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Unterhachinger Schüler wollen Lawinen-Warn-App auf den Markt bringen

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Betreuer Florian Kaesen, Anton Kaindl, Michael Zandler, Benedikt Kaesen, Julian Valentin sowie Lehrerin Pia Wandler (v.l.n.r.) freuen sich über den ersten Platz.
Betreuer Florian Kaesen, Anton Kaindl, Michael Zandler, Benedikt Kaesen, Julian Valentin sowie Lehrerin Pia Wandler (v.l.n.r.) freuen sich über den ersten Platz. © business@school

Vier Elftklässler aus ­Unterhaching haben eine Lawinen-­Warn-App entwickelt und damit den Regionalentscheid München des Wettbewerbs „business@school“ gewonnen. Nun steht das Team im Deutschlandfinale.

„Das Ganze hat mit der Idee angefangen, wie wir die Welt ein kleines Stück besser machen können“ – so beschreibt der 15-jährige Benedikt Kaesen den Weg zur Entwicklung der Lawinen-Warn-App „Avalanche Assistant“. Er nimmt als Teamleiter gemeinsam mit den 17-jährigen Anton Kaindl, Julian Valentin und Michael Zandler am Schülerwettbewerb „business@school“ teil. Mit ihrem Projekt haben die Schüler der elften Klasse des Lise-Meitner-Gymnasiums in Unterhaching nun den Regionalentscheid München gewonnen. Dort haben sie sich mit ihrer Idee gegen neun weitere Teams aus der Region, unter anderem aus Ottobrunn, Kirchheim und Tegernsee, durchgesetzt. Am 24. Juni treten sie im Deutschlandfinale, das ebenfalls in München stattfindet, gegen acht weitere Gruppen aus den anderen Regionalentscheiden des Landes an.

Als Team zusammengefunden haben die Gymnasiasten erst in dem P-Seminar an ihrer Schule, in dessen Rahmen das Wirtschaftsprojekt angeboten wird. Erst in der dritten Phase des Kurses ging es darum, eine eigene Geschäftsidee zu entwickeln. „Wir hatten mehrere Ideen, die wir zusammengestellt haben und haben geschaut, was die Beste ist“, erklärt Julian. „Wir sind dann darauf gekommen, weil wir alle auch selbst Ski fahren, manchmal auch abseits der Piste.“

Der „Avalanche Assistant“ ermittelt mithilfe des GPS-Standorts, einer Hangneigungskarte sowie aktuellen Lawinenberichten die Gefahr einer Strecke für den Nutzer. Er warnt diesen bei lawinengefährdeten Abschnitten und soll so Touren abseits der Piste sicherer machen. Dadurch sollen Unfälle durch Lawinen zu 90 Prozent verhindert werden. Getestet haben die Schüler die App mithilfe von Altdaten früherer Lawinenunglücke und überprüft, ob die App in diesen Fällen gewarnt hätte. Die Jugendlichen haben die Entwicklung komplett selbst übernommen, aber sich auch Expertenrat eingeholt. Beispielsweise konnten sie auf den Lawinenwarndienst zugreifen, haben Hilfe von der Tiroler Landesregierung und dem Alpenverein bekommen sowie rechtliche Risiken mit einer Juristin abgeklärt.

Es ist klar, dass ein so umfangreiches Projekt den schulischen Rahmen sprengt. Benedikt schätzt, dass er und seine Teamkollegen bislang 100 Stunden zusätzlich darin investiert haben. Natürlich gehe ein deutlich größerer Teil der Freizeit drauf, als bei anderen P-Seminaren. „Aber der Unterschied ist einfach, dass es auch Spaß macht und man es auch für sein späteres Leben macht. Ich denke, es ist einfach eine tolle Erfahrung, deshalb ist es auch ok, da viel Zeit zu investieren“, meint Benedikt.

Eine besondere Herausforderung bei der Entwicklung war der Spagat, auf der einen Seite den Kunden zufriedenzustellen und auf der anderen Seite ein Unternehmen finanzieren zu können. Nun sei man zu einem rentablen, aber auch für den Kunden sehr optimalen Punkt gekommen, wie Benedikt erklärt. Für den Regionalentscheid war außerdem eine gelungene Präsentation besonders wichtig. Nachdem das Team bereits das Schulfinale im Lise-Meitner-Gymnasium gewonnen hatte, optimierten die Jugendlichen mithilfe der Anregungen der Jury ihre Präsentation. Beim Regionalentscheid mussten sie zunächst eine Pinnwand gestalten, auf der ihr Projekt vorgestellt wurde. Dann ging es nach einem Vorentscheid für sie weiter in die Hauptrunde. Auch wenn die Schüler optimistisch in den Wettbewerb gegangen sind, haben sie mit diesem Erfolg nicht gerechnet, wie Anton erklärt: „Wir hätten uns selbst in die gute Mitte eingeordnet. Dass es letztendlich dazu reicht, dass wir diesen Regionalentscheid gewinnen, hätten wir nicht gedacht.“

Doch nun, wo sie mit dem „Avalanche Assistant“ im Deutschlandfinale stehen, hoffen sie natürlich, dass es so erfolgreich weitergeht. Sie werden auch das Juryfeedback vom Regionalentscheid nutzen, um ihre Präsentation weiter zu verbessern. Konkurrenzanalyse spielt bei ihnen weniger eine Rolle: „Eigentlich wollen wir uns hauptsächlich auf unser Projekt konzentrieren, und sehen, dass wir unser Bestes geben, und aus unserem Projekt möglichst viel rausholen“, hofft Anton. Mit dabei sind unter anderem Kölner Schüler mit einem Teststreifen zum Nachweis von k.o.-Tropfen, das Berliner Team mit einem biologisch abbaubaren Pflanzentopf und die Hamburger Gruppe mit Müsli-Riegeln zur Nährstoffversorgung von Veganern.

Egal wie der Wettbewerb weiter verläuft – für die Jugendlichen endet damit der Weg ihrer App noch lange nicht. Die Anwendung soll im Herbst dieses Jahres – zunächst nur für Android – auf den Markt kommen, um bereits für die Wintersaison 2019/2020 genutzt werden zu können. Deshalb werden die Schüler auch nach dem Abi daran weiterarbeiten: „Auch nach der Schule wird die App einen Teil unseres Lebens darstellen – hoffen wir zumindest“, erklärt Michael mit einem Lächeln. Nun bleibt abzuwarten, wie es am 24. Juni für das Team ausgeht – doch wenn am Ende nur ein Unglück durch die App der Unterhachinger Schüler verhindert werden kann, sind sie so oder so Gewinner.

Iris Janda

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