Jeanne-Marie Ehbauer: Münchens designierte Baureferentin im Portrait

München bekommt eine neue Baureferentin: Jeanne-Marie Ehbauer tritt die Nachfolge von Rosemarie Hingerl an. Mit Hallo hat sie über ihre Ziele im neuen Job gesprochen...
Auf Vorschlag der Grünen/Rosa Liste wird voraussichtlich die gebürtige Karlsruherin Jeanne-Marie Ehbauer in der letzten Vollversammlung des Stadtrats vor der Sommerpause am Mittwoch, 27. Juli, zur neuen Baureferentin für München gewählt. Die 54-jährige Architektin und Stadtplanerin leitete unter anderem sechs Jahre lang das Baudezernat in Bremerhaven und bezeichnet sich selbst als „Überzeugungstäterin“, wenn es darum geht, Orte lebenswert zu gestalten. Im Vorfeld hatte es um die Nachfolge der inzwischen in den Ruhestand getretenen Referatschefin Rosemarie Hingerl einige Turbulenzen gegeben.

Zuletzt wurde die zunächst für Juni anberaumte Wahl im Stadtrat verschoben, weil ein hoher Krankenstand die herrschenden Mehrheitsverhältnisse hätte beeinflussen können. Was die Kandidatin dazu sagt, wo sie in München noch Verbesserungspotenzial sieht und was es mit ihr nicht geben wird, verrät die designierte Baureferentin im Hallo-Interview.
Jeanne-Marie Ehbauer (54), Münchens designierte Baureferentin, von A bis Z
Aufschub: Mein Mann und ich saßen schon im Zug nach München, als ich von der Verschiebung der Wahl erfuhr. Das bedeutet jetzt einen Monat länger etwas Unsicherheit, aber das nehme ich hin.
Bürgerbeteiligung ist mir ganz wichtig. Ich sammle schon Ideen und hoffe, dass wir dieses Instrument zum Wohl der Stadt noch besser zusammen gestalten können.
CO2-neutral: Das Wichtigste ist die Stärkung der blau-grünen Infrastruktur, also Wasser- und Grünbereiche, um CO2 zu binden und das Lokal- und Stadtklima zu verbessern.
Dach- und Fassadenbegrünung ist eine gute Idee, wo immer es möglich ist. Bei Dächern sollte man alternativ schauen, ob eine Solaranlage oder Begrünung sinnvoller ist.
Energie: München soll bis 2035 klimaneutral sein und da müssen wir an ganz vielen Stellschrauben drehen. In städtischen Gebäuden muss möglichst viel an erneuerbaren Energien genutzt werden und wir müssen schauen, wo wir Energie selbst erzeugen und wo man diese überall einsparen kann.
Freiräume: Dazu zählen für mich auch Straßen, Wege und Parkplätze. Auch das sind Freiräume zwischen der Bebauung, die man stellenweise vielleicht stärker begrünen kann.
Grüne: Das war für mich beim Schritt in die Politik einfach die richtige Partei. Aber ich arbeite natürlich auch mit allen anderen demokratischen Parteien zusammen. Als Referentin sehe ich mich im Dienst der Stadt und der Bürger.
Historische Bauten halte ich für enorm wichtig. Meine Eltern haben selbst in einem denkmalgeschützten Haus gelebt. Durch alte Gebäude und Baudenkmäler wird die Geschichte einer Stadt ablesbar und erlebbar.
Inklusion: Die Stadt muss ein Lebensraum für alle sein. Ich habe das Ziel, diese für alle zugänglich zu machen. Und da gibt es auch in München noch die eine oder andere Baustelle. Für Anregungen aus der Bevölkerung bin ich jetzt schon dankbar.
Jahresbudget: Das Baureferat hat – ohne die Stadtentwässerung – einen Etat von durchschnittlich 1,3 Milliarden Euro pro Jahr für Baumaßnahmen sowie Unterhalt und Betrieb vieler Bereiche. Dort wird dafür gesorgt, dass alles funktioniert.
Kreislaufwirtschaft: München hat da eine Vorreiterrolle eingenommen. Baustoffe werden bereits wiederverwertet oder getrennt und dem Kreislauf wieder zugeführt. Ich möchte mit dem Baureferat daran mitarbeiten, dass diese Vorreiterrolle noch ausgebaut wird.
Lebensmotto: Die Freiheit des Einzelnen geht immer nur bis zu dem Punkt, wo sie die des Anderen nicht einschränkt. Das gilt für mich auch auf zeitlicher Schiene, also von Generation zu Generation.
München kenne ich seit meiner frühesten Kindheit. Mit meiner Mutter war ich mindestens einmal im Jahr hier. Es war für mich immer schon eine sehr positive Stadt, auf die ich mich sehr freue.
Niemals: Ein absolutes No Go für mich wäre der Bau einer Hochstraße durch München, womöglich sogar noch durch die Innenstadt. Ich finde das einfach furchtbar.
Oekologisches Bauen oder besser noch nachhaltiges ökologisches Bauen ist sehr wichtig. Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, dass wir beim Bauen diese Grundsätze beachten und alle Beschlüsse, die es dazu gibt, umsetzen.
Personalführung: Mir liegt sehr viel daran, meine Mitarbeiter zu motivieren, zu integrieren und mitzunehmen. Ich werde nicht alle 4000 persönlich kennenlernen können, hoffe aber auf eine gute Zusammenarbeit, auch mit dem Personalrat. Nur mit guten Arbeitsplätzen kann man dem Fachkräftemangel entgegenwirken.
Qualifikation: Meine Stärken sind mein Wissen, meine Erfahrung und mein unbedingter Wille, Orte lebens- und liebenswert zu gestalten. Das mache ich jetzt schon seit Jahrzehnten mit großer Begeisterung. Ich bin da wirklich eine Überzeugungstäterin.
Radlstadt: Der Ausbau der Radinfrastruktur ist eine Riesenaufgabe, referatsübergreifend, aber auch höchstspannend. Vor allem vor dem Hintergrund, dass sich das Fahrrad in den letzten Jahren völlig neu erfunden hat. Jetzt gibt es so viele Varianten: vom Kinder- über das klassische bis zum Lasten- oder E-Fahrrad. Alle fahren auf denselben alten Radspuren und die reichen nicht mehr aus.
Schulbau: Eine tolle Aufgabe! München hat das größte kommunale Schul- und Kita-Bauprogramm. Ich freue mich darauf, es mit weiterzuentwickeln und vielleicht noch ökologischer machen zu können.
Technisches Rathaus: Ich habe es noch nicht betreten, weil ich noch nicht gewählt bin. Aber die Vorfreude ist groß.
Umzug: Der Mietvertrag für unsere Wohnung in Sendling-Westpark ist unterschrieben. Ich komme mit allem, was zu mir gehört, nach München – mit Kopf und Herz, meinem Mann und zwei Katzen.
Verkehrswende: Es braucht ein ordentliches Alternativangebot, wenn man Leute dazu bewegen will, auf das eigene Auto zu verzichten. Ich hoffe auch, dass es uns gelingt, dass das Angebot nicht nur nutzbar, sondern für alle auch bezahlbar bleibt. Aber da sind andere politische Bereiche gefragt.
Wohnungsbau: Ich werde meine Kollegen bei dieser Aufgabe unterstützen, wo ich kann. München braucht mehr bezahlbaren Wohnraum. Es kann nicht sein, dass Menschen im Alter wegziehen müssen, weil sie sich ihre Stadt nicht mehr leisten können.
X-Fachbereiche: Als Referentin den Überblick zu behalten, ist kein Problem. Das kenne ich von Bremerhaven und durch meine Erfahrung als Architektin und Stadtplanerin. Hier unterstützen mich dabei dann 4000 Mitarbeiter in vielen verschiedenen Funktionen.
Yacht: Besitzen wir nicht. Aber eines der Hobbys von meinem Mann und mir ist das Segeln. Wir freuen uns darauf, das auf einem der Seen im Umland wieder aufleben zu lassen.
Zu guter Letzt wünsche ich mir eine gute Zusammenarbeit mit Bürgern, Mitarbeitern und der Politik, um die Stadt positiv weiterzuentwickeln. München ist toll und ich würde es gerne noch toller machen.
Münchens IT-Referentin Laura Dornheim im Portrait.
Quelle: www.hallo-muenchen.de