Der neue Torhüter beim EHC Red Bull München: Mathias Niederberger im Interview über seinen Wechsel und Ziele

Zweimal deutscher Torhüter des Jahres, zweimal deutscher Eishockey-Meister mit Berlin: Mathias Niederberger weiß, wie man Titel holt. Seinen Lauf möchte der 29-Jährige nun mit dem EHC Red Bull München fortsetzen. Welche Ziele er für die Saison hat und wofür er sich außerhalb des Felds einsetzt, verrät er in Hallo.
Herr Niederberger, als gebürtiger Düsseldorfer, der jetzt in München lebt: Welcher Dialekt klingt schöner?
Also, ich mag Düsseldorfer Platt mehr. Das hört sich angenehmer an (lacht). Wobei ich auch mit dem Baierischen zurechtkomme. Mein Vater ist in Bald Tölz aufgewachsen.
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Die ersten beiden Auswärtspartien in der Champions Hockey League (CHL) konnte Ihr Team mit jeweils 4:1 gewinnen. Ein Fingerzeig, wohin es in der Saison gehen soll?
Definitiv. Im Vergleich zu den Vorbereitungsspielen hat man sofort gemerkt, dass unsere Spannung deutlich höher war. Wir haben uns auch das Ziel gesetzt, die Champions Hockey League zu gewinnen.
Ähnlich dürfte es in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) aussehen…
Unser Ziel ist die Meisterschaft. Das hat der Verein klar kommuniziert. Ich finde auch gut, dass wir unsere Ansprüche so hoch setzen. Man erreicht seine Ziele nur, wenn man sie konkret vor den Augen hat.
Was wäre für Sie wichtiger: DEL- oder CHL-Pokal?
Eine sehr schwere Frage. Für mich persönlich wäre ein Gewinn der deutschen Meisterschaft vielleicht ein klein wenig wichtiger. Gewinnen will ich aber beide.
Zum Auftakt geht es am Donnerstag, 15. September, nach Köln. Für Sie als Düsseldorfer eine zusätzliche Sieges-Motivation?
Absolut. Ich liebe es, gegen Köln zu spielen. In meinen fünf Jahren bei der Düsseldorfer EG hatte ich bereits eine gute Siegquote gegen die Haie.
Nach Düsseldorf sind sie weiter nach Berlin und dort zweimal mit den Eisbären Meister geworden, zuletzt gegen den EHC. Wieso haben Sie sich für den Wechsel in Bayerns Landeshauptstadt entschieden?
Ich wollte tatsächlich nach München, weil ich bereits einige der Spieler aus dem Team gut kenne und für ein neues Kapitel bereit bin. Außerdem wollte ich in die Stadt.
Eine Münchner Tageszeitung hat Sie bei Ihrem Wechsel als „Berliner Mauer“ bezeichnet. Gefällt Ihnen der Spitzname?
Also, das kommt natürlich auf den Kontext an (lacht). An sich bin ich aber lieber Mathias oder „Matthes“, wie man im Platt sagt. „Matze“ finde ich schon wieder etwas unschön (lacht).
Haben Sie sich bereits in München eingelebt?
Ja, wir leben in Schwabing. Ich fühle mich hier sehr wohl. München hat eine ähnliche Gediegenheit wie Düsseldorf. Gerade den Englischen Garten habe ich sehr für mich entdeckt.

Ihre Familie lebt aber noch in Düsseldorf. Sowohl Ihr Vater war ehemaliger Eishockeyprofi und auch Ihr Bruder spielt Eishockey professionell. Gibt es da bei Familienfesten auch andere Themen am Esstisch?
Natürlich gibt es die (lacht). Wir haben noch zwei weitere Geschwister, die nicht ganz so viel mit Eishockey zu tun haben. Natürlich sprechen wir als sportinteressierte Menschen aber auch darüber.
Sie wären vor neun Jahren bereits beinahe zum EHC gewechselt, wurden aber nach etwa 40 Tagen in die USA abgegeben.
Das war damals so abgesprochen. Ich hatte die Chance, in der American Hockey League zu spielen, um mich eventuell für die National Hockey League, die allerhöchste Eishockey-Klasse, zu empfehlen. Diese Chance wollte man mir damals in München nicht verwehren.
Auch ein Grund für den Wechsel?
Ein Mitgrund war das auch. Damals hatten wir schon gesagt, dass ich bestimmt noch einmal nach München zurückkehren werde (lacht).
Aber jetzt werden sie nicht nach knapp sieben Wochen bereits wieder gehen, oder?
Ich sag das mal so: Ich habe nicht vor, bereits in einem Jahr wieder aus Schwabing wegzuziehen.
Freuen Sie sich auf die neue Heimkulisse mit den EHC-Fans?
Natürlich. Heimspiele sind immer beflügelnd. Wir wollen den Fans auch etwas bieten.
Vor allem, weil ab 2024 der SAP Garden Ihre neue Heimspielstätte wird.
Ich war bereits auf der Baustelle. Die Arena wird gigantisch. Ich freue mich auf unsere neue Kabine, den riesigen Kraftraum und die vielen Zuschauer, die uns dann besuchen werden. Auch in meiner Freizeit will ich dort vorbeischauen, etwa zu Basketball-Spielen.
Nach zwei Corona-Saisons bestimmt doppelt so schön, wieder vor vollem Haus zu spielen.
Das war schon hart. Geisterspiele, finanzielle Einbußen und die strengen Richtlinien bezüglich des Infektionsschutzes waren natürlich belastend.
Mit Danny aus den Birken gibt es in München auf der Torhüter-Position einen weiteren erfahrenen und starken Spieler. Sorgt das zwischen Ihnen für Konkurrenzkampf?
Ich sehe das eher partnerschaftlich. Es ist für unser Belastungsmanagement sehr wichtig, rotieren zu können. Ein ambitioniertes Team muss auf allen Positionen mehrfach gut besetzt sein.
Als Torwart konnten Sie laut Ihrem Wikipedia-Artikel bereits 26 Shutouts, also Spiele ohne Gegentor, verzeichnen. Ein Argument für Sie?
Ehrlich gesagt wusste ich das gar nicht so genau (lacht). Es freut mich aber, wenn ich dem Team dadurch helfen kann.
Weil Sie die Belastung ansprechen: Die Saison wird von Ihnen viele Spiele verlangen, wenn Sie Ihre Ziele erreichen wollen. Wie schaltet man nach Abpfiff am besten ab?
Für mich ist es wichtig, mich viel draußen aufzuhalten. Da hilft die hohe Lebensqualität in München sehr.
Vor allem, weil dieses Jahr auch noch das Olympische Turnier stattgefunden hat.
Stimmt, das war aber insgesamt ein großartiges Erlebnis. Natürlich waren die Regeln sehr streng, aber die Eröffnungszeremonie und das generelle Erlebnis waren beeindruckend. Sportlich hätte es für uns aber besser laufen können. Dennoch möchte ich gerne am nächsten Olympischen Turnier wieder teilnehmen.
Andere Sportler, etwa Ruderer Oliver Zeidler, haben sich als Erinnerung die fünf Ringe tätowieren lassen. Sie auch?
Nein, Tattoos sind nichts für mich. Ich habe auch in Zukunft nicht vor, mich tätowieren zu lassen.
Sie setzen sich auch sehr für den Verein „Hockey is diversity“ ein. Worum geht es dabei?
Dabei geht es darum, Alltagsrassismus zu bekämpfen. Es gibt zwar schon Fortschritte, jedoch muss noch viel gemacht werden.
Alltagsrassismus im Eishockey?
Genau. Es sind vor allem kleine Äußerungen, die von den Leuten meist gar nicht böse gemeint sind, sondern ohne nachzudenken getätigt werden. Für den Gegenüber können diese aber schnell beleidigend werden.
Was kann man am besten dagegen tun?
Kommunikation ist der Schlüssel. Am besten ist es, die jeweiligen Aggressoren zur Seite zu nehmen und ihnen klarzumachen, dass das Gesagte – wenn auch nicht so gemeint – für andere Personen verletzend sein kann.
Warum ist Ihnen das Thema so wichtig?
Unsere Eltern haben uns so erzogen, dass wir offen für alle Menschen sind. Diese Werte will ich weiter vermitteln. Meine Mutter kommt aus Italien und hat in den 90er-Jahren miterlebt, wie schwer es ist, sich etwa mit einer Sprachbarriere in einem fremden Land zurechtzufinden.
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