Seniorenbeirat Taufkirchen favorisiert Konzept einer Demenz-WG

Verwirrtheit, Ängstlichkeit, Unruhe: Menschen mit Demenz fällt es zunehmend schwer, den Alltag allein zu bewältigen. Bundesweit gibt es rund 1,5 Millionen Betroffene, jährlich kommen 300.000 Neuerkrankungen hinzu. Höchste Zeit für kompetente Konzepte im Umgang mit der tückischen Krankheit. Der Sozialausschuss der Gemeinde Taufkirchen zeigt Initiative und griff eine Anregung des Seniorenbeirats auf: Wohnen in einer genossenschaftlichen Demenz-WG.
Neun Gemeinden des Landkreises hatten sich

Herbst letzten Jahres für das Modellprojekt „Demenzfreundliche Kommune“ beworben. Auch Taufkirchen erhielt den Zuschlag. Hintergrund ist die Umsetzung der Demenzstrategie des Landkreises München. Florian Schreyer ist hier Seniorenbeauftragter und der Vorsitzende des Seniorenbeirats. Vor dem Sozialausschuss berichtete er jetzt von entsprechend durchgeführten Projekten, wie dem „Demenzmonat September“. In dessen Verlauf fanden im Bürgertreff Vorträge und Ausstellungen zum Thema statt. Weiterhin entwickelte der Seniorenbeirat als weiteres Projekt die Idee, das Angebot für Betroffene um eine Wohngemeinschaft zu erweitern. Vorbild ist eine neue Demenz-WG in Oberhaching, die am 18. Dezember Einweihung feiert. Um das Projekt vorzustellen, waren Vlasta Beck von der Maro-Genossenschaft für selbstbestimmtes und nachbarschaftliches Wohnen und Jürgen Hoerner, Vorsitzender der Alzheimer-Gesellschaft, Landkreis München, zur Sitzung gekommen. Die ambulant betreuten Wohngemeinschaften seien eine gefragte Alternative zwischen der Betreuung Zuhause und dem Heim, erklärte Hoerner. 1500 gäbe es bundesweit, 150 in Bayern, elf in München – und erst drei WGs im Landkreis, so der Fachmann. Co-Referentin Vlasta Beck steht den Angehörigen der Bewohner als Moderatorin zur Seite. Die Angehörigen haben bei den Entscheidungswegen innerhalb der Demenz-WGs eine tragende Rolle. Neun Bewohner hat die WG, aber keinen Träger. „Die Leiter sind die Angehörigen, die sich einbringen, etwa bei den Verträgen mit dem Pflegedienst“, erläutert Beck. 24 Stunden sei Pflegepersonal vor Ort, es gäbe bei Bedarf Hilfe rund um die Uhr, an jedem Tag der Woche. Dies sei wohl ein Pflegeschlüssel, von dem manches Heim nur träumen könnte, meint Hoerner.
Die Gemeinde Oberhaching stellte dafür das Grundstück an der Kybergstraße/Innerer Stockweg günstigst zur Verfügung. Die Alzheimer-Gesellschaft ist als gemeinnütziger Verein für Menschen mit Demenz und deren Angehörigen involviert. „Wir haben mit Maro bereits zwei ambulant betreute WGs in Ottobrunn initiiert“, so Hoerner. Die Kosten seien vergleichbar mit denen stationärer Pflege-Einrichtungen. „Sie basieren auf zwei Säulen: der Pflegeversicherung und der privaten Zuzahlung“, so Beck.
Wenn die Rente nicht reiche, könne Antrag auf Sozialhilfe gestellt werden. Die Mieter seien auch Mit-Eigentümer des Wohnprojekts. „Mit drei Anteilen für gesamt 1500 Euro ist man Mitglied“, erläutert die Moderatorin. Den Betrag gäbe es bei Austritt zurück, vergleichbar einer Mietkaution.
Die Vorteile einer WG liegen für Beck und Hoerner auf der Hand: Wohnen im eigenem Zimmer bei größtmöglicher Selbstbestimmung, Hilfe und Gesellschaft auf Wunsch und Bedarf. Das schien auch den Sozialausschuss zu überzeugen, weitere Überlegungen werden folgen. Weitere Informationen unter www. maro-genossenschaft.de.
krb