht, wer in den Ateliers arbeitet, fehlt. „Und bei der Eröffnung durften wir auch nicht mitmachen“, klagt Müller. Jetzt sei im Frühjahr zwar ein offener Ateliertag angekündigt (Kasten), doch die Maxvorstädterin macht sich keine großen Hoffnungen. „Uns kennt ja niemand. Keiner weiß, dass wir hier sind.“
Ein weiteres Ärgernis: Die meiste Zeit müssten die Mieter Hintereingänge nutzen. „Das wirkt nicht wirklich seriös“, kritisiert Müller und gibt zu: „Mit Kunden ist mir das sehr peinlich.“
Wenigstens dürfen die Atelier-Mieter inzwischen zu den Museumsöffnungszeiten am Wochenende den Haupteingang nutzen. Aber dafür habe „super+“ erst einmal kämpfen müssen. Dass die Situation auch jetzt noch nicht zufriedenstellend ist, wissen auch sie. Durch die Hintereingänge sei in erster Linie gewährleistet, dass die Künstler das Gebäude rund um die Uhr nutzen können. „Bei Vertragsabschluss waren wir selbstverständlich der Meinung, dass dies über den repräsentativen Haupteingang passiert“, heißt es auf Hallo-Anfrage. Enttäuschung herrsche darüber, dass es anderen Nutzern rund um die Uhr erlaubt sei. „Für uns als die größte Mietpartei des Hauses ist das nicht nachvollziehbar.“
Insgesamt sei die Situation auch für „super+“ noch neu: „Wir sind zum ersten Mal Untermieter und vertraglich an vieles gebunden. Alle Änderungen müssen wir hart erkämpfen.“
MUCA-Co-Gründerin Stephanie Utz erklärte hinsichtlich der Unzufriedenheiten auf Künstlerseite lediglich: „Da wir keine Einsicht in die Verträge oder Arrangements haben, weiß ich nicht, was zwischen den Parteien im Einzelnen be- oder versprochen wurde.“ Das Kunstlabor 2 habe inzwischen jedoch mit fast 100 Kunst- und Kulturschaffenden zusammengearbeitet. „Jeder war eingeladen, sich mit guten Konzepten zu bewerben und einzubringen.“ Das gesamte Areal werde zudem laufend mit kooperativen Aktionen bespielt wie Urban Gardening oder Graffiti Workshops.
Laut „super+“ hätten inzwischen etwa drei Mieterwechsel stattgefunden, aber „eher aus privaten Gründen“. Zur Vernetzung raten sie: „Wer kommunizieren möchte, kann die Türen öffnen oder in die Gemeinschaftsküche gehen.“
Einen großen Zugewinn erwarte man durch das Café, das Ende Februar eröffnen soll. Insgesamt biete das Areal im Vergleich zu manchen städtischen Ateliers „ein gutes Angebot“. So gäbe es anderswo teils keine Gemeinschaftsküchen oder hausinterne Cafés.
Pläne für Vernetzung
Das Miteinander kam bisher teils zu kurz. „So etwas blieb aufgrund von Corona natürlich auf der Strecke“, geben die Künstler hinter „super+“ zu. Im März sei nun eine Führung mit allen Mietern durchs Kunstlabor geplant. Mitte Mai stehen die offenen Ateliertage an und das Kursangebot der Mieter soll demnächst auch auf der Kunstlabor-Plattform veröffentlicht werden. Den Wunsch nach einer gemeinsamen Homepage habe man bereits erfüllt. „Dort können sich alle Künstler mit ihren Arbeiten präsentieren.“ Der Link dazu lautet www.superplusateliers.de.
Quelle: www.hallo-muenchen.de