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130 Jahre Narrhalla: Präsident Günther Grauer über gute Laune im Fasching trotz Corona & Siko

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Von: Andreas Schwarzbauer

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Der Narrhalla-Präsident über Heiterkeit, Corona und die SiKo.
Der Narrhalla-Präsident über Heiterkeit, Corona und die SiKo. © Andreas Schwarzbauer

Nach zweijähriger Auszeit wegen Corona kann in München dieses Jahr wieder richtig Fasching gefeiert werden. Der Narrhalla-Präsident freut sich im Interview besonders:

München ‒ Nach zwei Jahren Corona-Pause findet endlich wieder ein richtiger Fasching statt. Und mittendrin ist Günther Grauer, der Präsident der Narrhalla München. Die Faschingsgesellschaft feiert heuer mit ihrem Prinzenpaar Steve I. und Ulrike I. ihren 130 Geburtstag. Derzeit hat sie rund 400 Mitglieder. Grauer stieg 2001 gleich als Prinz ein und merkte schnell: „Ich möchte dabeibleiben und mein Engagement vertiefen.“ 2011 wurde Grauer zum Chef der Narrhalla. Eigentlich leitet der Starnberger, der schon als Schlagersänger und Wirt erfolgreich war, eine Event-Agentur. Warum er den Fasching liebt, welche Termine ihm am besten gefallen und wie die Sicherheitskonferenz die närrische Zeit stört, verrät er von A bis Z.  

Günther Grauer, (57), Präsident der Faschingsgesellschaft Narrhalla, von A bis Z

Alten- und Pflegeheime besuchen wir regelmäßig. Wir wollen zu denjenigen eine positive Energie bringen, die nicht mehr auf einen Ball gehen können.

Bayerischer Hof: Die Eigentümerfamilie Volkhardt ist der Narrhalla sehr verbunden. Deshalb gibt es seit 1950 die Tradition, dass das Prinzenpaar in der Hochphase des Faschings dort kostenlos in einer Suite wohnen darf. Heuer muss es wegen der Sicherheitskonferenz für drei Tage ausziehen.

Corona: Wir haben uns viel einfallen lassen und beispielsweise Krapfen an Pflegeheime geliefert. Unseren Pumucklball haben wir online veranstaltet und ein paar tausend Kinder haben zugeguckt.

Deutsches Theater: Dort findet mit der Soiree der Höhepunkt unserer Saison statt. Wir waren heuer positiv überrascht, dass sie nach zwei Jahren Pause voll war. Man merkt, dass die Leute wieder tanzen und singen wollen. 

Erster Faschingsverein in München war die Narrhalla. Das ist schon etwas Besonderes. Aber jeder Verein, der sich um die Tradition bemüht, kann stolz sein.

Fasching der anderen Art fand in den vergangenen beiden Jahren statt. Aber es war toll, wie die Prinzenpaare das angenommen und uns trotzdem ihre Zeit geschenkt haben.

Garde: Sie tritt jedes Jahr unter einem bestimmten Motto mit ausgewählter Musik und passenden Kostümen auf. Heuer lautet es „Die bunten 90er-Jahre“.

Hochburg: Wenn man es mit Köln oder Düsseldorf vergleicht, ist München keine Hochburg. Aber in der Umgebung stechen wir schon heraus.

Inthronisation des Prinzenpaares fand im Januar auf einer Bühne vor dem Rathaus statt. Dort erhalten die Tollitäten den Schlüssel der Stadt.

Jubiläum: Es ist nicht so, dass es der Narrhalla 130 Jahre blendend ging, aber wenn ein Verein so viele Jahrzehnte durchhält, ist das eine große Leistung.

Karl-Valentin-Orden: Damit zeichnen wir Menschen mit hintergründigem Humor aus – egal ob Sänger, Schauspieler oder Sportler. Auch die Klitschkos und Kardinal Josef Ratzinger haben ihn schon erhalten. Heuer ist Monika Gruber die Preisträgerin.

Ludwig II.: Ich wollte meine König-Ludwig-Gedenk-Hymne vermarkten und bin deshalb 2001 Faschingsprinz der Narrhalla geworden. Bei den Terminen bin ich im entsprechenden Kostüm aufgetreten. 

Mit Bedauern mussten wir dieses Jahr unseren „Karneval in Rio“ absagen. Er findet eigentlich am Faschingssamstag im Bayerischen Hof statt. Dann tagt dort aber heuer die Sicherheitskonferenz.  

Nachwuchs können wir – wie wahrscheinlich jeder Verein – immer gebrauchen. Durch Corona ist uns schon ein bisschen etwas weggebrochen. Aber wir sind stolz, dass wir inzwischen wieder viele Anfragen neuer Mitglieder haben.

Offizielles Prinzenpaar der Stadt: Das stellt die Narrhalla. Davon haben wir aber keinen finanziellen Vorteil. Die Stadtpolitik ist fair und verteilt ihre Zuschüsse gerecht auf alle Faschingsvereine.

Prinz: Als Prinz habe ich gesehen, dass bei der Narrhalla so viele wichtige Dinge passieren. Zwar sind auch Auftritte in den Medien schön, aber vor allem die leuchtenden Augen und die Dankbarkeit der Menschen in den Seniorenheimen sind mir in Erinnerung geblieben.  

Quatsch: Ich verurteile keinen, der Fasching für Quatsch hält. Das ist Ansichtssache. Aber ich liebe den Frohsinn und die Geselligkeit, die Fasching verkörpert. 

Roy: Ich habe das legendäre Nachtlokal 1999 übernommen und 21 Jahre lang betrieben. Es war genau das Richtige für mich. Die Gäste waren immer gut gelaunt und bunt gemischt. Wir hatten alle da: von Chris de Burgh über Stefan Effenberg bis zu Michael Jackson. 

Schlager mochte ich schon immer. Ich bin mit der ZDF-Hitparade aufgewachsen. Später sind Petra Perle und ich als „Geschwister Pfundig“ mit deutschen Schlagern aufgetreten.

Termine: Wir sind heuer wieder randvoll mit Terminen. 40 bis 50 Auftritte, Bälle und gemeinnützige Besuche haben wir schon hinter uns, rund 150 stehen noch an. 

Umzug: Ursprünglich wurde die Narrhalla gegründet, um einen Umzug zu organisieren. Weil das sehr kostenintensiv war, haben wir es in den 70er-Jahren aufgegeben. Ich bin froh, dass die Damischen Ritter ihn 2005 wieder ins Leben gerufen haben, denn dort zeigt sich die Wirkungskraft des Faschings. Heuer werden am Sonntag, 12. Februar, 2600 Leute mit 40 Zugmaschinen dabei sein. 

Vereinsleben: Wir versuchen, unseren aktiven Mitgliedern das ganze Jahr etwas zu bieten. Wir gehen auf das Oktoberfest, machen Ausflüge, organisieren Stammtische und Kegelabende. Im Sommer finden schon die ersten Treffen des Elferrats zur Vorbereitung der Faschingssaison statt. 

Wandel: Vor 20 Jahren herrschte noch Konkurrenz zwischen den Faschingsvereinen. Mich hat das immer gestört. Heutzutage arbeiten wir bei der Aktion „Fasching hat Herz“ miteinander und sind auch mal zusammen unterwegs.

X-Kostüme habe ich daheim, auch weil ich bei vielen Musicals ausgeholfen habe. Mein Repertoire reicht von Nonne über Steinbock bis zum Pumuckl. Im Fasching bin ich als Präsident aber in meinem Ornat unterwegs. 

Yoga mache ich nicht zur Entspannung. Ich lege mich lieber eine Viertelstunde in die Badewanne. Dort kann ich alles loslassen. 

Ziel der Narrhalla ist es, Frohsinn sowie eine positive Energie zu verbreiten und die Menschen zusammenzubringen.

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