EHC-Stürmer Ben Smith über die bisherige Saison, Playoffs und den Reiz an München

Der EHC Red Bull München ist Sieger der Hauptrunde in der DEL und geht von der Pole Position in die Titelkämpfe. Dabei kann das Team auf Ben Smith zählen. Der Stürmer im Hallo-Interview:
Ben Smith spielt in seinem zweiten Jahr in München. Der 34-Jährige kam aus Mannheim, wo er 2019 schonmal Deutscher Meister wurde. Ein Erfolg, den er mit den Red Bulls wiederholen will. Im Hallo-Interview spricht er über die Hauptrunde, seine Rolle im Team und darüber, was er an München besonders schätzt.
Ben, die Red Bulls sind Hauptrundensieger der Deutschen Eishockey Liga (DEL) und konnten sich vorzeitig für die Champions League qualifizieren. Glückwunsch dazu! Ist das für euch ein kleiner Schritt zum großen Ziel, oder seht ihr das als erstes großes Saisonziel an?
Für uns war es wichtig, den Heimvorteil für die Playoffs zu sichern. Es ist immer schön, vor den eigenen Fans zu spielen. Auch die Champions Hockey League (CHL) ist uns sehr wichtig, dort können wir uns mit den besten Teams Europas messen. Das alles mit noch vier Spielen in der Hand zu erreichen, ist ein fantastischer Erfolg und ein großer Schritt. Jetzt haben wir Zeit zum Trainieren und um das Momentum aus den letzten Siegen zu behalten.
Als Hauptrundensieger habt ihr bisher eine tolle Saison hingelegt, daran konnte auch ein kleinerer Durchhänger im Januar nichts ändern. Wie habt ihr als Team diese Phase wahrgenommen und überwunden?
So ist das nun mal im Eishockey. Es war uns von Anfang an klar, dass wir auch ein paar Spiele verlieren werden. Manchmal haben wir Fehler gemacht, an denen wir arbeiten konnten, manchmal hatten wir auch einfach Pech. Ich bin trotzdem froh über diese Spiele, weil wir daraus lernen konnten. Man fängt an, vieles zu überdenken und wird auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Mir ist so ein Durchhänger im Januar lieber als im März oder April, wenn es um den Titel geht.
Zuletzt habt ihr ein umkämpftes Spiel in Ingolstadt, beim Tabellenzweiten, gewonnen. Für den Zuschauer gab es eine Menge Checks, Zweikämpfe, Provokationen und sogar einen Faustkampf. War das ein guter Vorgeschmack für die Playoffs?
Das Spiel hatte vollends Playoff-Charakter. Und dann war es auch gleich ein Derby gegen den direkten Verfolger – das war ein exzellenter Test für uns. Es war in der Tat ein sehr hitziges Spiel mit vielen engen Zweikämpfen, das hin und her ging.
Kürzlich hat dein Teamkollege Ryan McKiernan sehr deutlich gesagt, dass er keine Angst hat, arrogant zu wirken, wenn er klar ausspricht, dass die Red Bulls spielen, um den Titel zu holen. Eine Einstellung, wie sie eine Meistermannschaft braucht…
Klar! Zweifel sind Gift, weshalb wir jedem klarmachen sollten, dass wir alle Spiele gewinnen möchten. Unser Fokus in den Playoffs liegt auf unserem eigenen Spiel. Wir beherrschen unser System schon seit Saisonbeginn sehr gut, das haben wir beim Sieg gegen Ingolstadt erneut unter Beweis gestellt. In der entscheidenden Phase der Saison, den Playoffs, werden wir das fortsetzen.
Doch bevor diese beginnen warten noch drei Spiele in der Hauptrunde auf euch. Es geht zuerst nach Düsseldorf, dann ein Heimspiel-Doppelpack gegen Iserlohn und Straubing. Wie siehst du die kommenden Gegner?
Alle drei stecken im Positionskampf, für sie geht es um sehr wertvolle Punkte für gute Playoff-Plätze. Wir wissen genau, dass harte Spiele auf uns zukommen werden. Straubing hat uns beim letzten Mal hoch geschlagen (5:1, Anm. d. Red.) und gegen Düsseldorf haben wir auch die letzten beiden Spiele verloren (4:5 und 2:5, Anm. d. Red.). Da haben wir Einiges wiedergutzumachen und wollen unsere Revanche.
Also wollt ihr nicht experimentieren? Eher nach dem Motto „Never change a running system“ weitermachen …
Nein, wir fokussieren uns auf unser System, spielen gutes Eishockey und wollen das Momentum mitnehmen. Für uns gibt es ab jetzt keine Pausen mehr.
Du spielst in der Paradereihe der Red Bulls als Mittelstürmer mit Yasin Ehliz und Austin Ortega, die die team-internen Top-Scorer sind. Wie entsteht euer gutes Zusammenspiel?
Schon seit über einem Jahr können wir in dieser Konstellation zusammenspielen, das hilft uns sehr, die Chemie aufzubauen. Natürlich verstehen wir uns auch neben dem Eis exzellent. Sie sind tolle Teamkameraden, das gibt mir jedes Mal ein gutes Gefühl. Yasin (Ehliz, Anm. d. Red.) ist ein kompletter Spieler, der wahnsinnig vielseitig ist, Zweikämpfe in der Offensive wie auch in der Defensive annimmt und gewinnt. Und er hat einen sehr ausgeprägten Torriecher. Tegs (Austin Ortega, Anm. d. Red.) kann Tore schießen aus Situationen, aus denen man einen Erfolg eigentlich gar nicht mehr für möglich hält. Die beiden geben unserer Mannschaft so viel, es ist ein unglaubliches Gefühl, mit ihnen zu spielen.
Du zählst zu den erfahreneren Spielern im Team, bist Assistenz-Kapitän und bekommst sehr viel Eiszeit pro Spiel. Was willst du auf und abseits des Eises in die Mannschaft einbringen, worin siehst du deine Rolle?
Ich will mein Selbstvertrauen in die Mannschaft einbringen und für gute Stimmung sorgen, egal wie es steht oder wie lange noch zu spielen ist. Als junger Spieler lernt man von den Älteren, die den Plan des Trainers befolgen. Also will jetzt auch ich ein Vorbild sein und die anderen mit dieser Einstellung anstecken. Wir können Fehler nie ganz ausschließen, aber wir müssen sie minimieren. Mein Job ist es so hart wie möglich zu arbeiten, um den Teamerfolg sicherzustellen. Dabei fühle ich mich sehr wohl und habe meinen Platz und meine Rolle gefunden. Als Assistenz-Kapitän ergreife ich auch ab und an das Wort, aber Hagi (Patrick Hager, Anm. d. Red.) ist unser Kapitän, er legt die Grundlagen, und das macht er exzellent. Wir alle folgen gerne seiner Führung.
Apropos Hager: Vor einigen Wochen hat er in einer Eishockey-Zeitschrift seinen Unmut darüber geäußert, dass hart arbeitende Spieler, die Schüsse blocken, Anspiele gewinnen oder besonders zweikampf- und laufstark sind, nicht so wertgeschätzt werden von außerhalb, wie die Top-Scorer. Siehst du das ähnlich, oder ist dir das Außenrum unwichtig?
Es ist offensichtlich, dass der Scorer, egal in welchem Teamsport, immer mehr Aufmerksamkeit von Fans und Medien bekommt. Auch bei den persönlichen Auszeichnungen: Der Verteidiger des Jahres wird häufig derjenige, der die meisten Tore schießt. Aber wie gut hat er in der Defensive gearbeitet? Hat er fast jeden Zweikampf verloren oder schlampige Pässe gespielt? Echte Fans und Experten erkennen die Mühen, wenn man einen Schuss blockt, viele Zweikämpfe oder Anspiele gewinnt. Wir als Team können gemeinsam mit den Trainern unsere Arbeit sehr gut gegenseitig einschätzen. Das ist die Grundlage für eine Meistermannschaft, wenn jeder im Team an einem Strang zieht und seine Rolle kennt und liebt.
Es ist nun dein zweites Jahr in München. Du konntest mit der Mannschaft auf die Wiesn gehen und das Leben öffnete sich wieder mehr in der Stadt. Jetzt, wo du ein kompletteres Bild von München hast, was liebst du am meisten an der Stadt?
Ich finde es immer cool, so wie jetzt bei Sonnenschein und milden Temperaturen draußen auf der Veranda zu hocken (lacht). Aber im Ernst, es ist großartig, wie viele verschiedene Restaurants, Cafés und Ausgehmöglichkeiten es hier gibt. Das sind wohl die Vorteile, die eine Großstadt wie München mit sich bringt, und ich schätze sie sehr.
Vor Kurzem war Valentinstag und die Red Bulls haben ein kurzes Video veröffentlicht, in dem einige deiner Teamkameraden ihre Liebe für ihre Mitspieler ausdrücken konnten. Zach (Redmond, Anm. d. Red.) und Danny (aus den Birken, Anm. d. Red.) haben dich als einen sehr netten, höflichen und liebenswerten Kollegen bezeichnet. Willst du irgendwas darauf antworten?
(lacht) Wow, davon habe ich gar nichts gewusst, das Video kenne ich ehrlich gesagt nicht. Aber es ist sehr freundlich von den beiden, dass sie so über mich sprechen. Es sind allesamt super Leute, da fällt es mir leicht, immer Ich selbst zu bleiben und zum Mannschaftsleben beizutragen
Hallo verlost Karten für die nächsten beiden Heimspiele gegen Iserlohn und Straubing.
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