Schmidbauer und Kälberer, das Doppelpack, ist ja schon eine Institution. Bei Tollwood treten Sie an einem Abend mit Gert Steinbäcker von STS, am anderen mit Georg Ringsgwandl auf. Was werden das für Abende?
Bisher gab es in dieser Struktur zwölf Veranstaltungen. Das Besondere daran ist, dass es aus den normalen Programmabläufen rausfällt. Wir spielen zur Hälfte Sachen von ihnen, zur anderen Hälfte Sachen mit meinen Texten. Wir proben vorher zweimal. Das hat zur Folge, dass alles sehr improvisiert ist. Es ist auch für das Publikum ungewöhnlich, dass man nicht mit einem Programm kommt, das man eh schon kennt. So etwas hat einen eigenen Reiz und macht einen Riesenspaß. Die beiden wollten wir ja schon früher haben, aber dann kam die Pandemie dazwischen.
Sind Sie von Anfang an bei Tollwood mit dabei?
Damals, vor 30 Jahren, bin ich noch mit Ecco Meineke in einem winzigen Zelt im Hirschgarten aufgetreten. Als ich dann 1994 meine Band gegründet habe, haben wir schon vor 1000 Leuten gespielt. Das Tollwood ist für mich ein Riesengeschenk. Ich freue mich jedes Jahr darauf.
Wer wäre denn Ihrer beider Lieblingswunschgast?
Ganz ehrlich: Mehr Wunschgast als dieses Jahr kann man gar nicht haben. Ich bin ein Uralt-STS-Fan und schätze und mag den Ringsgwandl sehr. Der Gert hat ja Jahrhundert-Texte im Dialekt geschrieben, Ringsgwandl in seiner schrägen Art genauso. Du spielst einen Akkord am Lagerfeuer an, und alle singen mit. Beide sind sie geniale Köpfe.
Bei Ihnen hat man immer den Eindruck, Sie machen nur, was Ihnen Spaß macht.
Das wäre super. Aber Sie haben recht, beruflich mache ich nur noch, was mir Spaß macht. Seit Erfindung des „Gipfeltreffens“ habe ich den Journalismus nach draußen verlagert, weg von der muffigen Talkshow. Auch bei meinen Solokonzerten ist es toll, sich in den Bus zu setzen und mein eigener Chef zu sein. Aber wie jeder andere Mensch muss ich auch meine Steuererklärung machen.
Wie schaffen Sie es beim „Gipfeltreffen“ immer wieder, die Leute aus der Reserve zu locken?
Ehrlich gestanden, weiß ich es nicht. Aber der Berg hilft da schon auch. Der Unterschied, ob du gehst oder in einem Studio-Ambiente sitzt, ist enorm. Die Atmosphäre ist entspannt und offen. Ich versuche, die Leute nicht zu verbiegen. Aber was es genau ist, weiß ich nicht. Vielleicht liegt es auch an der selbstgemachten Brotzeit, die den Berg raufgetragen wird vom Moderator.
Als Moderator stellen Sie normalerweise die Fragen – welche stellen Sie sich manchmal selbst?
Tatsächlich, wenn ich Leute in meinem privaten Umfeld verletzt habe durch mein Verhalten oder Nicht-Dasein, stelle ich mir sehr lange die Frage, ob das richtig war. Und ob ich durch meine „Selbstverwirklichung“ oder „Selbstfindung“ unnötigerweise die jeweiligen Menschen mehr verletzt habe als ich mir das eingestehen will.
Sie kommen ja immer so locker und entspannt rüber. Lampenfieber ist ein Fremdwort für Sie, oder?
Ganz im Gegenteil. Bei Live-Konzerten bin ich jedes Mal wieder nervös. Je älter ich werde, desto akribischer werde ich. Ich bin aber eigentlich immer nur bis zum ersten Akkord nervös. Die Kollegen lachen mich jedes Mal wieder aus, wenn ich aufgeregt bin.
Als sehr heimatverbundener Mensch – kennen Sie so etwas wie Fernweh?
Ich war erst einmal in Norwegen, da möchte ich mit dem Bus heuer unbedingt noch einmal hin. Ich brauche keine überfüllten Flieger.
Was wünschen Sie sich für die nächsten Jahre?
Dass wir als Menschheit durch dieses Nadelöhr durchkommen. Es steht ja alles ziemlich auf der Kippe. Klimatisch und politisch. Diese friedensreichen, doch sehr sehr satten Zeiten sind vorbei. Und dass wir Menschen uns schnell genug umstellen können, auf eine andere Weise zu leben, so dass unsere Kinder auch noch ein lebenswertes Leben haben.
Der gebürtige Münchner Werner Schmidbauer ist ein Tausendsassa. Von 1984 an moderierte er über 460 Mal die Jugendsendung „Live aus dem Alabama“, seit Ende der 70er-Jahre ist er als Liedermacher auf Tour. Zuerst mit Valery McCleary und Ecco Meineke als Trio „Folksfest“. Zwischendurch moderierte er in der Nachfolge von Fritz Egner die Kinderrate-Sendung „Dingsda“. Und seit 2003 kraxelt er in der Sendung „Gipfeltreffen“ mit einem prominenten Gast auf irgendeinen Berg im Oberbayerischen. Da serviert er immer selbstgemachte Fleischpflanzerl. Mit Martin Kälberer spielt er seit 1997. Zwölf Mal schon hat das bewährte Duo einen speziellen Gast wie zum Beispiel Claudia Koreck oder Wally Warning. Der 60-Jährige hat aus zwei Ehen drei erwachsene Kinder. Nach Jahren in Bad Aibling lebt er seit drei Jahren in Kempten.