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Politiker-Derblecken: Nockherberg-Autor Richard Oehmann verrät Details zum diesjährigen Stück

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Von: Andreas Schwarzbauer

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Zahlreiche Protagonisten, die 2019 noch auf der Bühne standen, sind diese Jahr nicht mehr dabei.
Zahlreiche Protagonisten, die 2019 noch auf der Bühne standen, sind diese Jahr nicht mehr dabei. © dpa/Tobias Hase

Das traditionelle Derblecken beim Starkbieranstich am Nockherberg kommt nach Zwangspause wieder zurück. Hallo hat vorab mit dem Singspiel-Autor über die neue Ausgabe gesprochen.

München ‒ Nach drei Jahren Pause findet am Freitag, 3. März, das Derblecken beim Starkbieranstich am Nockherberg wieder in seiner gewohnten Form statt. Kabarettist Maxi Schafroth wird in seiner Fastenrede den Politikern die Leviten lesen, ehe das Singspiel folgt. Dafür sind wie 2018 und 2019 wieder die beiden Autoren Richard Oehmann (55) und Stefan Betz verantwortlich. Oehmann, der in der Isarvorstadt wohnt, gewährt im Hallo-Interview erste Einblicke und verrät, welche Neuerungen es gibt und warum er über eine Frau als Söder-Darsteller nachgedacht hat.

Herr Oehmann, Sie haben 2020 und 2022 Singspiele geschrieben, die wegen der kurzfristigen Absagen nicht aufgeführt wurden. Konnten Sie davon etwas für dieses Jahr verwenden? 

Nein, überhaupt nix. Es sind viele neue Figuren dazugekommen. Wir wollten eigentlich noch ein, zwei Lieder aufbereiten, aber die neue Geschichte hat auch neue Mechanismen.

Heuer findet auch die Landtagswahl statt. Bietet der Wahlkampf Ihnen mehr Material als gewöhnlich?

Nicht wirklich. Wir sind ja diesmal gut beschäftigt mit diversen Krisen und der Vorstellung der vielen neuen Figuren: Merz, Scholz, Lindner, Habeck, dazu ein neuer Söder-Darsteller. Außerdem ist der Söder ja in jedem Jahr im Wahlkampf. Die anderen in seiner Partei treten kaum in Erscheinung. Seehofer ist in Rente, Scheuer sucht sich wohl bald was Lukratives außerhalb der Politik. Darum haben wir diesmal den General­sekretär Martin Huber als Allround-CSUler eingebaut.

Was können Sie denn noch über das diesjährige Singspiel verraten? 

Wir haben zwar bald Landtagswahl, aber in den Aschermittwochsreden hat man gemerkt, dass sich CSU und Freie Wähler gern mit dem Schmähen der Bundesregierung hervortun. Sehr viel mehr fällt ihnen nicht ein. Manchmal vergessen sie dabei fast das Eigenlob. Das passt gut zu unserem Singspiel, in dem die Ampelregierung und die Bayern einen Wettstreit ausfechten – und jeweils überhaupt nichts zustande bringen.

Sie haben es schon angesprochen, der bisherige Söder-Darsteller Stephan Zinner hat aufgehört. War die Nachfolger-Suche schwer? 

Das war durchaus spannend, weil die Casting-Agentur überraschende Vorschläge gebracht hat – von prominent bis divers. Wir haben auch überlegt, eine Frau zu nehmen, weil das politische Personal so männerlastig ist. Wichtig sind weniger die Prominenz oder Ähnlichkeit, sondern die Witzigkeit, eine gute Gesangsstimme und auch die Nettigkeit im Umgang. Der Thomas Unger ist zwar etwas zu dünn, aber er wird ein furchterregend guter Söder. 

Werden auch die Stadt München und OB Dieter Reiter ihr Fett wegbekommen?

Kaum. Dieter Reiter kommt natürlich vor, aber diesmal eher am Rande. Es ist manchmal schwierig, die OB-Figur neben den Landes- und Bundespolitikern in eine Handlung einzufügen. Das Publikum kennt sich – abgesehen vielleicht von den Gästen im Saal – nicht sonderlich mit Münchner Politik aus. Die Themen sind zudem entweder zu kleinteilig oder zu simpel. Radwegwitze finden wir allmählich langweilig.

Was macht für Sie ein gutes Singspiel aus?  

Ich äußere bei Kunstrichtungen nie eine Faustregel. Jeder kann es machen, wie er will. Wir sind wohl eher Komödien­autoren. Früher war es eher eine Reihe von Kabarettmonologen und danach ein entlarvendes Liedchen. Es gibt aber mittlerweile sehr viel Kabarett im Fernsehen, da sind viele Witze über Politiker schon hundertfach gemacht worden. Deshalb stellen wir sie lieber in eine neue Situation und schauen, was dabei Witziges herauskommt.

Sie machen auch viele andere Projekte wie Hörspiele, Kasperltheater oder Auftritte als Sänger. Ist der Nockherberg für Sie dennoch das Highlight? 

Vom Arbeitsaufwand her ist es auf alle Fälle ein Schwerpunkt. Für mich persönlich ist es aber auch etwas sehr Besonderes, weil man mit einem Rudel angenehmer und talentierter Leute eine Weile rumspinnen darf. Das ist eine wirklich herzliche Gruppe. Vor dem Bildschirm ahnen die wenigsten, wie viel Liebe zum Detail in Kostüm, Choreografie, Bühnenbild und Musik steckt. 

Wie bereiten Sie sich auf das Schreiben des Singspiels vor? Wie recherchieren Sie?

Mei, viel Zeitung lesen, Interviews sowie Talkshows anschauen, ein paar Politjournalisten befragen und dann mit dem Kollegen Betz spazieren gehen, um darüber zu ratschen. Wir denken uns alles zusammen aus. 

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