„Ich bin das alte Zirkuspferd“ ‒ Schauspielerin Christine Neubauer im Interview

In „Eine Mutter... Zwei Töchter“ sind Männer verboten – zumindest auf der Bühne. Thematisch sind sie aber überall. Und im Publikum büffelt Christine Neubauers Partner Deutsch. In Hallo spricht die Schauspielerin über ihre Rolle als Mutter, die Ferne und das Heimkommen.
Frau Neubauer, gerade vergangene Woche sind wir uns über den Weg gelaufen.
Echt?
Nun ja… Bei einem Falafel-Imbiss am Viktualienmarkt hab ich eine Autogrammkarte mit Ihren besten Grüßen gesehen.
Ahh! Ja, der Viktualienmarkt ist ein Ort in München, der mich nicht nur als Kind mit meinen Großeltern und Eltern, sondern die ganzen Jahre, sogar bei Rollen begleitet hat. Ich hab bei „München 7“ lange eine der Marktfrauen am Viktualienmarkt gespielt.
Ein Besuch gehört also zum Pflichtprogramm, wenn Sie in der Stadt sind?
Auf alle Fälle. Da werden so viele schöne Erinnerungen wach.
Kommen Sie eigentlich noch oft her, fernab von Theater-Engagements?
Wieder, ja. Seit mein Vater gestorben und meine Mutter dadurch alleine ist, bin ich so oft es geht und verstärkt in München. Nachdem ich aber ein südländischer Typ bin und gern die Wärme hab…
…vermissen Sie die mallorquinische Wahlheimat aber auch?
Ja, das Klima und das Lebensgefühl. Im Moment wird das triste Wetter aber durch ein unglaublich euphorisches Publikum wettgemacht. Der Himmel ist bedeckt, aber anstelle der Sonne lacht das Publikum.
„Eine Mutter… Zwei Töchter“ wurde kürzlich in Düsseldorf uraufgeführt. Geht man an ein neues Stück anders ran als an Klassiker?
Eine Uraufführung birgt Neues, Unverhofftes. Sie erfordert eine wesentlich intensivere Arbeit mit der Rolle. Seit der Uraufführung haben wir die Figur noch weiterentwickelt. Wo muss man kürzen, wo ergibt sich noch eine komische Situation, die man weiter unterstützt. Bei altgedienten Stücken weiß man das alles. Deshalb ist eine Uraufführung ein spannender Ritt übers Glatteis.
Autor und Regisseur Gabriel Barylli soll beim Schreiben sofort an Sie gedacht haben.
Er hat mich beim Schreiben und auch schon Jahre davor angesprochen und gesagt: Wenn diese Mutter zum Leben erweckt wird, dann durch dich. Das kannst nur du.
Und – wie geht es Ihnen jetzt mit der Rolle?
Ich spiele sie voller Inbrunst und ich kann mich da so richtig ausleben. Mein Schauspieler-Herz blüht auf. Es ist ein sehr freches Stück und etwas, das man nicht von den alten Klassikern kennt. Es ist provokativ und teils politisch unkorrekt. Es ist deftig. In einem Satz: Es ist so etwas wie „Sex and the City“ mit einer Mutter und zwei Töchtern.
Haben Sie ein mütterliches Verhältnis zu den zwei Kolleginnen?
Ja, als Berufsälteste bin ich hier schon die Mutter. Ich bin das alte Zirkuspferd und die jungen Fohlen müssen galoppieren (lacht).
Begleitet Sie Ihr Mann eigentlich während der Engagements?
Ja, er begleitet mich. Und unser Hund auch!
Schaut er dann alle Vorstellungen an?
Er schaut viele an und lernt dabei Deutsch. Was ihm sehr gut tut. Einige Wörter braucht er sich aber gar nicht erst zu merken, weil es ans Eingemachte geht.
In einem Interview sagten Sie, dass man sich Theater als Schauspielerin leisten können muss. Wie meinen Sie das?
Vor allem finanziell. Vom Theater kann man nicht wirklich leben. Ich habe es mir in den vielen Jahren erarbeitet, dass ich mir Theaterspielen leisten kann.
Theater ist also ein Leidenschafts-Projekt?
Schon. Ich nehme mir immer wieder Auszeiten und werde in Zukunft noch mehr versuchen, mir Herzensprojekte zu erfüllen und mir genau das zu leisten, was mir Spaß und Freude macht.
Malen Sie noch?
Ja, aber das ist durch die Theaterengagements ein bisschen ins Hintertreffen geraten. Aber die Zeit dafür wird wieder kommen. Ich plane eine Ausstellung, dafür wird aber erst im Herbst Zeit bleiben. Momentan stehe ich fast jeden Tag auf der Bühne. Und bei diesem Stück muss ich mich mit Leib und Seele einbringen. Sonst wird’s nix.
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Zur Person
1987 gelang Christine Neubauer der Durchbruch: An der Seite von Jörg Hube spielte sie Traudl Grandauer in der Fernsehserie „Löwengrube“. Es folgten zahlreiche Kino- und Fernsehfilme sowie Serienauftritte. Die Wurzeln der am 24. Juni 1962 geborenen Münchner Schauspielerin liegen aber beim Theater: Erste Schauspiel-Erfahrungen sammelte sie Anfang der 1980er-Jahre am Münchner Volkstheater, am Theater der Jugend und an der Kleinen Komödie. Jetzt spielt sie in der Komödie im Bayerischen Hof: „Es ist also ein Nach-Hause-Kommen, das mit vielen Erinnerungen verbunden ist.“ Heute lebt Neubauer mit ihrem Partner José Campos auf Mallorca.
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