Was haben Sie denn über die japanische Kultur gelernt?
Schwere Frage! Dazu muss ich wissen, ob ich überhaupt was gelernt hab. Wenn ich ehrlich bin: Ich war nie in Japan. Mir hat einmal jemand erzählt, dass die Hirsche dort „Iiihh, Iiihh“ machen. Und ich sage, aber machen die nicht eher ein röhrendes „Öhhh“? Irgendwann habe ich eine Dokumentation über Hokkaido gesehen und es kamen Hirsche vor. Und die machen „Iiihh“. Was ich sagen will, meine Japan-Kenntnisse sind dürftig.
Mit Servus TV steht bereits ein weiteres Projekt an. Sie setzen Ihre Jugenderinnerungen fürs Fernsehen um.
Das Buch habe ich schon lange geschrieben, aber noch nie vorgetragen im Fernsehen. In den Geschichten geht es um die Orte meiner Kindheit und Jugend. München, Altötting, Schliersee. Damals war München eine Ruinenstadt. Da mal ein Haus mit Lichtern, dann Häuserketten, wo nix mehr war. Aber ich wollte in dem Buch auch nicht wie ein Historiker alles genau erzählen, sondern mit mehr als meinen Lausbuben-Dingen, die ich angestellt habe, an Begebenheiten erinnern, die es einmal gab.
Wie zum Beispiel?
Wenn ich erzähle, dass da eine Ratte in der Metzgerei ist, ist das heute unvorstellbar. Gegenüber von den Kammerspielen gab es ein Lokal. Der Wirt hat immer frische Wurscht gemacht. Dann kamen solche Hygieneauflagen, dass er die Finger davon lässt. Man muss bedenken, was das bedeutet: Der Mensch war stolz, wenn man nei gangen ist, „Servus, a halbe Bier, sag, hast du Würscht?“ „Gestern hab ich’s gmacht, pass auf!“ Alles des geht verloren. Es gab Gemüsedandler, wo die Kartoffeln am Trottoir gelegen sind. Man konnte die Kartoffeln dort nehmen, die wurden hingeschüttet, die Passanten sind da drüber gestiegen. Da gab es eine Polsterei, es roch nach Leim, in der Spenglerei wurde geschliffen, da war eine kleine Wäscherei. Heute ist München so steril geworden.
Würden Sie sagen, Sie sind ein nostalgischer Mensch?
Nein, nicht im Sinn, dass ich das alles bedaure. Man muss Abschied nehmen. Leben ist, etwas nicht mehr vorzufinden. Ich bin nicht jemand, der immer zurückschaut. Aber du kommst halt auf bestimmte Dinge, weil du assoziierst. Wenn ich jetzt die Bilder aus Mariupol sehe, dann sehe ich auch meine Kindheit in München.
In einer Rede zur Verleihung eines Preises sagte der Oberbürgermeister: Gerhard Polt gehört zu München wie die Frauenkirche, das Oktoberfest und der Viktualienmarkt. Drehen wir das um: München gehört zu Gerhard Polt wie…?
(überlegt) Das Wort „gehört“…. In dem Wort sind schon Schwierigkeiten. Was gehört, was gehört sich, was gehört zu was? Ich mein, es ist klar: Ich bin von München geprägt, von Altötting und auch vom Schliersee. Das ist die Welt, in der ich die Menschen getroffen habe. Begegnungen färben immer ab. Aber ich bin für nichts symbolhaft, das würd ich anzweifeln. Ich bin ein Erzähler und freue mich, wenn es Leute gibt, denen meine Geschichten gefallen. Und damit muss ich mich begnügen.
Wie werden Sie denn Ihren Geburtstag feiern?
Die Münchner Kammerspiele haben gesagt, sie würden gern mir das Theater zur Verfügung stellen. Da machen wir also einen Abend und anschließend machen wir, was wir immer nach den Auftritten machen und gehen noch wo hin.
Auf den 80. anstoßen?
Da werden wir ein Bier trinken, ja.
Gewinnen Sie Karten für Gerhard Polts „Meiandacht“ im Schauspielhaus der Münchner Kammerspiele.
Die Sketchreihe „Fast wia im richtigen Leben“ mit Gisela Schneeberger machte Gerhard Polt berühmt, seine Bühnen-Programme – oft an Seite der Biermösl Blosn – brachten ihm so ziemlich jeden Preis ein, den ein Kabarettist gewinnen kann. Ans Aufhören denkt er auch jetzt, kurz vor seinem 80. Geburtstag, den er am 7. Mai feiert, nicht. Stattdessen lässt Polt nun Japaner Bairisch reden: Auf der Plattform Servus TV on ist „Die Vroni aus Kawasaki“ zu sehen, in der Polt mit Gisela Schneeberger, Michael Ostrowski, Eva-Maria Reichert und weiteren die japanische Erfolgsserie „Hanbun, Aoi“ auf Bairisch synchronisiert. Auf Servus TV laufen die zehn Folgen ab 14. Mai, um 22.05 Uhr.