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Zwischen Sportis, Isar-Joggen und Sprüngen im Backstage: Donots-Sänger Ingo Knollmann im Interview

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Von: Marco Litzlbauer

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Gerne und oft zu Gast in München: Die Donots um Frontmann Ingo Knollmann (re.) – hier auf dem Königsplatz beim „Danke-Konzert“ für Flüchtlingshelfer im Jahr 2015.
Gerne und oft zu Gast in München: Die Donots um Frontmann Ingo Knollmann (re.) – hier auf dem Königsplatz beim „Danke-Konzert“ für Flüchtlingshelfer im Jahr 2015. © dpa/Marc Müller

Das neue Album der Donots ist direkt auf Platz 1 der Charts eingestiegen. Sänger Ingo Knollmann im Interview über Familie, Isar-Joggen & die Sportis

2022 rockten die Donots mit den Toten Hosen das Olympiastadion, jetzt gastieren sie mit ihrem neuen Album „Heute ist ein guter Tag“ im Backstage. Das dritte Album mit rein deutschen Texten ist aus dem Stand auf Platz 1 der deutschen Charts eingestiegen Wie sich Punk-Band und Familie vereinen lassen, wann es Anschiss von der Tochter gibt & was in München schwierig aber nicht unmöglich ist...

Ingo, um den Album-Titel aufzugreifen: Was ist für dich ein guter Tag?

Eigentlich jeder Tag. Man sollte demütig sein und sich anschauen, wie es einem wirklich geht. Selbst wenn mal die Tagesmutter ausfällt, befinden wir uns doch in einer guten und luxuriösen Situation. Wir haben hier keine Bomben, die einem auf den Kopf fallen.

Und doch fängt euer Album textlich mit nichts anderem als dem Weltuntergang an…

Das ist eigentlich aus Versehen so passiert. Wir hatten ein ganz anderes Intro eigens von einer japanischen Opernsängerin einsingen lassen. Für sich klang das super, aber es passte irgendwie nicht vor den ersten Song. Da fiel Guido (Donots-Gitarrist und Bruder von Ingo, Anm. d. Red.) ein, dass er noch ein altes Video von seiner Tochter hat, in dem sie über den Weltuntergang singt. Da war das geniale Intro, das im Zusammenspiel mit dem Song „Auf sie mit Gebrüll“ perfekt passt. Nichts könnte den Inhalt des Albums besser subsumieren. 

Sind eure Kids auch sonst das erste Testpublikum?

Unterschiedlich – die Altersspanne reicht ja von etwa einem halben Jahr bis zu 16 Jahren. Die kommen schon mal zu einem Soundcheck oder einem Videodreh vorbei. Was ich schön finde: Meine Tochter ist jetzt sieben Jahre alt – da bekommt man sehr ungefiltertes Feedback. Zum Beispiel: „Papa, das Video finde ich gut, aber du siehst darin scheiße aus!“

Wie lässt sich das Band-Leben, das Leben eines Punk-Rockers, mit Familie vereinen?

Ganz persönlich gesprochen ist das wirklich die größte Herausforderung von allen. Weil ich eigentlich ein Perfektionist bin, der immer 120 Prozent geben will. Aber du lernst schnell, dass du weder bei dem einen noch bei dem anderen 100 Prozent geben kannst. Als Familie muss man das aushalten können – die Kurzfristigkeit, das Schichtarbeiterleben. Mal bin ich komplett weg, dann bin ich wieder komplett da und mache mich breit. Größten Respekt an unsere Frauen, dass sie das mitmachen.

Ihr habt schon auf der ganzen Welt gespielt, Festival-Bühnen gerockt, in Stadien gesungen. Hat man trotzdem noch Gänsehaut, wenn man, wie beispielsweise vergangenes Jahr zusammen mit den Toten Hosen, vor 35 000 Menschen im Münchner Olympia­stadion spielt?

Fakt ist: Die Gänsehaut wird von Mal zu Mal mehr. Die bisher größte hatte ich allerdings vergangenes Jahr bei Rock am Ring, als wir nach exakt 888 Tagen ohne Konzert endlich wieder auf der Bühne standen und die Hosen unser Special Guest waren. 

In München geht’s diesmal ins Backstage. Wie punkig ist das Münchner Publikum?

Ich bekomme öfter von anderen Bands gespiegelt: „Ja mei, bissl schwierig.“ So ein Quatsch! In Süddeutschland und speziell in München – egal ob Backstage, Königsplatz, Tonhalle, Zenith oder Olympiastadion – ist immer die Hölle los. Das hat sofort Volksfest-Charakter. Als Westfale freut man sich, wenn man auf Leute trifft, die auch trinkfest sind.

Bei den Konzerten springst du gerne in die Menge. Wenn vorhanden auch mal von Emporen. Wo kann man in München am besten springen?

Da ist alles eigentlich recht eben­erdig. Aber eine Theke gibt es überall. Allerdings haben sich letztens nach einem Konzert meine Tochter, meine Frau und meine Mama bei mir gemeldet, weil ich wieder von einem Balkon in die Menge gesprungen bin. Die heizen mir mittlerweile ganz schön ein.

Mit Erfolg?

Meist hat es mich trotzdem übermannt. Man muss aber auch sagen: Solange man ein Mikro in der Hand hat, fangen einen die anderen immer auf (lacht).

Was verbindest du außerhalb der Konzerte mit München?

Ich bin ein notorischer Jogger, laufe so elf bis 14 Kilometer am Tag. Und München hat extrem schöne Jogging-Strecken. Und wenn sie irgendwie Zeit haben, kommen uns immer die Sportfreunde Stiller besuchen.

Du hast dich mal als „eklig harmoniesüchtig“ bezeichnet. Wie lässt sich das mit engem Zeitplan und Tourbus in Einklang bringen?

Bei unserer Band ist das kein Problem – auch wenn das klingt, wie in der schlimmsten Hippie-Kommune: Wir haben immer eine sehr gute Gesprächskultur. Es funktioniert, weil wir in erster Linie Freunde sind und erst in zweiter Linie eine Band.

Zur Band

Nach fast 30 Jahren Bestehen ist die 1994 gegründete Band aus Ibbenbüren in Nordrhein-Westfalen nicht mehr aus der deutschen Musik-Szene wegzudenken. Anfang der 2000er-Jahre feierten die Donots mit Alternative-Rock-Hits wie „Whatever happened to the 80s“ oder dem Twisted-Sister-Cover „We’re not gonna take it“ Erfolge. Später folgten Hits wie „Stop the clocks“ oder „So long“. Letzteres bildet bis heute meist das Abschlusslied ihrer Konzerte – Gänsehaut inklusive.

Hierzulande tourten die Donots häufig zusammen mit den Toten Hosen – mit denen sie eine langjährige, enge Freundschaft verbindet – oder den Ärzten. International mit Bands wie Flogging Molly oder Billy Talent. Das neue Album „Heute ist ein guter Tag“ ist das mittlerweile dritte in Folge mit ausschließlich deutschen Texten. Ob das auch künftig so bleibt? Frontmann Ingo Knollmann äußert sich dazu augenzwinkernd: „Wir haben uns nicht für immer auf deutsche Texte eingeschworen. Die logische Inkonsequenz muss bei Punk schließlich bleiben.“

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