Zwischen verschobener Wahl & Lebenslauf-Vorwürfen: Münchens designierte IT-Referentin Laura Dornheim im Portrait

Laura Dornheim soll Münchens neue IT-Referentin werden – was sie zu den Vorwürfen zu ihrem Lebenslauf sagt und welche Ziele sie für ihre Amtszeit hat:
Eigentlich sollte Laura Dornheim bereits Münchens neue IT-Referentin sein. Doch die Wahl der Grünen-Kandidatin wurde auf den 27. Juli verschoben. Die Mehrheit schien aufgrund mehrerer Krankheitsfälle nicht sicher. Die CSU wollte keinesfalls für sie stimmen und hat mit dem ehemaligen Siemens-Manager Harald Hoefler inzwischen sogar einen eigenen Kandidaten aufgestellt. Sie kritisiert, dass Dornheim zu wenig einschlägige Berufserfahrung habe.
Die 38-Jährige arbeitete nach verschiedenen Tätigkeiten in der Digitalbranche zuletzt in leitender Funktion bei einem Unternehmen, das sich für Fairness und Nachhaltigkeit im Internet einsetzt. Zudem wurden Vorwürfe laut, sie habe ihren Lebenslauf geschönt. Was sie dazu sagt, welche Ziele sie hat und welches Thema ihr neben der IT wichtig ist, lesen Sie hier.

Laura Dornheim von A bis Z: Alle Münchner sollen von der Digitalisierung profitieren
Aufgewachsen bin ich in München. Ich habe in Schwabing gewohnt und mein Abi am Luisengymnasium gemacht, ehe ich zum Studieren nach Hamburg gegangen bin.
Bürgerbüro: Das Ziel ist es, dass man alles über das Smartphone machen kann – wenn man möchte.
Chef: Mich reizt es, das IT-Referat mit seinen über 1000 Mitarbeitenden zu führen. Es macht mir sehr viel Spaß, Leute weiterzuentwickeln.
Dachau steht eigentlich nur in meinem Pass als Geburtsort. Ich habe dort nur meine allerersten Lebenstage verbracht, weil die Stadt eine gute Geburtsklinik hatte.
Eignung: Dass die CSU meine Eignung angezweifelt hat, kann ich nicht nachvollziehen. Das IT-Referat ist dazu da, viele neue und innovative Ideen umzusetzen. Warum soll jemand mit jahrzehntelanger Erfahrung in einem Konzern dafür besser geeignet sein als jemand, der wie ich aus der Startup-Branche kommt?
Feministin bin ich, weil ich will, dass alle die gleichen Chancen und Rechte haben. Schon im Kindergarten musste ich mich dafür rechtfertigen, wenn ich in die Bauecke wollte.
Gender Studies: Meine Doktorarbeit habe ich in Gender Studies über Frauen in Führungspositionen in männerdominierten Branchen geschrieben, weil ich im IT-Bereich immer eine der wenigen Frauen war. Dem wollte ich auf den Grund gehen und sehen, was dahintersteckt.
Hotspots: Meine Vision wäre es, dass es immer und überall WLAN gibt, aber man muss schauen, was praktikabel ist und wo die Stadt selbst nachverdichten muss oder wo andere Initiativen unterstützt werden können.
International: Im deutschlandweiten Vergleich steht München zwar gut da, aber international ist noch sehr viel Luft nach oben. Das WLAN ist immer noch nicht in allen Schulen stabil. Und dann sind da ja noch die großen Zukunftsthemen wie Smart City, digitale Bürgerbeteiligung oder Open Data.
Jubel: Ich habe mich wahnsinnig gefreut, als mich die Grünen gefragt haben, ob ich mir vorstellen kann, IT-Referentin zu werden. Mit jedem Gespräch fand ich die Aufgabe spannender und habe gemerkt, das ist genau die Herausforderung, die ich suche.
Kritisch sehe ich es, wenn öffentliche Gelder für Berater ausgegeben werden, ohne dass der Mehrwert ersichtlich ist. Das Wissen sollte im eigenen Haus vorhanden sein. Ich bin gespannt, wie viel Budget des IT-Referats in Berater fließt.
Lego baue ich sowohl mit meinen Kindern als auch allein gerne. Denn ich finde das nicht nur kreativ, sondern auch total meditativ. Erst am Wochenende haben wir gemeinsam einen fahrenden Roboter gebaut.
Minis nenne ich meine beiden Kinder. Ich habe zwei Söhne, die sechs und ein Jahr alt sind.
Nicht einfach ist die Wohnungssuche in München. Es wäre schön, etwas im Zentrum zu finden. Bis es so weit ist, gibt es aber noch genügend Sofas bei meiner Familie, auf denen ich übernachten kann.
Open Source: Die Verwaltung sollte eine Vorreiterrolle beim Thema Open Source einnehmen. Zwar hat München Linux als Betriebssystem wieder abgeschafft, aber es gibt noch andere Bereiche: Beispielsweise muss man für mobile Konferenzen kein Programm von Konzernen einkaufen.
Piraten: Politisch aktiv bin ich erstmals bei den Piraten geworden, weil diese spannende Themen aufgegriffen haben. Aber es war unterirdisch, sich dort zu engagieren. Leute haben rumgeschrien, um ihre Meinung durchzusetzen, und Frauen wurden für unnötig erklärt oder lächerlich gemacht.
Quote: Ich unterstütze eine Frauenquote zu 100 Prozent. Sie ist eine Brechstange, aber sie hilft nachweislich. Untersuchungen zeigen, dass wir ohne eine Quote Gleichberechtigung erst in 70 bis 100 Jahren erreichen.
Romane: Ich lese zum Einschlafen gerne Romane auf dem Handy. Ich habe kein Lieblingsgenre, sondern lese sehr unterschiedliche Bücher. Gerade habe ich Vicki Baum, eine Autorin aus den 20er-Jahren, entdeckt. Nur Science-Fiction ist nicht so meins.
Schwangerschaftsabbruch: Ich hatte selbst mit 31 Jahren einen medikamentösen Abbruch und bin absolut im Reinen mit mir. Es war damals die richtige Entscheidung. Ich rede offen darüber, weil ich die Gesetzeslage unhaltbar finde und mich dafür einsetze, dass sich das ändert.
Teilhabe: Wir müssen viele Behördengänge digitalisieren. Aber es gibt Leute, für die das keine tolle Entwicklung ist. Die dürfen wir nicht abhängen. Beispielsweise können wir in den Bürgerbüros Terminals aufstellen, an denen Assistenten bei der Bedienung helfen.
Unding: Der Vorwurf, dass ich meinen Lebenslauf manipuliert habe, ist ein Unding. Darin steht, dass ich von 2008 bis 2014 als Beraterin gearbeitet habe – und das stimmt. Während der Zeit meiner Doktorarbeit war ich in Teilzeit.
Verschiebung der Wahl: Das war eine herbe Enttäuschung. Ich habe davon erfahren, als ich aus dem Zug gestiegen bin. Aber ich habe mir mit meiner Familie ein paar schöne Tage in München gemacht.
Wirtschaftsinformatik habe ich in Hamburg studiert. Währenddessen habe ich das häufiger bereut, weil der Studiengang sehr theoretisch ist. Ich hätte mein Grundstudium machen können, ohne den Rechner anzuschalten. Rückblickend war es die richtige Entscheidung, weil ich viel Basiswissen mitgenommen habe.
X Themen: Die Bandbreite an Themen im IT-Referat ist groß: Schule, Smart City, Open Source oder digitale Teilhabe. Genau das reizt mich.
Y-Chromosom: Die IT-Branche ist männerdominiert. Ich wurde, auch als ich in einer Führungsposition war, oft noch gefragt, ob ich die Praktikantin bin. Aber ich lasse mich nicht so schnell beirren – auch wenn das nicht spurlos an einem vorübergeht.
Ziel für meine Amtszeit als IT-Referentin ist es, dass München Vorreiterin und Vorbild in Sachen Digitalisierung wird und wirklich alle Menschen in der Stadt davon profitieren.
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