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„Wir bekommen hier viel Rückendeckung“

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Von: Verena Rudolf

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Regelmäßig bepacken Nazar und Susanne Vinnitski mit ihrem jüngst gegründeten Verein „Ukraine Vision“ Transporter, um die Menschen mit Spendenprodukten in der Ukraine zu unterstützen.
Regelmäßig bepacken Nazar und Susanne Vinnitski mit ihrem jüngst gegründeten Verein „Ukraine Vision“ Transporter, um die Menschen mit Spendenprodukten in der Ukraine zu unterstützen. © oh

Ihre Vision ist es, die Menschen in der Ukraine zu unterstützen. Dabei profitieren die Ayinger Helfer davon, dass sie die ukrainische Sprache sprechen und viele Kontakte in der Ukraine haben. Die „Ukraine Vision“ hilft seit Kriegsgebiet unermüdlich — und hat nicht vor, die Menschen in der Ukraine allein zu lassen.

„Wir hatten das Gefühl, uns fällt die Decke auf den Kopf, als der Krieg gegen die Ukraine begann“, erzählt Susanne Vinnitski aus Aying. „Mein Mann ist gebürtiger Ukrainer, wir haben Familie und Freunde in der Ukraine.“ Nur zu Hause sitzen, die Nachrichten verfolgen und nichts tun, das kam für Susanne und Nazar Vinnitski nicht infrage. So beschlossen sie spontan, die Lage vor Ort, zunächst in Polen an der Grenze zu Ukraine und später auch das Kriegsgebiet zu erkunden.

Klar, da sei zwar zunächst der Gedanke gewesen, was sie als Einzelne überhaupt tun könnten. Als ihr Mann indes, der als deutscher Staatsbürger die Grenze passieren darf, in die Ukraine hineinfuhr und die kilometerlangen Schlangen der flüchtenden Frauen und Kinder an der Grenze sah, die in der Kälte ausharren mussten, da war ihm klar, dass er aktiv werden will. „Die Menschen hatten nichts zu essen und zu trinken, sie waren schon tagelang auf der Flucht. Auf der anderen Seite in Polen hingegen stapelten sich damals die Kleider- und Essensspenden. So entschlossen wir uns zu helfen, sagt Susanne Vinnitski, selbst Mutter eines kleines Sohnes. „Diese Bilder und Eindrücke — das alles macht einfach was mit einem, gerade wenn man selbst Kinder hat.“

Ihre Pläne, zu helfen, setzten sie schnell in die Tat um: „Zunächst konzentrierten wir uns bei der Versorgung auf Frauen mit Kindern und Schwangere. Dann gingen wir immer weiter in die Kriegsgebiete hinein und hatten bald Kontakt zu den Metro-Stationen, wo die Menschen Schutz suchen, zu Krankenhäusern oder Palliativ-Stationen“, erzählt Vinnitski.

Ebenso aber trafen sie auf Männer, die von einen Tag auf den anderen völlig unvorbereitet als Soldaten eingezogen worden waren. „Manche hatte nicht mal gutes Schuhwerk“, weiß die Ayingerin. Mit all ihren Beobachtungen konnten sie genaue Bedarfslisten erstellen, was in der Ukraine am dringendsten benötigt wurde und immer noch wird. „Alle ein bis zwei Wochen fahren wir nach wie vor hin“, erzählt die ehrenamtliche Helferin. Zuhause in Aying wuchs derweil ihr Netzwerk. Zu siebt gründeten sie — auch um Spendenquittungen ausstellen zu können — einen Verein. Aber sich an ihrem Ukraine-Projekt beteiligen, das tun weitaus mehr als sieben Personen. „Freunde und Verwandte unterstützen uns, ebenso die Gemeinde Aying, die Feuerwehr oder Supermärkte und viele Bürger“, berichtet Vinnitski. „Es ist so schön zu sehen, wie alles gewachsen ist.“

Jeder helfe, wie er kann und mag. Der eine spendet eine Fahrt mit dem Transporter in die Ukraine. „Allein eine Tankfüllung kostet 500 bis 600 Euro“, so Vinnitski. Ein anderer befüllt die in den Supermärkten aufgestellten Kisten für Lebensmittel und andere Produkte. „Bevor wieder eine Fahrt in die Ukraine ansteht, holen wir dort die von anderen Bürgern gespendete Waren ab.“ Wiederum andere spenden Geld. Doch dies sei ebenso hilfreich, da die Ayinger Helfer so gezielt Produkte auch Hygieneartikel hinzukaufen können, von denen sie wissen, dass diese aktuell benötigt werden.

„Wir bekommen hier viel Rückendeckung“, sagt Vinnitski. Und es zeige eben, was ein Einzelner dann doch erreichen könne. „Einer nutzt seine Kontakte und die anderen wiederum nutzen ihre Kontakte.“ So entsteht ein immer größer werdendes Netzwerk.

Hilfreich sei es, um auch alle Aktivitäten transparent zu machen, über Instagram und über eine eigene Homepage Interessierte zu informieren. „Es ist uns wichtig zu zeigen, wo die Hilfe ankommt“, betont Vinnitski. Und anders als vielleicht bei einer großen Organisation, die man mit einer Geldspende unterstützt, sieht man so bei ihrer „Ukraine Vision“ ganz konkret, wer von der Hilfe aus Aying profitiert.

Gemeinsam mit all ihren Unterstützern wollen sie unbedingt weitermachen. So ist eine Spendenaktion bei der Feuerwehr in Großhelfendorf am Samstag, 25. Juni, von 10 bis 16 Uhr geplant, die auch Bürgermeister Peter Wagner unterstütze.

Weitere freiwillige Helfer, die womöglich auch Zeit haben, bei einem Transport der Spenden mit in die Ukraine zu fahren, seien jederzeit willkommen. „Auch langfristig wollen wir ein bis zwei Mal im Monat in die Ukraine fahren“, so Vinnitski. Weitere Informationen, zu dem Verein, aber auch zur Abgabe-Möglichkeiten von Spenden, sind unter https://ukrainevision.com/ zu finden.Verena Rudolf

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