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Deutsches Theater München: Der neue Chef Thomas Linsmayer über Mut, Musicals und die München-Zulage

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Von: Marco Litzlbauer

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Der neue Chef des Deutschen Theaters, Thomas Linsmayer, im Gespräch mit Hallo.
Der neue Chef des Deutschen Theaters, Thomas Linsmayer, im Gespräch mit Hallo. © Deutsches Theater

Aus Interimslösung wird Dauerlösung: Thomas Linsmayer ist neuer Chef des Deutschen Theaters. Mit Hallo hat er über seine Passion zur Oper und seine Ziele gesprochen.

Über 20 Jahre gehörte Thomas Linsmayer als juristischer Berater, vor allem aber als Kurator mit internationalen Kontakten zum Team der Pasinger Fabrik, ehe der 54-Jährige Anfang Februar zunächst als Interims-Chef ans Deutsche Theater kam. Seine Vorgänger als Geschäftsführer des städtischen Hauses waren vom Aufsichtsrat von ihren Posten abberufen worden. Grund waren nicht erfolgte Auszahlungen von Zulagen an die Beschäftigten.

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Jetzt ist aus der Übergangs- eine Dauerlösung geworden: Linsmayer wird die Musicalbühne mit ihren aktuell gut 40 Mitarbeitern für die kommenden fünf Jahre leiten. Und das, obwohl er bisher kein ausgesprochener Musical-Experte war. Wie groß seine Achtung vor dem Genre allerdings ist, in welchen Bereichen er das Haus neu ausrichten möchte und warum Besuche auf der Wiesn zum kulturellen Pflichtprogramm gehören, verrät der verheiratete Familienvater aus der Isarvorstadt hier von A bis Z.

Thomas Linsmayer (54), Chef des Deutschen Theaters, von A bis Z

Anders soll vor allem das Programm werden. Es war schon bisher super, keine Frage. Aber es soll noch vielfältiger, noch bunter werden.

Betriebsrat: Haben wir jetzt geschaffen und ist unbedingt wichtig. Es war der Wunsch der Mitarbeiter und ich sehe es nicht als Konkurrenz, sondern als Unterstützung.

Cash, Johnny: Ein tolles Musical aus den USA, das aktuell bei uns läuft. Es lief bei uns schon einmal im kleinen Saal und die Besucher waren begeistert. 

Die Schule der magischen Tiere: Die Inszenierung des Kinderbuch-Bestsellers zeigen wir im September. Wir wollen noch mehr Kindertheater machen, auch der Nachwuchs soll das Deutsche Theater besser kennenlernen. Wir sind noch nicht als Kinder-Ort eingeführt, wollen deshalb künftig enger mit Schulen und anderen Einrichtungen für Kinder zusammenarbeiten.

Einstellungen: Es ist aktuell so gut wie unmöglich, Techniker und Bühnenbauer zu finden. Teilweise werden wir gerade so noch fertig vor einer Premiere. Aber wir suchen auch noch Personal im kaufmännischen Bereich.

Fasching: Ich bin großer Fan und habe seit 20 Jahren selbst in der Pasinger Fabrik Bälle und Partys veranstaltet. Das Deutsche Theater war und ist eine Faschingshochburg. Ich will mittelfristig sogar mehr Bälle ins Theater holen. Und unser Silbersaal eignet sich perfekt für Kostümfeste, Maskenbälle und venezianischen Karneval. Ich selbst verkleide mich gerne als Herr der sieben Meere – das legendäre Kostüm von Helmut Fischer im Monaco Franze. Ich habe aber auch große Kostüme wie das eines Garibaldi-Soldaten aus dem 19. Jahrhundert.

Generationen: Musicals wie die Rocky Horror Show oder Cats machen allen Spaß, verbinden Generationen.

Horror: Nach der Rocky Horror Show hat es unser Putzdienst tatsächlich kaum geschafft, die Hinterlassenschaften des ausgelassenen Publikums wegzuräumen. Nach Rocky Horror kam der Putz Horror (lacht).

Interim: Ich hatte nicht damit gerechnet, dass aus meinem Interims-Engagement eine dauerhafte Sache wird. Ich habe meine anderen Tätigkeiten sehr gerne gemacht. Aber die Herzlichkeit der Belegschaft und die spannenden Programm-Aufgaben haben mich dazu bewogen, bleiben zu wollen.

Jurist: Für das strukturierte Organisieren und bei Vertrags­angelegenheiten ist man als Jurist gut aufgestellt. Da war auch die richtige Auszahlung der München-Zulage eine lösbare Aufgabe für mich.

Kirche: Ich bin praktizierender Katholik, war in St. Anton Pfarrgemeinderatsmitglied. Die Gesellschaft braucht die Kirche. Ja, sie hat diverse Probleme, aber ich versuche lieber, durch einen aktiven Beitrag mitzugestalten als auszutreten.

Lieblingsgestränk unserer Gäste ist eindeutig der Aperol Spritz. Ich selbst bin großer Weinliebhaber und habe in meinem Büro aus meinem privaten Fundus einen kleinen „Weinkeller“ eingerichtet.

Musicals: Wir sind das Haus für Musicals im Alpenraum. Und es gibt nicht nur die alten Blockbuster, sondern auch tolle neue Vertreter wie „Zeppelin“ von Ralph Siegel, das ich unbedingt zu uns holen möchte. Von dem Können der Protagonisten was Stimme, Maske, Akrobatik angeht können sich auch aus dem klassischen Genre viele noch was abschauen.

Nachwuchs: Wir wohnen ja fast nebenan und meine jugendliche Tochter war seit ich hier bin glaube ich in jeder Inszenierung – manchmal mit ihrer ganzen Klasse.

Oper: Ich bin ein extremer Opernfan, seit der Jugend Wagnerianer, da meine Familie mit Wagner und Bayreuth viel zu tun hat. Im September 2023 wollen wir eine Oper aus Namibia bei uns im Haus haben. Auch eine Kooperation mit dem Opernstudio der Staatsoper kann ich mir gut vorstellen.

Pasinger Fabrik liegt mir noch sehr am Herzen. Hier kann ich mir durchaus Kooperationen vorstellen – beispielsweise bei den Länderfestivals. 

Qual der Wahl: Es ist unvorstellbar, wie viele Einladungen zu Premieren und Kollegentreffen man als Leiter des Theaters bekommt. Da das Richtige auszuwählen, fällt mir manchmal nicht leicht.

Risiko: Manchmal muss man auf ein Quäntchen Glück vertrauen. Das war hier aber gar nicht nötig: Politik, Belegschaft, ja, die ganze Branche hat mich unterstützt.

Sommerpause: Auch wenn während der Sommerferien keine Vorstellungen sind, laufen die Planungen doch weiter. Künftig will ich aber auch im August mehr machen. Kultur ist da oft erfolgreicher als man denkt.

Tanz: München fehlt ein klassischer Tanzsaal. Ich wünsche mir, dass Internationaler, aber auch der Volkstanz im Silbersaal eine Heimat findet.

Umbau: Ich bin meinen Vorgängern sehr dankbar – beispielsweise für den guten Schallschutz. Ich beneide Max Wagner nicht um den aktuellen Umbau im Gasteig.

Vernetzen: Ich nutze meine Kontakte, um das Theater in der Branche zu vernetzen – zum Beispiel mit Füssen, Linz und St. Gallen. Dadurch kann man Stücke so anlegen, dass sie als Tournee-Produktion auch hier funktionieren. Auch mit dem Stadtmuseum kann ich mir Ausstellungen vorstellen.

Wiesn: Da haben sich meine Eltern kennengelernt. Ich bin nicht nur seit meiner Geburt jedes Jahr, sondern meist jeden Tag dort. Das wird heuer nicht anders, zumal gerade auf der Oidn Wiesn die halbe Kulturbranche vor Ort ist.

X-mal habe ich jede Wagner-Oper gesehen – mindestens ein Dutzend Mal.

Youtube: Unsere Social-Media-Kanäle sind sehr wichtig für uns. Wir haben eine eigene Abteilung dafür und wollen die weiter ausbauen.

Zuschauer kommen langsam wieder zurück – gerade zu den Klassikern. Experimentelle Sachen tun sich schwerer. Landesweit ist man noch etwa ein Viertel von den früheren Zahlen entfernt. 

Quelle: www.hallo-muenchen.de

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