Der Vorbescheid zum Bauvorhaben wurde bereits im Juli 2021 erteilt. Der BA – damals schon kritisch – wurde nun zum vorliegenden Bauantrag angehört. Die Lokalpolitiker lehnten das Vorhaben dabei vollumfänglich ab. „Es handelt sich hier um ein weiteres Gentrifizierungsobjekt, bei dem Bewohner mit zweifelhaften Mitteln vertrieben werden“, begründete Georg Jakob (Grüne) die Entscheidung.
Stattdessen forderte das Gremium wiederholt eine Erhaltungssatzung für das Schönfeldviertel. Das Gebiet wurde allerdings erst jüngst als nicht erhaltungswürdig eingestuft. Für den BA ist das unverständlich. „Wäre die Schutzwürdigkeit anerkannt worden, dann könnte die Liegenschaft an die Stadt verkauft werden und dort bezahlbarer Wohnraum entstehen“, so die Argumentation aus dem Gremium.
Erhaltungssatzungen können jedoch nur dann begründet werden, „wenn sich in der Gesamtabwägung von Aufwertungspotenzial, Gentrifizierungsdynamik und Verdrängungsgefahr eine erkennbar überdurchschnittliche Bewertung ergibt“, erklärt Ingo Trömer, Sprecher des Planungsreferats. „Dies ist im Schönfeldviertel nicht der Fall.“
Schairer selbst hat bislang noch kein Angebot von der Dawonia angenommen. Da er nicht glaubt, dass der Abriss noch zu verhindern ist, sucht er schon eine Weile nach einer neuen Wohnung. Das gestaltet sich in der unmittelbaren Umgebung, in der er gerne bleiben möchte, jedoch nicht einfach. Alternative Wohnungsangebote von der Dawonia habe es zwar auch schon gegeben. „Die waren aber nicht vergleichbar“, kritisiert er.
Im vorgeschlagenen Gebäude – ebenfalls aus den 60er-Jahren – könnte ihn womöglich das gleiche Schicksal einholen, befürchtet er. Ob er nach seinen Erfahrungen zudem weiter Mieter der Dawonia bleiben möchte, weiß er auch noch nicht. „Ich muss jetzt alle meine Optionen prüfen.“
59 neue Wohnungen will die Dawonia an der Schönfeldstraße nach Abriss des Bestandsgebäudes von 1960 schaffen. Diese sollen „gegenüber dem Bestand stärker auf Familien ausgerichtet“ sein, erklärt Sprecherin Maren Holtermann. So liege der Fokus auf Zwei- und Drei-Zimmer-Wohnungen, „die für rund 200 Menschen ein neues Zuhause bieten“. Die Miethöhe stehe noch nicht fest, heißt es auf Hallo-Nachfrage.
„Sie wird sich selbstverständlich am üblichen Umfeld orientieren“, betont Holtermann. Neben den Wohnungen sollen auch Grünflächen inklusive einem Kinderspielplatz sowie einer Fahrradwerkstatt entstehen. In der Tiefgarage wird es 50 Pkw-Stellplätze sowie „eine große Anzahl“ an Fahrradstellplätzen geben. Auch Holtermann bestätigt: Der Abriss soll Ende 2022 starten, die Fertigstellung des Neubaus ist bis 2025 geplant.
Verzögert habe sich das Projekt „aufgrund der komplexen Planungen, aber auch der Abläufe in den Genehmigungsbehörden“. Weiter bekräftigt sie: „Wir streben bei den bauvorbereitenden Maßnahmen an, mit den Mieterinnen und Mietern im Dialog einvernehmliche Lösungen zu finden, die ihren persönlichen Lebenssituationen gerecht werden.“
Quelle: www.hallo-muenchen.de