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Rollen-Aus bei Dahoam is Dahoam? Gerd Lohmeyer im exklusiven Interview

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Von: Sebastian Obermeir

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„Im Alter wird man ja gerne in eine Schublade gesteckt. Das Stück macht Mut zum Aufbruch.“ ‒ Gerd Lohmeyer über seine Rolle in „Und es geht doch“.
„Im Alter wird man ja gerne in eine Schublade gesteckt. Das Stück macht Mut zum Aufbruch.“ ‒ Gerd Lohmeyer über seine Rolle in „Und es geht doch“. © Heinz Konrad

Im Stück „Und es geht doch“ will der Schauspieler Gerd Lohmeyer Mut zum Auf- und Ausbruch machen. Schließlich kann sich sogar das heimelige Nest als starres Korsett entpuppen. Ein Gespräch übers Kürzertreten und Pläneschmieden.

Herr Lohmayer, Sie spielen in „Und es geht doch“ einen Rentner, der mit dem Einzug in die Seniorenresidenz hadert. Bringt Sie die Rolle zum Nachdenken über den eigenen Ruhestand?

Als Schauspieler denke ich persönlich nicht an „Ruhestand“. Ich spiele das Stück „Und es geht doch“ sehr gerne, weil es zum Aufbruch ermutigt, eben auch im Senioren-Alter. Als ich 1987 nach München kam, spielte ich im Team Theater „Aus dem Leben eines Taugenichts“ von Eichendorff. Dieses Stück ist eine Parallele dazu, nur ist die Hauptperson etwa 50 Jahre älter. Vom Münchner Feuilleton wurde es als „Taugenichts reloaded“ bezeichnet.

Und jetzt sind Sie im Theater… und so fort gelandet. 

...was ein wunderbarer Ort ist für dieses „Selbstgespräch“. Ich kann es auch nennen: Ein alter Falter schlüpft aus seinem Kokon. Im Alter wird man ja gerne in eine Schublade gesteckt. Das Stück macht Mut zum Aufbruch.

Und in Ihrem Leben, gibt es da Parallelen?

Oh ja. Vor sieben Jahren habe ich angefangen, Butoh zu tanzen. Das ist eine japanische Tanzform, die auch noch im Alter möglich ist. Damit trete ich in meiner Gruppe auch auf.

Können Schauspieler überhaupt kürzer treten?

Das fällt mir schwer. Man spielt ja gerne, auch im Alter. Das Lernen fällt schwerer, ja. Den „Taugenichts“ habe ich über 500 mal gespielt, über 26 Jahre. Da habe ich mal mit einem Hirnforscher darüber gesprochen, ob sich im Kopf ein Synapsen-Weg feststellen ließe. So weit ist es bei „Und es geht doch“ leider noch nicht.

Im Stück stehen Sie ganz allein auf der Bühne. Mit welchem Gefühl?

Das Stück ist ein Selbstgespräch. Das Publikum ist als Gesprächspartner quasi die innere Gegenstimme.

Wie ist das Münchner Publikum?

Nachdem ich jetzt über 35 Jahre vornehmlich in München spiele, fällt mir ein Vergleich schwer. Zuvor, in Hannover, war das Publikum sicher steifer. Man versucht ja mit dem Spielen, die Herzen der Zuschauer zu öffnen. Insofern ist die Frage auch eine nach dem eigenen Gelingen.

Abgesehen von Butoh: Welche Rollen müssen Sie noch spielen? 

Müssen? Eigentlich gar nicht. Ich hätte gern einmal den Nathan in „Nathan der Weise“ gespielt. In dem wunderbaren Stück „Vögel“ im Metropol genieße ich es, eine ähnliche Erzählung zu haben, wie es die „Ring-Parabel“ ist.

Kritiker erkannten im Stück Antisemitismus.

Auf diese Frage möchte ich in dieser furchtbar aufgebauschten Diskussion am liebsten Christian Ude anführen, der mit den Worten „Keiner, der guten Willens ist, kann in dem Stück Antisemitisches erkennen“ ins Schwarze traf.

Es wurde zu Unrecht abgesetzt?

Ich hätte diese Entscheidung nicht getroffen. Das Stück dient dem Verständnis und der Versöhnung der Religionen. 

Wie kriegen Sie Ihre Theater-Aktivitäten mit der Rolle „Gerstl“ in der Serie „Dahoam is Dahoam“ unter einen Hut?

Das ist in der Tat ein Problem. Ich denke da, nach sechs Jahren dort als Gast und über sechs Jahren im Hauptcast, langsam ans Aufhören. Ich habe noch genügend eigene Pläne, zu denen ich bei der Drehbelastung sonst nicht komme.

Wir sprachen ja vom Mut zum Aufbruch. Sie werden sich also nicht zufrieden zurücklehnen? 

Nein. Zufriedenheit kenne ich in dieser Form nicht. Ich bin glücklich, wenn etwas gelungen ist. Aber dann bohren gleich die nächsten Fragen.

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Zur Person

Aus Familien-Gründen kam der Schauspieler Gerd Lohmeyer an die Isar: „Meine Frau sagte: ‚Wenn wir Kinder kriegen, dann in München‘, tags darauf habe ich dem Staatsschauspiel Hannover meine Kündigung eingereicht.“ Ein Zuhause fand er mit seiner Frau, der Schauspielerin Monika Manz, und seiner Tochter im Dreimühlenviertel genauso wie an den großen Theatern wie den Münchner Kammerspielen, dem Volkstheater oder dem Bayerischen Staatsschauspiel sowie den Kleinkunstbühnen der Stadt. Auch als Fernseh-Schauspieler ist der 77-Jährige viel beschäftigt: In Franz Xaver Bogners „Café Meineid“ oder dem „Schuh des Manitu“ wirkte er mit. Seit 2009 ist er bei „Dahoam is dahoam“ als Gerstl dabei. „Es gab in meinem Leben zwei Arten von Regisseuren“, erzählt er im Interview: „Die eine Gruppe, wo ich nach dem dritten Probetag auf dem Tisch stehe, weil sie es witzig finden und es gab die anderen, die mehr ernsthafte Rollen gegeben haben. Und diese Kategorie war mir lieber.“

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