Ullrich Sander möchte in Taufkirchen auch in Zukunft parteilos bleiben

Der amtierende Bürgermeister Ullrich Sander hat ein Jahr vor den Wahlen die kommende Legislaturperiode fest im Blick. Um soziale Punkte umsetzen zu können, müssen aber auch die Finanzen stimmen.
„Keine Chance gehabt 2014 und die genutzt“ – mit diesen Worten und einem Augenzwinkern beschreibt der Taufkirchner Bürgermeister Ullrich Sander seinen Weg ins Rathaus der 18.000-Einwohner-Gemeinde. Der gebürtige Rheinland-Pfälzer stammt aus Bad Kreuznach an der Nahr. Dort arbeitete er in einer kleineren Gemeinde 17 Jahre lang als Bauamtsleiter. 2008 entschieden Sander und seine Frau sich dazu, nach Bayern zu ziehen, 2011 ging es für sie nach Taufkirchen. Als ihn die CSU dann 2014 als Bürgermeister vorschlug, war das Politische für ihn zwar Neuland, die Facharbeit aber bekanntes Terrain. Dass der Verwaltungsfachmann in den vergangenen fünf Jahren einiges verändern konnte, zeigt sich nicht nur am neuen, freundlicheren Logo des Ortes.
Sander verpasste dem „schlafenden Riesen“ Taufkirchen mit Blumenstreifen an den Straßen oder der Bepflanzung am Bürgertreff einen frischeren Look. Und die Anwohner achten darauf, dass das auch so bleibt – etwa indem sie Verstöße und Vandalismus melden. „Das Wir-Gefühl in der Gemeinde ist wunderschön“, zeigt sich Sander begeistert. Für einen engen Draht zu den Bürgern ist für ihn neben dem persönlichen Kontakt auch die gute Zusammenarbeit im Rathaus essenziell: „Eine schlagkräftige Verwaltung ist wichtig, um Bürgern etwas Gutes zu tun.“ Der freundliche Umgang unter den Mitarbeitern ist im Rathaus an allen Ecken zu spüren. Der Bürgermeister zeigt sich im Gespräch sehr offen, seine aufmerksamen blauen Augen strahlen, wenn er von der Stimmung in der Gemeinde erzählt. Doch nicht alle Aspekte seiner Arbeit sind so harmonisch. Beim Thema Gemeinderat wird Sander etwas ernster. Dort gehe es dem ein oder anderen Mitglied manchmal nicht um die Sache, sondern nur um das Kontra. Dafür klappt die Kommunikation mit dem 2. und 3. Bürgermeister, Alfred Widmann (SPD) und Rudi Schwab (Bündnis90/Die Grünen/FDP/FWG), umso besser. Daher bleibt er optimistisch, was den Gemeinderat betrifft: „Ich bin ein positiver Mensch und deswegen denke ich, dass wir das, was noch verbesserungswürdig ist auch noch hinkriegen“.
Dass seine Bürger ihm am Herzen liegen, spürt man. Daher stehen für ihn für eine mögliche zweite Amtszeit besonders soziale Themen im Vordergrund. Die wandelnde Altersstruktur führt zu einem höheren Bedarf an Unterkünften für Senioren. Da das Heim am Rathaus spätestens 2026 nach 40 Jahren schließen muss, brauche es dafür einen neuen Standort. Ebenso möchte Sander mobile Angebote für Pflege zu Hause weiter ausbauen. Da aber auch immer mehr Familien in die Gemeinde ziehen, ist der Bau neuer Kitas und die Sanierung der Mittelschule ebenso bedeutend. Beim Gedanken an ein anderes Modell, um dem demografischen Wandel entgegen zu wirken, gerät Sander ins Schwärmen: „Ein Generationenquartier wäre für mich die Idealvorstellung – Jung und Alt passt da prima zusammen.“ Ebenso sei der Bau von günstigem Wohnraum ein wichtiges Thema, das alle angehe. Denn wenn sich Mitarbeiter in Altenheimen, Kitas oder auch im Rathaus die Mieten nicht mehr leisten können, helfe auch der Bau neuer Einrichtungen nicht weiter.
Beim Thema Haushalt zeichnen sich bei Sander ein paar Sorgenfalten ab. Derzeit belegt der Ort bei den Finanzen im Landkreis auf die Einwohner bezogen den vorletzten Platz. Momentan sei man aber kräftig dabei, die Ortsentwicklung mit Hinblick auf die Gewerbegebiete voranzutreiben. „Es laufen im Moment vier Bauleitverfahren für Gewerbegebiete“. Drei wolle man noch diese Legislaturperiode durchbekommen.
Um sich thematisch nicht an eine Fraktion binden zu müssen, möchte Sander weiterhin parteifrei bleiben. „Ich finde es wichtig, nicht nur in einer Richtung unterwegs zu sein, sondern ich bin offen für alle. Das widerspricht einer grundsätzlichen Ausrichtung nicht“, erklärt er. Dass ihn Oppositionsmitglieder oft mit der CSU gleichsetzen, schiebt Sander auf die bevorstehenden Kommunalwahlen. Da versuche man gerne zu polarisieren. Davon lässt er sich aber nicht aus der Ruhe bringen: „Große ideologische Politik braucht man im Ort nicht zu machen, das ist eine Sache der Landes- und Bundespolitik.“
Angesprochen auf das Wahlprogramm seines Konkurrenten Matteo Dolce, den 30-jährigen SPD-Kandidaten für das Bürgermeisteramt, zeigt sich Sander wenig beeindruckt. Lächelnd aber bestimmt erklärt, er: Viele von dessen Inhalten würden nur das wiederholen, was eh schon in der derzeitigen Gemeindepolitik gemacht werde.
Iris Janda