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Schwere Zeiten für die Squash-Elite

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Ein Bild mit Abschiedscharakter: Deisenhofens aktuelles Bundesliga-Team mit (von links) Thomas Müller, Franz Möller, Joel Hinds, Tobias Aufenanger und Chris Kendall-Torry dürfte bald der Vergangenheit angehören. Der einst boomende Squash-Sport durchlebt nicht nur im Münchner Umland schwere Zeiten. © SCD

Viele Zeichen stehen derzeit auf Abschied von den großen Squash-Zeiten in Deisenhofen. Die erste Herren-Mannschaft wird wohl bald nur noch in der Bayernliga spielen. Wirtschaftlich und personell drohen große Verluste.

Der SC Deisenhofen mit seinen gut 100 Mitgliedern und erfolgreichen Teams von Bundes- bis Landesliga sowie starker, sogar international erfolgreicher Nachwuchssparte ist seit Jahren das Aushängeschild in Sachen Squash im Landkreis. Doch die erfolgreiche Zukunft der Racket-Schwinger und ihres Vorzeigeteams Herren 1 in der Südstaffel der Bundesliga hängt dieser Tage am seidenen Faden. Zur derzeit sportlichen Talsohle in der Eliteklasse und dem mittlerweile letzten Tabellenplatz nach fünf Niederlagen in Serie gesellen sich die Probleme stagnierender bis rückläufiger Nachfrage sowie fehlende Wirtschaftlichkeit. „Die Endrunde zur deutschen Meisterschaft ist in weite Ferne gerückt“, zeigte sich Langzeit-Vorstand Michael Lankes nach den beiden jüngsten 0:3-Niederlagen in Gerlingen und zuhause gegen Worms pessimistisch. Schlimmer noch: Nach Jahren in der Eliteklasse droht in Deisenhofen laut Lankes das Bundesliga-Aus für die kommenden Jahre. „Die Chancen auf einen Verbleib in der Bundesliga würde ich mit nur noch etwa fünf Prozent beziffern.“

Seit 1987 schwingt Lankes das Zepter im Sportpark Beutelstahl am Grünwalder Weg das SC-Zepter. Wohl selten war die Situation derart prekär. Vieles derzeit spricht dafür, dass sich sein Team künftig nur noch in der Bayernliga tummeln wird. Dabei ist der Reiz dieser schnellen Sportart, die nach Höhenflügen in den 1980er Jahren längst ein Nischendasein fristet, ungebrochen – wie diese Spielszene aus einem Match am Grünwalder Weg verdeutlicht: Tobias Aufenanger tänzelt auf dem von einem Glaskasten umrahmten Court und jagt nach seinem tückischen Aufschlag das im Durchmesser 40 Millimeter große Gummiball-Geschoss longline. Nach dem Rückschlag des Rivalen schmettert der Deisenhofener einen sogenannten Boast über die Seitenwände an die Stirnwand des Courts. Am doppelt gelagerten Schwingboden klatscht der Ball kurz auf. Nach dem Return des Gegners folgt ein heftiger Cross-Schlag Aufenangers, den sein Kontrahent nur mit Mühe returnieren kann. Nach dem anschließenden Stopp des Deisenhofeners freilich sind die Messen dieses Ballwechsels gelesen.

Vom Squash leben können Aufenanger und seine Bundesliga-Kollegen angesichts eines Minietats „auf Bayernliga-Niveau“ (Lankes) längst nicht. Viel Herzblut der Macher, der Trainer und Aktiven im familiär strukturierten Verein hat bislang vieles aufgefangen. Doch die aktuellen Probleme treffen den Verein im Kern. Vor allem auch personell sieht es derzeit mau aus am Grünwalder Weg. Mit Niklas Becher hatte die ehemals angestammte Nummer zwei des Bundesligisten bereits vor der Saison die Dei- senhofener in Richtung des Konkurrenten Königsbrunn verlassen. Noch härter trifft die Landkreis-Squasher der Ausfall ihrer britischen Nummer eins Joel Hinds. Stete Hüftprobleme lassen den 31-jährigen aus dem englischen Derby immer konkreter über das Ende seiner Karriere nachdenken. Und auch Kapitän Thomas Müller wird aus beruflichen Gründen mindestens zwei Jahre nicht mehr zur Verfügung stehen. „Natürlich macht mich diese Entwicklung und der sehr wahrscheinliche Abschied aus der Eliteklasse traurig“, so Lankes. „Wir haben einst die Bundesliga geschultert, um unseren tollen Nachwuchsakteuren eine aussichtsreiche und hochklassige Perspektive bieten zu können!“ Übrig vom einstigen Nachwuchs-Kerntrio bleibt wohl nur Tobias Aufenanger.

Neben der Personalnot gibt es im Ort aber auch noch ein hausgemachtes Problem. „In Deisenhofen greift beim Thema Nachwuchs fast alles der Fußball und der erfolgreiche FC Deisenhofen ab“. Lankes kennt diese Entwicklung nicht nur aus professioneller Sicht eines Vereins-Bosses: „Mein eigener Sohn kickt auch dort.“

Harald Hettich

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