Aber: „In diesen Kursen gibt es nicht genügend Plätze“, sagt Elisabeth Stein, stellvertretende Leiterin der Vhs SüdOst und Fachbereichsleiterin Deutsch als Fremd- und Zweitsprache. „Das stellt nicht nur bei uns an der Vhs ein Problem dar, das ist deutschlandweit der Fall.“ Der Bund ist für die Finanzierung dieser Sprachkurse zuständig. Gelder fließen aber nur dann, wenn der Träger eine entsprechende Zulassung hat und wenn Dozenten sowie Räume lizenziert sind.
Die Vhs SüdOst hat diese Zulassung, bislang haben aber nur sechs Menschen aus der Ukraine den Berechtigungsschein erhalten und konnten in die Kurse aufgenommen werden, rund 70 warten auf ihre Scheine. Insgesamt lernen aber bereits über 150 Geflüchtete aus der Ukraine seit März Deutsch.
Denn: Die Vhs hat schnell und unbürokratisch gehandelt und ein offenes und flexibles Deutschprogramm unabhängig von den Integrationskursen auf die Beine gestellt. „Wir wollten den Menschen helfen. Ihnen mit diesen Kursen eine Perspektive geben, ihnen das Ankommen erleichtern und vor allem wollen wir ihnen wieder eine Struktur geben“, sagt Stein. „Bestimmt acht Kurse sind derzeit am Laufen, aber dieses Angebot reicht eben hinten und vorne nicht.“ Die Wartelisten mit weiteren Ukrainern werden immer länger. „Und es werden noch mehr hinzukommen, wenn ab Juli allein in Neubiberg ein Container-Dorf entsteht. Wir haben all diese Menschen, die gerne Deutsch lernen wollen, aber können sie nicht fördern, weil in den Integrationskursen die Plätze fehlen und für ein offenes Angebot Geld fehlt“, bedauert Stein.
In der Flüchtlingskrise 2015 hatte das Landratsamt München der Vhs finanziell ermöglicht, offene Deutschkurse anbieten zu können. „Das war eine sehr schöne Geschichte“, so Stein, „da es ein wunderbar flexibles Instrument war. So hatten wir gehofft, wieder über das Landratsamt Gelder zu bekommen. Doch der König sticht die Dame. Die Bundesgelder für Integrationskurse sind die vorrangigen Mittel zur Finanzierung. Für ein offenes und flexibles Deutschangebot gibt es leider keine Gelder.“
Nun hofft die Vhs das bestehende Kursangebot über Spendengelder weiter halten zu können. „Wir haben zum Beispiel auch einen täglichen dreistündigen Kurs für Kinder, in der es nicht nur um die Sprache, sondern ebenso um das gemeinsame Ankommen geht. Ebenso kommt unser Oma-Kurs gut an. Wir wollen älteren Frauen, die nur die kyrillische Schrift können, die Möglichkeit geben, Deutsch zu lernen, sich zu vernetzen und vor allem wollen wir diese Frauen nicht zuhause sitzen lassen“, betont Stein. Ebenso erwähnt sie Ärzte, Pflegekräfte, Erzieher oder Lehrer aus der Ukraine, die auf der Warteliste für die Sprachkurse stehen. „Uns wäre ja allen geholfen, wenn wir diese Menschen schnell in Deutsch unterrichten.“
Der Markt an Lehrkräften, die in den vom Bund finanzierten Integrationskursen eingesetzt werden dürfen, sei noch dazu erschöpft, fährt Stein fort. Wäre die Finanzierung der Sprachkurse flexibler, könnte die Vhs andere qualifizierte Lehrer unterrichten lassen, die indes nicht vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge zugelassen sind. „Räume haben wir, indem wir Kurse zum Beispiel nachmittags anbieten, wenn die Räumlichkeiten noch nicht ausgelastet sind“, so die stellvertretende Vhs-Leiterin. Doch an der Finanzierung hakt es eben.
Um das Angebot nicht reduzieren zu müssen, bittet die Vhs daher um Spenden: Vhs SüdOst im Landkreis München GmbH, IBAN DE39 7025 0150 0022 9211 26, BIC BYLADEM1KMS, Verwendungszweck Ukraine Deutschkurse.