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Bestandsmieter fürchtet Neubauprojekt an der Schönfeldstraße – BA kritisiert Gentrifizierung 

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Von: Kassandra Fischer

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Rudolf Schairer verliert seine Wohnung an der Schönfeldstraße. Noch heuer soll der Abriss beginnen.
Rudolf Schairer verliert seine Wohnung an der Schönfeldstraße. Noch heuer soll der Abriss beginnen. © Kassandra Fischer

Das Gebäude an der Schönfeldstraße 14 soll abgerissen werden, das steht schon länger fest. Doch geschehen ist bisher nichts. Der BA hat die Hoffnung nicht aufgegeben.

Maxvorstadt Es ist ein bisschen wie auf einem sinkenden Schiff. Rudolf Schairer, Mieter der Schönfeldstraße 14, weiß schon seit Anfang 2021, dass das Haus, in dem er wohnt, abgerissen werden soll. Ein großer Schock damals – er wartete seinerzeit in ganz anderen Glauben auf jahrelang versprochene Modernisierungen. Der Abriss des Gebäudes, das der Dawonia gehört, sollte noch 2021 erfolgen, doch nichts geschah.

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Rund anderthalb Jahre nach der Schocknachricht, scheint es erneut konkret zu werden: Das Vorhaben – Abbruch und Neubau einer Wohnanlage mit zwei Gewerbeeinheiten und einer Tiefgarage mit Mobilitätskonzept – landete jüngst beim örtlichen Bezirksausschuss.

Hausabbruch an Schönfeldstraße 14: BA gegen Bauvorhaben 

„Der Abriss soll im vierten Quartal 2022 stattfinden“, berichtete Schairer den Lokalpolitikern. Das sei den Mietern zuletzt kommuniziert worden. Viele davon, vor allem Studierende, hätten nur noch befristete Verträge bis zum 30. September. Andere hätten Geld von der Dawonia bekommen und seien schon ausgezogen. Etwa 30 Prozent der rund 90 Wohnungen würden laut Schairer derzeit leer stehen.

Beim Amt für Migration und Wohnen habe er das auch schon mehrfach gemeldet. Sprecher Frank Boos erklärt hierzu auf Nachfrage: „Grundsätzlich ist ein Abbruch beantragt, weshalb die Leerstände derzeit als gerechtfertigt betrachtet werden.“ Seitens des Planungsreferats heißt es gegenüber Hallo, dass eine Abbruchgenehmigung in diesem Fall – da kein Denkmalschutz vorliege – nicht erforderlich sei. Eine Abbruchanzeige würde genügen, liege aktuell aber nicht vor.

Der Vorbescheid zum Bauvorhaben wurde bereits im Juli 2021 erteilt. Der BA – damals schon kritisch – wurde nun zum vorliegenden Bauantrag angehört. Die Lokalpolitiker lehnten das Vorhaben dabei vollumfänglich ab. „Es handelt sich hier um ein weiteres Gentrifizierungsobjekt, bei dem Bewohner mit zweifelhaften Mitteln vertrieben werden“, begründete Georg Jakob (Grüne) die Entscheidung.

Stattdessen forderte das Gremium wiederholt eine Erhaltungssatzung für das Schönfeldviertel. Das Gebiet wurde allerdings erst jüngst als nicht erhaltungswürdig eingestuft. Für den BA ist das unverständlich. „Wäre die Schutzwürdigkeit anerkannt worden, dann könnte die Liegenschaft an die Stadt verkauft werden und dort bezahlbarer Wohnraum entstehen“, so die Argumentation aus dem Gremium.

Hausabbruch an Schönfeldstraße 14: Erhaltungssatzung für Viertel gefordert

Erhaltungssatzungen können jedoch nur dann begründet werden, „wenn sich in der Gesamtabwägung von Aufwertungspotenzial, Gentrifizierungsdynamik und Verdrängungsgefahr eine erkennbar überdurchschnittliche Bewertung ergibt“, erklärt Ingo Trömer, Sprecher des Planungsreferats. „Dies ist im Schönfeldviertel nicht der Fall.“

Schairer selbst hat bislang noch kein Angebot von der Dawonia angenommen. Da er nicht glaubt, dass der Abriss noch zu verhindern ist, sucht er schon eine Weile nach einer neuen Wohnung. Das gestaltet sich in der unmittelbaren Umgebung, in der er gerne bleiben möchte, jedoch nicht einfach. Alternative Wohnungsangebote von der Dawonia habe es zwar auch schon gegeben. „Die waren aber nicht vergleichbar“, kritisiert er.

Im vorgeschlagenen Gebäude – ebenfalls aus den 60er-Jahren – könnte ihn womöglich das gleiche Schicksal einholen, befürchtet er. Ob er nach seinen Erfahrungen zudem weiter Mieter der Dawonia bleiben möchte, weiß er auch noch nicht. „Ich muss jetzt alle meine Optionen prüfen.“

Das plant die Dawonia an der Schönfeldstraße 14

59 neue Wohnungen will die Dawonia an der Schönfeldstraße nach Abriss des Bestandsgebäudes von 1960 schaffen. Diese sollen „gegenüber dem Bestand stärker auf Familien ausgerichtet“ sein, erklärt Sprecherin Maren Holtermann. So liege der Fokus auf Zwei- und Drei-Zimmer-Wohnungen, „die für rund 200 Menschen ein neues Zuhause bieten“. Die Miethöhe stehe noch nicht fest, heißt es auf Hallo-Nachfrage.

„Sie wird sich selbstverständlich am üblichen Umfeld orientieren“, betont Holtermann. Neben den Wohnungen sollen auch Grünflächen inklusive einem Kinderspielplatz sowie einer Fahrradwerkstatt entstehen. In der Tiefgarage wird es 50 Pkw-Stellplätze sowie „eine große Anzahl“ an Fahrradstellplätzen geben. Auch Holtermann bestätigt: Der Abriss soll Ende 2022 starten, die Fertigstellung des Neubaus ist bis 2025 geplant.

Verzögert habe sich das Projekt „aufgrund der komplexen Planungen, aber auch der Abläufe in den Genehmigungsbehörden“. Weiter bekräftigt sie: „Wir streben bei den bauvorbereitenden Maßnahmen an, mit den Mieterinnen und Mietern im Dialog einvernehmliche Lösungen zu finden, die ihren persönlichen Lebenssituationen gerecht werden.“

Quelle: www.hallo-muenchen.de

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