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Unterhaching erhebt Einwände gegen Taufkirchner Pläne zu Jochen-Schweizer-Quartier

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Nördlich der Jochen-Schweizer-Arena soll ein Quartier mit zwei 27 Meter hohen Gebäuden entstehen. Unterhaching erhebt Einwände gegen diese Pläne.
Nördlich der Jochen-Schweizer-Arena soll ein Quartier mit zwei 27 Meter hohen Gebäuden entstehen. Unterhaching erhebt Einwände gegen diese Pläne. © ArtInvest

Unterhaching – Die Bebauung des Regionalen Grünzugs gilt es zu verhindern – zumindest wenn es um die des Nachbarn geht. Dieser Eindruck entstand jüngst im Unterhachinger Gemeinderat. Denn das Gremium ist flexibel, was die Bebauung des auch als Frischluftschneise bezeichneten Areals betrifft. Als im Herbst vergangenen Jahres Pläne Neubibergs bekannt wurden, einen Teil der sogenannten Frischluftschneise zu bebauen, zeigte sich Unterhaching dem gegenüber „sehr kritisch“. Im Juni stimmte der Gemeinderat einer Bebauung im Gewerbegebiet Unterhaching Nord gegen Einwände von Seiten der Grünen zu.

Das Areal am Rande der Frischluftschneise soll in einem beschleunigten Verfahren überplant werden, um den Standort für Gewerbe attraktiver zu machen. Die Gemeinde wolle sich dabei am angrenzenden Neubiberger Campeon-Gelände orientieren. Hochpunkte sollen städtebauliche Zeichen setzen, so die Sitzungsvorlage. Teil der Pläne sind 21 Meter hohe Gebäudekomplexe. In den Sommerferien sollte der Ferienausschuss Stellung zu einem Bauvorhaben in der Gemeinde Taufkirchen beziehen.

Dabei geht es um die Erweiterung der Jochen-Schweizer-Arena zu einem „Jochen-Schweizer-Quartier“. Dieses soll ein Hotel, Tageszentrum, Büroflächen und Parkgaragen umfassen. Kritisch sei der weitere Eingriff in den regionalen Grünzug zu sehen, hieß es von Verwaltungsseite. Zwar handle es sich um bereits überplantes Gebiet, allerdings werde das Baurecht deutlich erhöht. Es sollen dort zwei Gebäude mit einer Höhe von jeweils 27 Metern und einer Geschossfläche von über 25.000 Quadratmetern möglich sein. 

Da sie aber keine direkten Auswirkungen auf die Gemeinde Unterhaching hätten, sah der Verwaltungsvorschlag vor, keine Einwände zu erheben. „Enttäuscht“ habe ihn dieser Vorschlag, erklärte Grünen-Ratsmitglied Armin Konetschny. Man habe das Thema Frischluftschneise schon so oft diskutiert und nun wolle die Gemeinde dem Vorhaben zustimmen ohne die wirklichen Auswirkungen zu kennen. „Wir können Ihnen nur auf Basis der Gutachten, die wir von der Gemeinde Taufkirchen bekommen haben, eine Empfehlung geben“ erklärte Amtsleiter Simon Hötzl den Verwaltungsvorschlag. 

Das Gutachterbüro käme nach umfangreichem Abwägen zu dem Ergebnis, dass die Bebauung noch vertretbar sei. Bevor eine Entscheidung zu jeglicher Bebauung an der Frischluftschneise getroffen werde, brauche es „klimatische Gutachten mit Brennschärfe“ erklärte Grünen-Fraktionssprecherin Claudia Köhler. Derzeit stünden noch ein mikroklimatisches Gutachten der Stadt München und eine Klimafunktionskarte aus. Diese sollten erst abgewartet werden, um zu sehen, welche Auswirkungen die Bebauung des Grünzugs tatsächlich hat. „Eventuell geht es auch um unsere Frischluftzufuhr“, warf Köhler ein. 

Genau mit der gleichen Argumentation lehnte sie mit ihrer Fraktion auch die Bebauung im Unterhachinger Gewerbegebiet ab. Außerdem wollte die Landtagsabgeordnete auf den „Domino-Effekt“ hinweisen. „In jedem Gemeinderat wird auf die andere Kommune verwiesen. Wir wollen diese Präzedenzfälle unterbrechen.“ Anders als in der Juni-Sitzung bestand diesmal Einigkeit unter den Fraktionen. Auf Vorschlag von Seiten der SPD fand ein neu formulierter Beschluss einstimmig Anklang. „Wir sollten gegenüber Taufkirchen als Gemeinderat geschlossen dastehen“, argumentierte Peter Wöstenbrink. 

Demnach erhebt die Gemeinde Unterhaching Einspruch gegen die Bebauung im regionalen Grünzug und fordert, erst die beiden ausstehenden klimatischen Gutachten abzuwarten. Letztendlich – so erklärte es Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) zum gemeindeeigenen Bauvorhaben – habe jede Gemeinde im Rahmen der Gesetze Planungshoheit. Und wenn dieser Rahmen eingehalten wird, kann Taufkirchen die Pläne für das Jochen-Schweizer-Quartier umsetzen. Nur gewichtige Argumente wie entsprechende Gutachten können der Unterhachinger Stellungnahme Nachdruck verleihen, so Hötzl. 

Iris Janda

Kommentar

Jagd auf das Stück Kuchen 

Gemeinden zeigen keine Weitsicht bei Frischluftschneise.

Dass in Unterhaching mit zweierlei Maß gemessen wird, ist bedenklich. Trotz grüner Welle und „Friday for Future“ geht es am Ende doch ums Geld. Zugegeben, das können die durch die Corona-Pandemie finanziell angeschlagenen Kommunen sicherlich gut gebrauchen. Aber zu welchem Preis? Wenn die Pandemie eines gezeigt haben sollte, dann, wie fragil unser Wirtschaftssystem ist. 

Und wie schnell „höhere Gewalt“ es kollabieren lassen kann. Es beweist fehlende Weitsicht, dass Unterhaching und Taufkirchen bereits Bebauungspläne aufgestellt haben, ohne die ausstehenden Gutachten abzuwarten. Es scheint, als sei ein Wettlauf um das begehrte Stück Land losgetreten worden. Jeder will sich sein Stück vom Kuchen nehmen, solange er auf dem Tisch steht. Es ist zu befürchten, dass das Stück, das am Ende für die Frischluftzufuhr der Region übrig bleibt, nicht mehr allzu groß sein wird.

Iris Janda

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