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Zwischen Singspiel, Söder und den Sechzgern ‒ Thomas Unger im Gespräch

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Von: Sabina Kläsener

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Thomas Unger.
„Ich hab große Lust auf „Quatsch“ und würde es lieben, dem Komik-Affen mehr Zucker zu geben“: Thomas Unger gibt am Nockherberg den neuen Söder. © Max Motel/dpa

15 Jahre lang übernahm Stephan Zinner beim Derblecken den Part des Ministerpräsidenten – nun schlüpft Thomas Unger in die Rolle. Warum er diese nicht als psychologische Studie angeht und quasi unweigerlich Bayern-Fan werden musste, verrät er im Interview.

Herr Unger, wie ist Ihr Eindruck vom Medienrummel?

Es ist kurzfristig viel los – etwas irritierend, wenn es so prompt daherkommt. Mich hat aber total gefreut, dass ich viele positive Nachrichten von Familie, Freunden und Kollegen bekommen habe. Die haben das richtig gefeiert. Ich konnte es, nachdem der erste Sturm vorbei war, auch genießen.

Stephan Zinner hat die Rolle 15 Jahre gespielt, keine leichte Nachfolge. Haben Sie ein bisschen Respekt?

Das sind große Fußstapfen. Aber nicht nur weil der Stephan das gut gemacht hat – es ist auch das Amt, das sein Schlaglicht wirft. Ich hätte mir durchaus vorstellen können, etwas kleiner einzusteigen. 

Man wächst an seinen Herausforderungen.

Ja, das stimmt. Da war viel Kopfkino, bevor es richtig losging. Das hat sich gelegt. Jetzt schauen wir mal, wie es wird.

War es eine gute Fügung, dass durch Corona eine Pause war?

Ich hatte eine längere Schonfrist. Dadurch ist es etwas entspannter.

Was bedeutet für Sie der Nockherberg, das Singspiel?

Für München gehört der Starkbieranstich absolut dazu. Und für mich persönlich ist es eine schöne Chance. Ich komme ja eher aus dem ernsten Fach und freue mich daher über jede Rolle, in der ich meine komödiantische Seite zeigen kann. Ich hab große Lust auf „Quatsch“ und würde es lieben, dem Komik-Affen mehr Zucker zu geben.

Der Inhalt des Singspiels ist streng geheim. Gab es vom Ensemble die Rückmeldung, dass in einem Wahljahr schon noch mal mehr Zunder dahinter ist?

Das kann ich schwer beurteilen. Die Politiker kriegen schon ihr Fett weg, da wird nicht hinterm Berg gehalten. Aber es bleibt in einem zivilen Rahmen. Es gilt die Vereinbarung: Einmal im Jahr stehen wir da oben, sie sitzen da unten und müssen da jetzt durch. Aber am Ende ist es wie immer: Schlimm ist eher, gar nicht erwähnt zu werden.

Sind Sie bei den Proben schon in die Rolle eingetaucht?

Es wird schon immer „söderer“ (lacht). Es macht Spaß, Fränkisch zu sprechen. 

Ist es für Sie etwas anderes, eine Parodie zu machen statt wie sonst einen fiktiven Charakter zu spielen?

Ich versuche nicht, eine psychologische Studie daraus zu machen. Natürlich habe ich mir Söder genau angeschaut, Äußerlichkeiten, Wesensmerkmale. Man pickt sich ein paar Besonderheiten heraus und verstärkt diese. Da lachen wir uns als Ensemble auch untereinander kaputt. Das kann im echten Leben eine so kleine Bewegung sein, die der Darsteller größer macht. Und dann denkt man sofort: Ja, stimmt, das passt. Solche Entdeckungen machen die Arbeit reichhaltig und leichter.

Ist Ihnen die Umstellung vom Fernsehen auf die Bühne leichtgefallen?

Ich habe ja einige Jahre Theater gespielt. Vor zwei Jahren noch habe ich den Kasperl beim Hotzenplotz im Theater Ingolstadt gegeben, habe also den Kontakt zur Bühne gehalten. Klar, die Routine im Ensemble-Betrieb fehlt. Ich merke schon, dass mich das Lampenfieber packt. Aber das geht auch denen so, die das regelmäßig machen.

Das bringt einen auch auf Betriebstemperatur.

Ich übersetze es mir euphemistisch: Es macht mich wach und konzentriert. Wenn mir der Körper Müdigkeit vorspielt, weiß ich mittlerweile: Flucht-Müdigkeit. Sie verfliegt, wenn es losgeht.

Ich habe gelesen, dass Sie keinem strikten Plan folgen, sondern die Dinge sich entwickeln lassen.

Es stimmt, ich lasse die Dinge gerne auf mich zukommen. Das bedeutet eben auch Leerlauf auszuhalten, aber das gehört dazu. Ich könnte diesen Job nicht machen, wenn ich angstgeleitet wäre. Irgendwie geht’s dann schon immer. Das ist auch mein Motto: Das Leben hat immer recht.

Wenn Sie mal nicht vor der Kamera oder auf der Bühne stehen – was machen Sie gerne?

Die Familie ist mir wichtig. Wir sind gerne draußen. Die Isar vermissen wir, seitdem wir nicht mehr direkt in der Stadt wohnen. Wir fahren gerne in die Berge, um zu baden oder Ski zu fahren.

Es heißt auch, dass Sie talentierter Fußballer sind. Eine Karriere, die an Ihnen vorbeigegangen ist?

Nein, das stand nie zur Debatte.

Sie sind aber Bayern-Fan, oder?

Ja, weil die Sechzger zu meiner Jugend- und Spieler-Zeit in die Bayernliga abgestiegen sind. Mit Unterhaching gab es damals eine große sportliche Rivalität, daher war ich als Hachinger natürlich lokalpatriotisch. Und Bayern mit den Erfolgen in den 70er und 80er – da konnte ich kein Blauer werden. Aber wir haben uns auch Sechzger-Spiele angeschaut. Da gab und gibt es für mich keine Berührungsängste: Ich liebe Fußball. Ich frotzel gerne, aber ich wünsche auch den „Löwen“ Erfolg. Ich find’s toll, wenn die Rivalität zu gutem Fußball und tollem Spektakel führt.

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Zur Person

In München geboren, wuchs Thomas Unger – Jahrgang 1970 – in Unterhaching auf. Nach einer Ausbildung zum Schriftsetzer studierte er Sonderpädagogik an der LMU. In dieser Zeit interessierte er sich vermehrt für das Schauspiel, wurde an der Hochschule der Künste in Berlin darin ausbildet. Am Badischen Staatstheater in Karlsruhe hatte er sein erstes, festes Engagement. Seit 2007 ist Unger auch regelmäßig in Kino- und Fernsehfilmen sowie Serien zu sehen – darunter „Die Garmisch Cops“, „Daheim in den Bergen“ und „Der Boandlkramer und die ewige Liebe“.

Heuer gibt er zum ersten Mal Markus Söder im Singspiel am Nockherberg – nicht wegen des Starkbieres, wie er verrät: „Einmal war ich beim Starkbierfest, hab eine Maß getrunken, war danach blau – ungemütlich, weil der Spaß so schnell vorbei ist.“

Nach Jahren in Berlin zog es Unger wieder nach München. Auf die Frage, ob er Veränderungen an der Stadt bemerkt habe, erklärt er: „Als ich Anfang der 90er in Haidhausen gewohnt habe, da war es noch studentischer.“ Heute lebt er mit seiner Frau und drei Söhnen im Münchner Südosten.

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